Bewerben ab 40: Schinderei mit Chancen

17.07.2006
Von Michael Schweizer

Seien Sie flexibel. Damit ist nicht die Phrase aus den Stellenanzeigen gemeint. Sondern die Lust, alle bisherigen Kompromisse erst einmal zu vergessen und nach dem zu suchen, was einem am meisten liegt, auch wenn man es noch nie gemacht hat. Der Speicherspezialist Peter Gogl (42) schied bei EMC auf eigenes Betreiben aus, weil er sich dort dem Stress gesundheitlich nicht mehr gewachsen fühlte. Beim Industriecomputer-Hersteller DLoG in Olching ist er nun für Pre- und Postsales-Projekte zuständig. Dabei braucht er weniger technische Details zu kennen als bei EMC, muss - oder darf - aber mit Kollegen und Kunden viel mehr reden. Das gefällt ihm.

Soziale Netzwerke sind Rettungsringe

Rufen Sie alle an. Nicht nur für Bewerber sind Stellenanzeigen ein Ärgernis. Auch Unternehmer und ihre leitenden Mitarbeiter mögen es, wenn sie sich nicht auf die Risiken einer Ausschreibung einlassen müssen, sondern den neuen Helfer im Bekanntenkreis oder durch persönliche Empfehlung finden. Laut Michael Franzkowiak, Personaldisponent beim Zeitarbeitsvermittler AVJS und nebenberuflicher Coach, werden nur 20 Prozent aller freien Stellen inseriert. Auf sie bewerben sich aber 80 Prozent der Jobsuchenden. Aussichtsreicher sei es, mit nur 20 Prozent der Bewerber um die 80 Prozent versteckten Jobs zu wetteifern. Dazu muss man Letztere erst einmal finden, und zwar, indem man - überspitzt gesagt - alle Menschen anruft, die man jemals kennen gelernt hat, und ihnen die richtigen Fragen stellt. Softwareentwickler Müller hat das getan. Es fiel ihm nicht leicht, "die Karten auf den Tisch zu legen und das Gefühl zu haben, um einen Job zu betteln". Aber "die Resonanz war durchweg positiv". "Soziale Netzwerke sind Rettungsringe", schreibt die Personalberaterin Ursula Thieme in ihrem nützlichen Ratgeber "Bewerbung mit 40 plus" (Orell Füssli Verlag, Zürich 2005, 217 Seiten, 19,80 Euro).

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