Bilanz: ein Jahr unter der Tul ip-Flagge

07.09.2007
Vor etwas über einem Jahr wurde Devil vom niederländischen Tulip-Konzer n übernommen. ChannelPartner- Redakteurin Beate Wöhe sprach mit Devil-Geschäftsführer Karsten Hartman n darüber, ob sich im ersten Jahr als Tulip-Tochter etwas verändert hat und welche Pläne Devil für das im Juli 2007 begonnen e neue Geschäftsjahr hat.

Eines der Highlights der dies-jährigen Devil-Hausmesse war der Bereich "Living Room" mit einem multimedial vernetzten Wohnzimmer. Seit rund drei Jahren geht es mit dem UE-Thema in der IT-Branche nicht recht vorwärts. Ist dieser Markt aus Ihrer Sicht ein Stück weitergekommen?

Karsten Hartmann: Bisher fehlte es an passenden Produkten. Jetzt erst kommen Geräte, die tatsächlich im Wohnzimmer gut aufgehoben sind.

Welche zum Beispiel?

Hartmann: Dazu zähle ich Mediaplayer mit Festplatte und WLAN-Anbindung, die Verbindung mit Notebooks aufnehmen können, sodass ich beispielsweise meine Urlaubsbilder und Videos ohne großen Aufwand auf dem Fernseher ansehen kann.

Macht sich diese Entwicklung bei Devil in den Absatzzahlen bemerkbar?

Hartmann: Ja, es wirkt sich aus. Diese Geräte werden im Retail bereits ganz vernünftig verkauft.

Sie glauben also, dass das vernetzte Heim eher ein Retail-Thema ist.

Hartmann: Ja, das glaube ich. Es muss aber nicht unbedingt nur ein Retail-Thema sein. Mehr Fachhändler müssten sich damit auseinandersetzen, um sich klar und besser von den Retailern abgrenzen zu können. Es ist der Fachhandel, der den Anschluss zu Hause bei den Kunden mit WLAN über PC- und Fernsehtechnik serviceseitig anbieten müsste.

Hat Devil für den CE-Bereich, wie manche andere Großdistributoren, für UE-Produkte eine eigene Business-Unit?

Hartmann: Für uns ist UE ein Thema, das im Moment einfach so mitläuft. Wir bauen hier im Moment mehr Konzentration auf, sind damit aber noch nicht fertig.

Kommen wir zu einem anderen Thema: die Übernahme durch Tulip. In einem Gespräch mit ChannelPartner im August 2006 sagten Sie: "Devil stellt sich durch die zukünftige Situation auf extrem komfortable Beine." Jetzt ist ein Jahr vergangen. Arbeiten Sie nun komfortabler?

Hartmann: Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Zusammenarbeit völlig reibungslos, perfekt und harmonisch funktioniert. Es ist alles so eingetroffen, wie wir es vorausgesehen hatten.

Noch mal die Frage: Arbeiten Sie nun komfortabler als vor der Tulip-Übernahme?

Hartmann: Wir sind selbst weiterhin so stark, dass wir im Grunde keine Hilfestellung benötigen. Es haben sich seit der Übernahme weder positive noch negative Einflüsse herauskristallisiert. Speziell die finanzielle Situation ist bei uns im Gegensatz zu vielen anderen sehr gut.

Im Zusammenhang mit der Akquisition war die Sprache von Synergien. Es war die Rede von der Vermarktung der Produkte der Tulip-Tochter Conceptronic durch Devil. Erst im Januar 2007 teilte Devil mit, dass Centronic-Produkte ins Portfolio aufgenommen wurden. Wieso so spät?

Hartmann: Wir hatten die Conceptronic-Produkte auch schon vor Januar dieses Jahres im Sortiment, wollten das Start-up aber vernünftig vorbereiten. Besondere Initiativen wollen besonders vorbereitet werden.

Besondere Initiativen? Was unterscheidet die Conceptronic-Distribution von Verträgen mit anderen Herstellern?

Hartmann: Im Grunde genommen ist es eine normale Distribution, die wir aber als Schwesterunternehmen besonders pushen.

Conceptronic ist nicht der einzige Hardwarehersteller im Tulip-Konzern. Hat Devil zwischenzeitlich auch Produkte anderer Schwestergesellschaften aufgenommen oder gibt es diesbezügliche Pläne?

Hartmann: Derzeit nicht.

Devil kommt aus der Komponentendistribution, hat aber zwischenzeitlich das Portfolio auch in andere Produktlinien sehr stark ausgeweitet. Wie hoch ist derzeit noch der Umsatzanteil mit Komponenten?

Hartmann: Hier stellt sich die große Frage, was man unter Komponenten versteht.

Sagen Sie es, Sie sind der Fachmann.

Hartmann: Nehmen wir die klassischen Einbauartikel. Diese Produkte sind nach wie vor einer unserer großen Schwerpunkte. Ich denke, dass wir nach wie vor über 70 Prozent unseres Umsatzes mit diesen Komponenten machen.

Mit der Veröffentlichung der Jahresergebnisse im Juni 2007 hat Devil bekannt gegeben, dass noch im laufenden Jahr die Lagerkapazitäten um über 5.000 und die Bürofläche um 1.000 Quadratmeter ausgebaut werden sollen. Ist der erste Spatenstich schon erfolgt?

Hartmann: Den hätten wir gern gemacht, er hat jedoch leider noch nicht stattgefunden. Wir werden aber bald loslegen.

Wann glauben Sie, dass die neuen Flächen fertig werden?

Hartmann: Das müssen wir nach den neuen Plänen noch überdenken. Der Bau wird drei bis vier Monate dauern.

Devil hatte bekannt gegeben, dass die erweiterte Fläche benötigt würde, um Expansionspläne durchzuführen. Hierbei ging es um die Themen Systemhäuser und die Sondierung im Retail-Kanal. Können Sie diese Pläne etwas genauer beschreiben?

Hartmann: Wir wollen uns als guter Partner für Systemhäuser aufstellen und präsentieren und in diesem Channel mehr Umsätze generieren. Wir sind in diesem Segment zwar bereits aktiv, können aber noch deutlich wachsen.

Im Systemhauskanal gibt es einige Mitbewerber, die bereits seit Jahren gute Kontakte zu Systemhäusern pflegen. Diese werden sie nicht freiwillig einem anderen überlassen.

Hartmann: Das ist richtig. Aber speziell mit Notebooks machen wir mit einigen Herstellern gute Geschäfte. Mit Asus beispielsweise sind wir schneller und flexibler als andere. Insofern sehe ich gute Chancen im Systemhaus-Channel.

Und wie sehen Ihre Pläne im Retail-Kanal aus?

Hartmann: Hier beschränken wir uns aktuell auf den leichten Ausbau des vorhandenen Geschäftes mit den Kooperationen, an die auch Retail-Märkte angeschlossen sind. Und dort sehe ich auch mit der Conceptronic-Produktlinie gute Chancen. Den Ausbau im Retail-Kanal werden wir aber sehr mit Bedacht durchführen. Wir wollen keine starke Konzentration auf diesen Bereich und vor allem keine Konkurrenz zum Fachhandel herbeiführen.

Im November 2006 wurde Tulip für rund 16 Millionen Euro offiziell Mehrheitseigner von Devil. Ein Zitat aus der damaligen Pressemitteilung: "Die erste Zahlung kann einmalig erhöht werden, wenn Devil in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2006 vorab vereinbarte Ziele erreicht." Devil hat das Geschäftsjahr zum 30. Juni 2007 abgeschlossen. Sind von Tulip noch ein paar Millionen geflossen?

Hartmann: Ja, diese Ziele hatten wir im zweiten Halbjahr erreicht.

Eines der Ziele haben Sie allerdings nicht erreicht. Sie hatten sich für das Geschäftsjahr 2006/2007 zehn Prozent Umsatzwachstum vorgenommen. Devil erreichte stattdessen sechs Prozent Umsatzwachstum.

Hartmann: Umsatz ist ja bekanntlich nicht alles. Wir haben im Frühjahr des vergangenen Jahres das Management umstrukturiert. Diese umfangreichen strategischen Umstellungen haben nicht ganz so schnell gegriffen, wie wir es geplant hatten. Im zweiten Teil unseres Geschäftsjahres von Januar bis Ende Juni lagen wir dagegen wieder über den Zielen. Trotzdem konnten wir nicht alles wieder aufholen.

Wie sehen Ihre Pläne für das aktuelle Geschäftsjahr aus?

Hartmann: Tendenziell sind wir auf dem richtigen Weg der Steigerung, sodass wir auch weiterhin diese zehn Prozent Wachstum für das aktuelle Geschäft geplant haben.

Wie ist das erste Quartal Ihres Geschäftsjahres von Juli bis September gelaufen?

Hartmann: Aktuell sind wir über Plan.

Vor allem in den vergangenen zwölf Monaten fand international sehr viel Konsolidierung in der Distribution statt. Hat Devil Expansionspläne ins Ausland?

Hartmann: Eigene strategische Pläne in diese Richtung haben wir nicht. Devil ist aber in die Konzerninteressen von Tulip eingebunden, sodass es hier Themen für die Zukunft geben kann und wird.

Es könnte also passieren, dass Devil künftig nicht der einzige Distributor im Tulip-Konzern bleiben wird?

Hartmann: Ich glaube, dass es für Deutschland auf jeden Fall so bleiben wird. Interessant wird es natürlich, Partnerschaften im europäischen Ausland weiter auszubauen. Das wird sicherlich ein Thema sein.

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