Billy Boys dicke Eier

21.03.2002
Wie Bayern und der DFB

Während das frostige Cebit-Klima dezent Schneeflöckchen vom Himmel rieseln lässt, räkeln sich im wettergöttlich bevorzugten Südwesten die Rammler auf der frisch ergrünten Wiese bei 20 Grad im Schatten. Es ist Frühling in der Region, wo sich im Umkreis von 25 Kilometern sieben Elektrofachmärkte, auch als Kistenschieber bekannt, das Bruttosozialprodukt der noch arbeitenden Bevölkerung aufteilen. Zu der Jahreszeit, in der Cholesterin förderndes Naschwerk neben Adrenalin steigernder Hardware in den Supermärkten vergammelt, bringen die Gates-Schergen eine sauteure Spielkonsole in den Retail-Kanal. Da zu Kommunion und Konfirmation, inzwischen auch zu Ostern, bei der Zielgruppe die Kohle locker sitzt, ließ man über die so genannte Spieledistribution, eine dem Fachhandel weitgehend verborgene Einkaufsquelle, das Gerücht erwartender Lieferengpässe kursieren. Wer vorbestellte, zahlte bei einem dieser "Großhändler" den unverschämten Preis von 478,50 Euro zuzüglich Versandkosten. Das ist fünfzig Cent unter der unverbindlichen Preisempfehlung. Solchen Unternehmen wünsche ich als abhängig Bestellender die jährliche Betriebsprüfung. Diesbezüglich demotiviert und mit der Horrormeldung von zerkratzten DVDs im Hinterkopf, empfahl ich meiner Klientel, den Verkaufsbeginn erst einmal abzuwarten. Selten kam von Microsoft etwas auf den Markt, was nicht binnen weniger Monate extrem verbessert werden musste. Und siehe da, selbst die ansonsten gut informierte Restkonkurrenz der Metrotruppe, die bei uns mit den Dortmund-Farben wirbt, wurde mit einem Media-Markt-Angebot von 399 Euro auf die Plätze verwiesen. Da zahlt der Händler 20 Prozent mehr als der Kunde.

Das ist, wie wenn man derzeit gegen Bayern München spielt, und der Schiedsrichter fährt mit einem Siebener BMW vor. Und wie nach diesem Spiel vom letzten Samstag hat man zwar das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Der Kunde ist zufrieden, immerhin hat ihm meine Empfehlung 80 Euro gespart, und ich habe in Unterzahl ein Unentschieden erkämpft, weil ich diese Box nicht bestellte. Allerdings bleiben Aggressionen von der Art, wie sie nach offensichtlichen Ungerechtigkeiten entstehen. Die des Kunden, weil für den versprochenen DVD-Player noch Optionen gekauft werden müssen und nur wenige teuere Spiele verfügbar sind. Meine, weil ich für Microsoft und den DFB anscheinend nur zweite Wahl bin und mein Spiel verkauft wurde.

Mein Fazit: Während ich der X-Box den Flop des neuen Jahrhunderts wünsche, mit Rückrufaktion und allem was dazu gehört, sollen der DFB und seine Handlanger noch viele Punkte holen. In Flensburg!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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