Biodata-Chef Siekmann setzt auf Sicherheitslösungen

06.04.1999

LICHTENFELS: Im Herzen Deutschlands, etwa 80 Kilometer südwestlich von Kassel, liegt eine alte Burg. Schon vor knapp 850 Jahren boten ihre Mauern den Bewohnern Schutz und Sicherheit. Mittlerweile hat sich in dem mittelalterlichen Gemäuer jedoch eine High-Tech-Firma eingenistet. Und ob Zufall oder nicht, auch sie hat sich dem Schutz und der Sicherheit verschrieben.Die Rede ist von der Burg Lichtenfels und der Biodata Systems GmbH & Co. KG. Das 1984 gegründete Unternehmen, das seinen Sitz 1990 nach Lichtenfels ins Ederbergland verlegte, hat sich mit Sicherheitslösungen im Netzwerk- und Telekommunikationsbereich einen Namen gemacht. Auf Firewall-Lösungen und ISDN-Verschlüsselungen gründet der Firmenerfolg der letzten Jahre: 1998 vervierfachte sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahr auf 22 Millionen Mark. Mit neuen Produkten für neue Zielgruppen peilt Geschäftsführer Tan Siekmann in diesem Jahr neue Dimensionen an: "Wir wollen die 100 Millionen vollmachen."

Ein Sprachwirrwarr

Übermut? Größenwahn? Vielleicht. Eher ein wohlkalkulierter Plan eines Geschäftsmannes, der Biodata schon als Oberstufenschüler aus der Wiege hob und jetzt 60 Mitarbeiter weltweit beschäftigt. Was einst als Unternehmen zur Entwicklung von Software für medizinische Labors und naturwissenschaftliche Datenverarbeitung begann, hat sich mittlerweile zum - nach eigenen Angaben - weltweiten Marktführer für ISDN-Verschlüsselungen gemausert.

Es war eine Nische, die Siekmann mit seinen Produkten für die ISDN-Verschlüsselung besetzte. Abhörsicheres Telefonieren, Faxen und Datenübertragung über ISDN sind dank der "Babylon"-Geräte kein Wunschgedanke mehr. Mit veränderten Kodiergeräten, der "Babylon-Meta"-Serie (siehe Kasten "Den Wanzen...") glaubt der Biodata-Chef, auch weiterhin auf dem richtigen Weg zu sein. "ISDN-Verschlüsselung", so Siekmann, "läßt sich mit Faxgeräten vergleichen: Vor nicht allzu langer Zeit wurden sie nur im Doppelpack verkauft. Seit drei oder vier Jahren gehören sie zur Standardausrüstung eines Unternehmens."

Allerdings gibt er zu, daß Babylon Meta momentan noch kein klassisches Handelsprodukt ist. Daher müsse gerade jetzt beim Fachhändler das Bewußtsein für diese Geräte geschaffen werden. Einen sinnvollen Einsatzbereich hat er auch parat: "Denken Sie an mittelständische, innovative Unternehmen, die sich auf diese Weise vor Wirtschaftsspionage absichern können."

Während ISDN-Kodierprodukte noch auf den Durchbruch warten, ist der Markt für Firewall-Lösungen bereits vorhanden. Hier wartet Biodata mit der "BIG"-Produktfamilie auf, bestehend aus ISDN-Routern und Firewalls. Weltweit gibt es laut Siekmann dabei nur fünf Anbieter von "Black Boxes" mit vorkonfigurierten Systemen, also Lösungen, bei denen die Firewall in die Hardware integriert ist. "Und hier sind wir noch an fünfter Stelle", fügt der Geschäftsführer hinzu. Durch das zweite neue Produkt, "BIG Fire+ Office", soll sich dies aber möglichst bald ändern (siehe Kasten "Firewall...").

Sicherheitsmarkt im Wandel

Stellt sich die Frage, wie es derzeit generell im weltweiten Sicherheitsmarkt aussieht. Siekmann verweist auf eine Studie des Marktforschungsinstituts Gartner Group, nach der dieses Segment zur Zeit exponentiell wächst und in diesem Jahr weltweit die Drei-Milliarden-Dollar-Grenze durchbrechen wird. Dabei, so Siekmann, befänden sich große Firmen bei der Einrichtung von unternehmensweiten Firewalls jetzt am Ende der ersten Phase, in der sie sich gegen externe Angriffe schützten. Künftig sei die interne Sicherheit an der Reihe, also beispielsweise der Schutz einzelner Abteilungen. Dagegen würden kleinere Firmen, die zur Zeit noch mit anderen Problemen, wie etwa der Jahr-2000-Umstellung, beschäftigt sind, demnächst in die erste Phase eintreten. Gesättigt sei der Markt daher noch lange nicht.

Allerdings ließen sich Sicherheitslösungen auch nicht von alleine verkaufen, schränkt Siekmann ein. Sehr beratungsintensiv seien diese Produkte, betont er. Manchmal vergingen zwischen dem Erstkontakt und dem Geschäftsabschluß sechs Monate und mehr. Geeignete Handelspartner sind seiner Meinung nach Systemhäuser, die Security-Lösungen als Add-on-Geschäft betreiben.

Ob Biodata den Aufwärtstrend in gleichem Maße wie bisher fortsetzen kann, ist noch nicht absehbar.

Fest steht nur, daß Siekmann dem Trend "Börsengang" derzeit nicht folgen will. "Denn dann sind wir zu sehr vom Shareholder-Value abhängig". (tö)

Schutz und Sicherheit im Zeichen der Burg: der Firmensitz von Biodata im nordhessischen Lichtenfels.

Geschäftsführer Tan Siekmann: "ISDN-Kodiergeräte sind eine

Investition in die Zukunft."

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