Krypto Miner bremsen Gamer aus

Bitcoin-Hype treibt Grafikkartenpreise hoch

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Nicht nur die höhere Nachfrage von Gamern nach leistungsstarken Grafikkarten während der Corona-Pandemie treibt die Preise nach oben. Bitcoin Mining wird durch hohe Kurse der Krypto-Währung wieder lukrativ und verlangt nach immer mehr Rechenleistung.

In den letzten zwölf Monaten sind die Preise für leistungsstarke Grafikkarten geradezu durch die Decke geschossen. Die B2B-Handelsplattform ITscope hat für die Top-Zehn-Grafikkarten auf ihrem Portal die Händlereinkaufspreise (HEK) genauer unter die Lupe genommen. So lagen die Einkaufskonditionen im ersten und zweiten Quartal 2020 im Schnitt noch bei 470 Euro. Im dritten und vierten Quartal lag der durchschnittliche HEK schon bei 750 Euro. Allein in den letzten Wochen gab es eine weitere Steigerung um nahezu 50 Prozent: ITscope hat nun einen Mittelwert von fast 1.100 Euro berechnet.

Leistungsfähige Grafikkarten sind nicht nur bei Gamern, sondern auch bei professionellen Minern von Krypto-Währungen begehrt.
Leistungsfähige Grafikkarten sind nicht nur bei Gamern, sondern auch bei professionellen Minern von Krypto-Währungen begehrt.
Foto: MSI

Aktuelle Zahlen der GfK bestätigen diesen Trend: Nach einer eher verhaltenen Entwicklung in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres stieg der Umsatz im vierten Quartal 2020 in Deutschland um 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Januar 2021 lag das Wachstum mit 94 Prozent sogar noch einmal deutlich höher. Inzwischen machen Grafikarten der neuen Generation zwei Drittel des Gesamtumsatzes aus.

Laut GfK übersteigt die Nachfrage derzeit das Angebot deutlich. "Wir gehen davon aus, dass die Umsatzzuwächse noch deutlich stärker ausgefallen wären, wenn eine höhere Verfügbarkeit der Produkte gegeben wäre", berichtet Aleksandar Tomasevic, Marktexperte für IT-Kategorien bei der GfK.

Hohe Nachfrage durch Mining

Allein durch eine höhere Nachfrage von Gamern, die in der Pandemie ihre Rechner aufrüsten wollen, ist dieser Boom nicht zu erklären. Experten führen die knappen Bestände auch auf den stark gestiegenen Bitcoin-Kurs zurück. Bitcoins können nicht nur gekauft, sondern auch selbst hergestellt werden. Diesen Vorgang, der über den Prozessor der Grafikkarte läuft, nennt man Mining. Dabei werden der Blockkette von Bitcoin weitere Blöcke hinzugefügt und die Miner erhalten eine Belohnung in Form von Bitcoins. Wie das genau funktioniert, haben unsere Kollegen von der PC-Welt beschrieben.

Der derzeit hohe Bitcoin-Kurs macht das Mining attraktiv. Professionelle Miner benötigen eine Unmenge an Rechenleistung und decken sich mit der entsprechenden Hardware ein. Der Markt gerät dadurch in Schieflage. Hobby-Gamer mit meist deutlich geringerem Budget haben dabei das Nachsehen. Hersteller wie Nvidia, deren Kunden aus der Gamerszene kaum noch an die Karten kommen, versuchen deshalb, der Nutzung zu Miningzwecken entgegenzuwirken. Grafikkarten mit sehr hoher Leistung, wie die Geforce RTX 3060, werden laut ITscope beispielsweise gezielt so ausgeliefert, dass sie das Mining verlangsamen.

Wie stark die Nachfrage und der Preis von Grafikkarten gestiegen sind, zeigt ITscope am Beispiel MSI RX 5700 XT GAMING X (Hst.-Nr. V381-032R) von April 2020 bis März 2021.
Wie stark die Nachfrage und der Preis von Grafikkarten gestiegen sind, zeigt ITscope am Beispiel MSI RX 5700 XT GAMING X (Hst.-Nr. V381-032R) von April 2020 bis März 2021.
Foto: ITscope

Keine kurzfristige Veränderung

Für GfK-Experte Tomasevic sind auch sogenannte Scalper, die Grafikkarten in hohen Mengen aufkaufen, um sie teurer wiederzuverkaufen, für das knappe Angebot verantwortlich. "Eine Entspannung der Situation wird erst dann eintreten, wenn ein stetiger und hoher Nachschub an Grafikkarten am Markt gewährleistet werden kann, was sicherlich noch einige Monate dauern kann", meint er. Eine Einschätzung, die auch ITscope teilt: Die weiter steigenden Infektionszahlen erwecken demnach nicht den Eindruck, als würde sich hier zeitnah Veränderung einstellen. Sollte der Lockdown jedoch in absehbarer Zeit eingestellt werden, könnten die wärmeren Temperaturen im Frühjahr vermehrt zu Outdoor-Aktivitäten einladen und das Interesse an Home Entertainment wieder abnehmen. Beim Bitcoin hingegen bleibe die Entwicklung weiterhin spannend denn die Krypto-Währung sorgte in den letzten Jahren immer wieder für Überraschungen.

Lesen Sie auch:

Asus warnt: Grafikkarten und Mainboards werden deutlich teurer

GeForce RTX 2080 Ti LIGHTNING Z: MSI präsentiert Turbo-Grafikkarte

Stellungnahme von AMD-Chefin Lisa Su: Radeon RX 6000 bis zum 2. Halbjahr schlecht verfügbar

Zur Startseite