Verlust und Stellenabbau

BlackBerry-Chef sagt schwere Zeit voraus

30.05.2012
Die Krise bei Research In Motion verschärft sich. Firmenchef Heins holt Investmentbanker als Berater ins Haus.

Die Krise beim BlackBerry-Hersteller Research In Motion (RIM) verschärft sich weiter. Im auslaufenden Geschäftsquartal droht wieder ein Verlust, Spekulationen über einen weiteren Stellenabbau machen die Runde. Der aus Deutschland stammende Konzernchef Thorsten Heins holt jetzt Investmentbanker als Berater ins Haus. Das ist oft der erste Schritt zu einem Verkauf.

"Unsere finanzielle Lage wird auch in den kommenden Quartalen herausfordernd bleiben", warnte Heins. RIM steht selbst im besten Fall noch eine monatelange Durststrecke bevor. Die ersten Geräte mit dem neuen Betriebssystem "BlackBerry 10" sollen erst Ende des Jahres auf den Markt kommen. Bis dahin muss RIM die Zeit mit älteren Modellen überbrücken, die in der Gunst der Kunden immer tiefer sinken.

Den Marktforschern vor Gartner zufolge schrumpfte der BlackBerry-Anteil am Smartphone-Geschäft im ersten Quartal auf 6,9 Prozent – von 13 Prozent noch ein Jahr zuvor. RIM versucht, unter anderem mit Preissenkungen und einem Schwerpunkt auf Wachstumsmärkte wie Indien gegenzusteuern. BlackBerry 10 ist der große Hoffnungsträger, mit dem RIM verlorenen Boden wieder gutmachen will. Eine Vorabversion wurde auf einer Entwicklermesse Anfang Mai gezeigt.

Hilfe von Banken

Angesichts der schwierigen Lage holte sich RIM die Hilfe von JPMorgan Chase und der Royal Bank of Canada, wie das Unternehmen bekannt gab. Die Banker sollen dabei helfen, RIM wieder in die Spur zu bringen – möglicherweise auch durch Kooperationen. Selbst über einen Verkauf war zuletzt immer wieder spekuliert worden. Dabei wurde etwa Facebook als möglicher Käufer gehandelt (--> wir berichteten). Medienberichten zufolge arbeitet das Soziale Netzwerk gerade an einem eigenen Smartphone. RIM war zuletzt weniger als sechs Milliarden Dollar wert.

Zudem geht Heins auf einen Sparkurs. Dabei würden auch Stellen wegfallen, erklärte er, ohne allerdings eine Zahl zu nennen. In einem Medienbericht war jüngst von 2.000 gefährdeten Jobs die Rede. Anfang März hatte RIM noch 16.500 Mitarbeiter.

Früher waren die BlackBerry-Handys eine Goldgrube. Doch die Zeiten sind vorbei.
Früher waren die BlackBerry-Handys eine Goldgrube. Doch die Zeiten sind vorbei.
Foto: Research in Motion

RIM setzt der Siegeszug von Apples iPhone und der Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android zu. Früher waren die BlackBerry-Handys eine Goldgrube. Doch die Zeiten sind vorbei. RIM hatte bereits im vergangenen Quartal Geld verloren.

Die frühere RIM-Spitze hatte den Trend zu berührungsempfindlichen Bildschirmen lange ignoriert und auf eine Tastatur gesetzt. Zudem hinken die BlackBerrys in Sachen Multimedia dem iPhone und den Android-Smartphones hinterher. Konzernchef Heins soll es nun richten. Er wird am 28. Juni Näheres zum Umbau bekanntgeben.

Heins hatte Anfang des Jahres das Ruder bei RIM übernommen, nachdem die beiden Firmengründer auf Druck der Aktionäre den Rückzug antreten mussten. Heins ist seit 2007 bei RIM. Er hatte einst Karriere in der früheren Kommunikationssparte von Siemens gemacht. (dpa/tö)

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