Börsen-Newcomer hoffen auf gute Plazierung

11.12.1998

MÜNCHEN/HAMELN: Data Design und MB Software heißen im November die Börsen-Neulinge am Frankfurter Neuen Markt. Beide Software-Unternehmen wollen mit dem Börsengang ihr weiteres Wachstum finanzieren."Die Bullen melden sich zurück", titelte vor kurzem die Süddeutsche Zeitung. An den nationalen wie internationalen Börsenplätzen scheint sich die Situation nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen jetzt zu stabilisieren. Neulinge wie die Data Design AG können wieder mit einem positiven Börsenumfeld rechnen.

Der Münchner Softwarehersteller will mit seinen Produkten Bankkunden und Internet-Händlern das Leben leichter machen. Um über das Internet Aktien kaufen oder Daueraufträge an Bankautomaten einrichten zu können, sind Vernetzungen notwendig, die auf dem HBCI-Standard basieren. Stefan Pfender, mit 27 Jahren Deutschlands jüngster Vorstandschef einer börsennotierten Aktiengesellschaft, glaubt, mit der Software "Financial Transaction System" das Rennen unter den deutschen Anbietern anzuführen. "Wir bieten als erstes Unternehmen eine komplette Infrastruktur an, die auf der HBCI-Technologie aufsetzt", erklärte er auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Ihren Technologievorsprung wollen die Münchner mit dem Börsengang weiter ausbauen. Pfenders erklärtes ist es, die geplante Expansion des Unternehmens so rasch wie möglich voranzutreiben.

Umsatzverdoppelung anvisiert

Noch zählt das 1992 gegründete Softwarehaus mit 53 Beschäftigten zu den sogenannten "Small Caps" in der Branche. Nach 4,3 Millionen Mark Umsatz im zurückliegenden Geschäftsjahr kletterten die Einnahmen im ersten Halbjahr 1998 bereits auf 3,4 Millionen Mark. Vorgenommen hat sich der Vorstandschef für das laufende Geschäftsjahr die Zehn-Millionen-Umsatzmarke. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit soll bei einer Million Mark liegen (1997: 100.000 Mark).

Mit dem Erlös aus dem Börsengang will sich Pfender im nächsten Jahr auf den Aufbau eines zweiten Standbeins im Bereich E-commerce konzentrieren. Eine Kooperation mit der Intershop AG besteht bereits. Konkret planen die Münchner, Lösungen für Händler auf dem Standard SET zu entwickeln, durch die Kunden Produkte auch per Kreditkarte bezahlen können. Bereits 1999 will Pfender ein Viertel der geplanten 24 Millionen Mark in diesem Bereich erwirtschaften.

Ähnlich ehrgeizige Wachstumsziele verfolgt auch die MB Software AG, deren Börsendebüt Mitte November auf dem Programm steht. Den Weg in die Tempel des Kapitals, im September kurzerhand abgeblasen, wagen die Hamelner nun im zweiten Anlauf. MB Software entwickelt Programme für Architektur und das Bauingenieurwesen. Die Produktpalette der Niedersachsen reicht von Softwarepaketen für Soho-Kunden bis zu High-end-Anwendern. Unterstützt werden dabei alle "am Bau Beteiligten" vom Bauherrn bis zu größeren Architekturbüros, vom Statiker bis zum Baustoffhersteller.

Im Geschäftsjahr 1997/98 (31.3.) erzielte MB Software einen Umsatz von 28 Millionen Mark - ein Plus gegenüber dem Vorjahr von

46 Prozent. Einschließlich der Tochterund Beteiligungsgesellschaften beliefen sich die Einnahmen auf 61 Millionen Mark bei einem Ergebnis von 2,4 Millionen Mark vor Steuern. Trotz der allgemeinen Stagnation im Bausektor und des scharfen Wettbewerbs unter Anbietern von Branchensoftware in der Sparte Architektur peilt Vorstandsvorsitzender Bernhard Mursch im Jahr 2000 einen Umsatz von über 100 Millionen Mark an.

Starke Expansion in Europa geplant

Nach den Worten des Unternehmenschefs will MB Software in Zukunft seine Marktposition in Deutschland, Österreich und der Schweiz weiter ausbauen und europaweit Präsenz zeigen. Bereits jetzt bestehen Vertriebsgesellschaften und Kooperationen mit regionalen Distributoren in Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Schweden und Italien. Flagge wollen die Hamelner in den kommenden Jahren auch in Polen und Rußland zeigen. (god)

Zur Startseite