Börsendebüt am neuen Markt

23.07.1998

AACHEN: Die Elsa AG gehört zu den Börsenneulingen am Neuen Markt im Monat Juni. Mit frischem Börsenkapital im Rücken will der Aachener Anbieter von PC-Peripherieprodukten in der Computergrafik und Datenkommunikation sein zukünftiges Wachstum finanzieren, gleichzeitig aber auch seine internationale Marktposition ausbauen."Vom Listing an der New Yorker Nasdaq haben wir erst mal Abschied genommen", erklärte Theo Beisch, Vorstandsvorsitzender und nach eigenen Worten bislang "nahezu Alleingesellschafter" der Elsa AG, vor kurzem auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Warum auch sollte die Aktienreise über den großen Teich gehen, wenn sich an deutschen Börsenplätzen ebenfalls ordentlich Kasse machen läßt. Rund 75 Millionen Mark (brutto) wurden dem PC-Peripherie-Anbieter eigenen Angaben zufolge im Zuge der Aktieneinführung am Neuen Markt in die Unternehmenskasse geschwemmt - Kapital, mit dem sich die Zukunft planen läßt.

Dabei hatten die Aachener in den letzten Jahren ohnehin kaum Grund, über schwache Wachstumsraten zu klagen. Auf über 286 Millionen Mark schnellten die Einnahmen 1997 hoch - ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 27 Prozent. Damit wurde zwar nicht das Rekordjahr 1996 erreicht (plus 90 Prozent), doch zeigte die Wachstumskurve der Company in den letzten Jahren kontinuierlich nach oben.

Hauptumsatzträger war 1997 mit rund 70 Prozent der Geschäftsbereich Computergrafik. In diesem Segment werden 2D- und 3D-Grafikkarten, Farbmonitore sowie Flachbildschirme entwickelt und vermarktet. Die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr lag hier bei 36 Prozent.

Ein nur zehnprozentiges Plus verzeichnete dagegen das Geschäftsfeld Datenkommunikation, das 1997 knapp über 30 Prozent zu den Einnahmen beisteuerte. High-speed-Modems, ISDN-Adapter, Internet-Zugangs-Router sowie Videokonferenzsysteme gehören hier ins Portfolio. Die überwiegend selbst entwickelten Produkte adressieren sowohl den professionellen Kunden als auch den Consumermarkt.

Ergebnis erreichte nur Vorjahresniveau

Trotz der neuerlichen Umsatzsteigerung sackte 1997 das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mit 13,9 Millionen Mark gegenüber dem Vorjahr (1996: 14,1 Millionen) leicht ab. Der 37jährige Firmenchef zeigte sich damit aber dennoch "absolut zufrieden, auch wenn die Zahlen hinter unseren Vorstellungen geblieben sind". Die Ertragsdelle begründete er mit "einer Nachfrageschwäche im deutschen PC-Markt" und mit Rückstellungen im Forschungsbereich. Rund ein Drittel der über 500 Mitarbeiter sind auf dem Gebiet Forschung und Entwicklung tätig. Beisch sieht diesen Bereich, in den 1997 Aufwendungen in Höhe von 9,3 Millionen Mark flossen, als das "Herz von Elsa". Die Aachener zählen sowohl PC-Branchengrößen wie Compaq, Dell oder Hewlett-Packard, als auch TK-und Online-Unternehmen wie AOL, die Deutsche Telekom oder Compuserve zu ihren OEM-Kunden.

Ausbau des weltweiten Vertriebsnetzes

Der Vertrieb der Hardwareprodukte erfolgt im deutschen und internationalen Markt durch namhafte Distributoren, angefangen bei A wie Actebis bis zu T wie Techdata. Mit dem Emissionserlös aus dem Börsengang wollen die Aachener zunächst ihre Marktposition in Deutschland sichern und weiter ausbauen. Aber auch international gilt es, Marktanteile zu erobern. 1997 steuerte das ausländische Geschäft 27 Prozent zu den Einnahmen bei, 50 Prozent sollen es in den nächsten Jahren sein. Vor allem vom US-Business erwartet sich Beisch starke Impulse. Investitionen sollen zudem in den Ausbau des europäischen Vertriebsnetzes fließen. Der Börsen-Newcomer plant darüber hinaus, durch Akquisitionen sein Standing im Markt weiter zu festigen.

Branchen-Highflyer Beisch ist sich trotz ehrgeiziger Expansionspläne aber auch der Gefahren, die insbesondere im Hardwaremarkt lauern, bewußt: So fürchtet er nichts mehr, als daß dem Unternehmen bei dem derzeitigen Wachstumstempo die Puste ausgehen könne. Das Geschäft mit schnellebigen Hardwarekomponenten hat bereits High-tech-Anbieter wie Escom oder Hako aus dem Rennen geworfen. Schwierigkeiten sieht er auch darin, "den nötigen Ingenieurnachwuchs zu generieren". Last, not least gibt der Elsa-Chef zu bedenken, daß die starke Konkurrenz im US-Markt ebenso ins Auge gehen könne.

Enttäusende Kursentwicklung der neuen Aktie

Angesichts des Börsengangs läßt sich der junge Firmenboß, der in der Branche als Visionär gilt und mit der gesamten Aachener Crew per Du ist, seine gute Laune freilich nicht verderben. Die Aktie wurde am 15. Juni mit 123 Mark ausgegeben und notierte am 15. Juli mit 177 Mark. Ein Wert, der Beisch nur wenig schmeicheln dürfte, ging doch der Unternehmenschef in den ersten Handelstagen von einem gewaltigen Kurssprung nach oben aus. Mehr Grund zum Optimismus gibt dem Elsa-Vormann dagegen die aktuelle Geschäftsentwicklung: 340 Millionen Mark - so die konservative Planung - wollen die Aachener 1998 erwirtschaften. Für die nächsten Jahre wird ein Umsatzplus von 25 Prozent anvisiert. Erklärtes Ziel der Elsa AG ist es schließlich, auch im Weltmarkt mit zu den Ersten zu gehören: "Wir wollen von Platz fünf auf den dritten Rang unter den internationalen Grafikkartenanbietern vorrücken", verkündet Beisch. (god)

Endstation Sehnsucht: Theo Beisch, Aufsichtsratsvorsitzender und bisheriger Alleineigentümer der Elsa AG, wartet bislang noch auf den großen Kurssprung der neuen Aktie.

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