Börsengang soll Wachstum beschleunigen

28.01.1999

MÜNCHEN: Die NSE Nerb Software Entwicklung AG hat sich für das neue Jahr Wachstum auf ihre Fahnen geschrieben. Ihre führende Position als Entwickler von Finanzsoftware für den Point of Sale (POS) wollen die Münchner durch den geplanten Börsengang sichern.In der Geschichte des Systemhauses gehört das soeben zu Ende gegangene Geschäftsjahr zu den wichtigsten. Im Hause NSE wurden entscheidende Weichen für den zukünftigen Expansionskurs gestellt. "Wir müssen ein europäischer Player werden", gibt Vorstandschef Manfred Nerb die Marschrichtung vor.

Der 1978 von Manfred und Bruder Konrad Nerb sowie Günther Haberstock gegründete Familienbetrieb zählt mittlerweile 220 Mitarbeiter. Längst sehen sich die Münchner nicht mehr nur als reine Software-Entwickler. "Unsere Kunden verstehen uns auch als strategische Partner, die zunehmend Full-Service aus einer Hand wollen", betont Nerb.

Neben der Entwicklung von POS-Software gehören ins Portfolio des bayrischen Systemhauses heute deshalb genauso Beratung, Implementierung und Serviceleistungen. Die modular aufgebaute Produktpalette "Finas" umfaßt rund 60 Standardanwendungen, die den gesamten Verkaufsprozeß und alle Vertriebskanäle in der Finanzwirtschaft abbilden. Auf der Referenzliste finden sich die Namen von 100 Banken, Versicherungen und Baussparkassen, darunter viele Großen der Branche wie Deutsche Bank, Allianz oder WWK.

Um das Unternehmen sowohl national als auch europaweit auf Wachstumskurs zu trimmen, kam es in den letzten Monaten zu wichtigen strukturellen Änderungen. Bereits im Oktober 1998 wurde die bisherige GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die verschiedenen NSE-Gesellschaften am Standort München sind somit unter dem gemeinsamen Dach vereint.

Kooperationen mit Unternehmens-Beratungen

Zeitgleich fiel der Startschuß für die interne Neuordnung des Münchner Familienbetriebs, an dem neben dem Vorstandsvorsitzenden fünf weitere Nerb-Geschwister beteiligt sind. Seit Anfang Dezember gibt es das zusätzliche Geschäftsfeld "Consulting und Partnerbetreuung". "Hier werden in Zukunft unsere strategischen Beratungskapazitäten zusammengeführt und ausgebaut", erläutert Manfred Nerb das überarbeitete Vertriebskonzept.

Während in Deutschland, Österreich und der Schweiz Kunden noch vorwiegend direkt betreut werden, soll im übrigen Europa die Zusammenarbeit mit Partnern intensiviert werden. Im Visier haben die Münchner dabei namhafte Unternehmensberatungen und Systemintegratoren, die das Tempo der europäischen Expansion mitbeschleunigen sollen. Polen, Tschechien und Ungarn sind seit Anfang 1998 Stationen auf der NSE-Landkarte. Marktanteile wollen sich die Münchner demnächst auch in Großbritannien und Frankreich sichern. Geht das Konzept des NSE-Chefs auf, soll der Auslandsanteil in fünf Jahren bei über 60 Prozent liegen, 20 Prozent sind es bislang.

Ergebnis 1998: "Ledigkich ausgeglichen"

Insgesamt 41 Millionen Mark Umsatz meldeten die Münchner vor kurzem für das Geschäftsjahr 1998 - das entspricht einem Plus von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Abstriche mußte das POS-Systemhaus dagegen im zurückliegenden Geschäftsjahr bei der Umsatzrendite hinnehmen. Nach zehn Prozent vor Steuern in den Vorjahren fiel das Ergebnis für 1998 "lediglich ausgeglichen" aus. Als Grund nannte der NSE-Chef die stark steigenden Investitionen für Entwicklung und neue Mitarbeiter. Dabei darf Nerb schon froh sein, überhaupt IT-Fachkräfte zu finden. "Eigentlich würden wir gerne 150 Fachkräften einen Job bieten, aber es scheint zu wenige qualifizierte Bewerber zu geben", klagte er noch im Frühling des vergangenen Jahres. Mehrere Aufträge für große Versicherungen mußten damals auf Eis gelegt werden.

Doch von Wachstumsbremsen welcher Art auch immer will sich Nerb auch in Zukunft nicht abschrecken lassen. Die Zahlen der Marktforscher geben ihm Grund zum Optimismus. Auf 1,2 Milliarden Mark schätzt Datamonitor das für NSE relevante Marktvolumen für 1998 auf Europaebene. Wachstumsraten von je 40 Prozent werden für die nächsten Jahre erwartet. An diesen Prognosen will sich auch die NSE-Mannschaft festzurren und rechnet in den kommenden Jahren mit einem Wachstum von 35 bis 50 Prozent. Bereits heute reklamieren die Münchner 21 Prozent Marktanteil für sich und sehen sich damit als Marktführer.

Realisieren läßt sich der geplante Take-off jedoch nur mit einer gut gefüllten Unternehmenskasse. NSE plant deshalb im ersten Halbjahr 1999 den Gang an die Börse und hofft auf eine gute Plazierung. Als Favorit gilt dabei der Neue Markt in Frankfurt. (god)

Das NSE-Firmengebäude in München: Raum für neue Mitarbeiter ist noch vorhanden.

NSE-Vorstandschef Manfred Nerb: "Wir müssen ein europäischer Player werden."

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