Bonus 2010: 300 Millionen Euro!

22.05.2006

SAP Deutschland AG & Co. KG

Aufsichtsrat (Vorsitz)

Herrn Prof. Dr. Hasso Plattner

Neurottstraße 15a

69190 Walldorf

Chefredaktion

Tel.: 089 36086-388

Fax: 089 36086-389

E-Mail: dsicking@computerpartner.de

München, 22.05.2006

Sehr geehrter Herr Prof. Plattner,

Ihr neues Bonusprogramm sorgt für Schlagzeilen und Diskussionen: Sage und schreibe 300 Millionen Euro erhalten SAP-Manager und ausgewählte Angestellte, wenn bis zum Jahr 2010 bestimmte Ziele wie Verdoppelung des Unternehmenswertes und der Kundenzahl erreicht sind.

Nun gibt es Leute, die glauben, mit Geld könne man keine Leute motivieren. So schreibt die Kommentatorin der "Süddeutschen Zeitung" zu Ihrem Programm: "Dass Spitzenleistungen nicht durch Geld hervorzulocken sind, sollte sich herumgesprochen haben." Das ist Unsinn. Spitzenleistungen sind vielleicht nicht nur durch Geld hervorzulocken. Aber wer mit beiden Beinen im Leben steht, kann nicht bestreiten, dass Geld ein ganz großes motivierendes Element darstellt.

Mein Gewährsmann ist einmal mehr der ehemalige Weltmanager Jack Welch. In seinem Buch "Winning" geht er auch auf dieses Thema ein und beschreibt eine Situation aus dem GE-Konzern, in der einer seiner Vorstandskollegen meinte, ein bestimmter Mitarbeiter, der eine besondere Leistung erbracht habe, strebe nicht nach Geld, sondern nach Anerkennung. Dazu schreibt Welsh:

"Natürlich wollen Menschen für hervorragende Leistungen anerkannt werden. Urkunden und öffentliche Belobigungen haben ihre Berechtigung. Ohne zusätzliche finanzielle Zuwendung verlieren sie jedoch viel von ihrer Wirkung. Selbst der Nobelpreis ist ja mit einer erklecklichen Summe dotiert, und nicht anders ist es etwa beim renommierten Pulitzerpreis." (Seite 122)

Und weiter heißt es bei ihm:

"Es gibt kaum etwas Frustrierenderes für einen Mitarbeiter, als sich reinzuhängen und die Erwartungen zu erfüllen oder gar zu toppen, dann aber feststellen zu müssen, dass dies dem Unternehmen offenbar wenig bedeutet; es gibt überhaupt nichts Besonderes dafür, oder man erhält nur das, was alle bekommen." (Seite 123).

Nicht einmal Künstler arbeiten nur für den Applaus des Publikums und die Fußballer bei der Weltmeisterschaft nicht nur für den Titel. Wir reden hier von Profis, also von Leuten, die mit dem, was sie tun, ihren Lebensunterhalt bestreiten, und das hat nun einmal mit Geld zu tun. Ein warmer Händedruck des Vorgesetzten, der Bundeskanzlerin oder von Franz Beckenbauer mag toll sein, und ein Foto davon im Lokalteil der Heimatzeitung auch. Aber richtig reinhängen im Berufsleben tut man sich doch in erster Linie wegen der Aussicht auf einen ordentlichen Batzen Geld.

Und ein ordentlicher Batzen sind die 300 Millionen Euro bei SAP ja wirklich. Dafür lohnt es sich, sich ordentlich anzustrengen.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

Zur Startseite