Brauchen wir einen weiteren Computerbauer?

09.08.2001

Mutig, mutig, muss man sagen. Wer heute, wo alle Welt darüber klagt, dass man an der Hardware nichts mehr verdienen kann, einen Hardware-Anbieter aus dem Nichts aufbauen will, der ist mutig. Wer heute, wo der Absatz ins Stocken geraten ist und der Konkurrenzkampf immer härter wird, als Nobody gegen die Großen antreten will, der ist mutig. Elke Mostler, Tony Liu und Randolph Sternberg sind mutig. Die drei ehemaligen ASI- beziehungsweise Fujitsu- beziehungsweise Fujitsu-Siemens-Manager gründeten ein neues Unternehmen und nannten es nach den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen "Eltora". Geschäftszweck: Herstellung von Computer-Hardware.

Wer also in diesen Zeiten einen Computer-Anbieter gründet, der hat Mut. Oder ist es Übermut? Man fühlt sich spontan an den paradoxen Sponti-Spruch erinnert: Du hast keine Chance, also nutze sie. Oder glauben die drei aus Dreieich-Sprendlingen im Ernst, gegen die Schwergewichte im Markt auch nur den Hauch einer Chance zu haben? Ja, sie glauben es, und vermutlich haben sie sogar Recht.

Im Prinzip ist es dasselbe Modell wie damals vor mehr als zehn Jahren. Es ist das "Modell Winfried Hoffmann" (Hoffmann zieht übrigens als Eltora-Aufsichtsrat im Hintergrund die Fäden). Damals hatte Hoffmann, soeben bei Commodore vor die Tür gesetzt, mit Tony Liu das Start-up-Unternehmen "Aquarius Systems International", kurz ASI, gegründet. Und mit den hervorragenden Kontakten, die Liu in die fernöstlichen Produktionsstätten, und denen, die Ex-Commodore-Chef Hoffmann in den deutschen IT-Handel hatten, gelang es den frischgebackenen Unternehmern, in Nullkommanix den gesamten Markt aufzumischen und innerhalb kürzester Zeit sechsstellige Absatzzahlen zu erreichen.

Diese Hoffnung steht auch heute bei Eltora wieder im Hintergrund. Dass sich die Welt inzwischen ein paar mal öfter um sich selbst gedreht hat, stört die Macher nicht. Schnelligkeit, Flexibilität, Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit - das sind die wesentlichen Elemente, auf die es schon gestern ankam und auf die es heute immer noch ankommt. Und natürlich die Kontakte zu den potenziellen Abnehmern aus dem Handelskanal.

Dennoch ist eins klar: Eigentlich braucht niemand einen weiteren Hersteller. Die Händler nicht, und die Anwender auch nicht. Andererseits aber ist der perfekte Industriepartner auch noch nicht erfunden worden. Daher ist die Aufgeschlossenheit der Händler Alternativen gegenüber grundsätzlich da. Natürlich wird kein Systemhaus mit fliegenden Fahnen von Compaq, IBM, Fujitsu Siemens oder auch Maxdata zu Eltora überlaufen. Aber der eine oder andere wird sich die Systeme sicher anschauen und mit den Eltora-Leuten sprechen wollen. Und dann kann man es ja mal probieren.

Deshalb hat Eltora durchaus ein Chance. Aber eben auch nur eine Chance. Eine zweite wird es nicht geben. Wenn die Jungunternehmer den Anfang vermurksen, können sie sich gleich wieder verabschieden. Wichtig ist zudem eine solide Kapitalausstattung. Zu diesem Thema halten sich die Geschäftsführer derzeit noch bedeckt. Es dürfte nicht so einfach sein, jemanden zu finden, der in einen Computerbauer investiert.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

Zur Startseite