Braut sucht VC - aber Geld ist nicht alles!

19.09.2002

Anlässlich der Insolvenz von Knorr Capital Partner (KCP) wird einmal mehr deutlich, dass nicht nur der Venture Capitalist seine später möglichst profitablen Schäfchen genauestens prüfen sollte, bevor das Geld fließt. Vielmehr sollten auch Unternehmen genau hinsehen, mit wem sie eine Geschäftsbeziehung eingehen. Und nichts anderes ist diese Beziehung: ein Geschäft. Denn Venture Capital ist keine huldvolle Leistung, für die ein Unternehmen - wie oft zu beobachten war - vielleicht sogar bereit ist, sich zu prostituieren, sondern es sollte die Basis einer partnerschaftlichen Geschäftsbeziehung sein.

Um herauszufinden, wer zu wem passt, ist es wichtig, dass sich Kapital suchende Unternehmen genau erkundigen, wie ein VC-Geber aufgestellt ist, denn die Partnerschaft muss beide langfristig voranbringen. Außerdem muss man sich deutlich machen, was das Geschäft eines VCs ist: Anteile kaufen und später wieder mit Gewinn verkaufen. Dabei wollen VCs ihre Unternehmen durchaus voranbringen, aber nach ihren eigenen Gesichtspunkten und nicht unbedingt nach denen des Unternehmens. Das muss vorher klar sein!

Ein VC-Geber kommt besonders dann infrage, wenn er Branchen-Know-how mitbringt und die Probleme des Tagesgeschäfts kennt. Sei es durch seine Mitarbeiter oder das Management-Team. Verantwortliche zählen, die nicht nur reine Banker sind, sondern als Praktiker Erfahrungen aus der Geschäftswelt und deren Imponderabilien gesammelt haben und wissen, dass eventuelle Engpässe nicht vom Unternehmen, sondern auch vom Markt oder Geschäftspartnern ausgehen können. Oft haben die VC-Gesellschaften aber keinen blassen Schimmer vom Business, mit welchem die Unternehmen zu tun haben.

Das ganze Geschäft muss auf Gegenseitigkeit beruhen, und beide Geschäftsstrategien müssen übereinstimmen. Nicht Expansion um jeden Preis, sondern Stabilität zählt. Denn willkürliches Wachstum führt ja auch mal beim VC zur Pleite. Strategisch wichtig ist auch, sich nicht von einem VC abhängig zu machen, sondern auf verschiedene Investoren zuzugehen. Das gilt auch für eventuell sich anbahnende Engpässe:

Nicht warten und nur auf den VC-Geber setzen, sondern frühzeitig agieren, Beteiligungen splitten sowie Fördermittel und Kredite prüfen.

Aber nicht alle VCs sind schlecht, ganz im Gegenteil, es gibt durchaus Unterschiede. Und das Geschäftsmodell von VC-Gebern und VC-Nehmern hat unbedingt seine Daseinsberechtigung. Auch KCP war für die Unternehmen ein guter VC-Geber, da KCP kein reiner Finanz-VC war, sondern mit seinen zahlreichen IT-Firmen ein gutes Netzwerk und Kontakte bereitgestellt hat. Glücklicherweise hat die Insolvenz von KCP keine negativen Auswirkungen auf die deutsche Eccplus AG.

In jedem Fall sollten sich Unternehmen im Vorfeld gut erkundigen, mit wem sie sich zusammentun. Als guter Informationspool dienen dabei regelmäßig solche Unternehmen, die bereits Beteiligungen des ausgewählten VC-Gebers haben. Hier kann man sich perfekt austauschen.

Fazit: Es prüfe, wer sich gegenseitig bindet!

Jürgen Lange ist Gründer und Vorstand von Eccplus in Frankfurt.

www.eccplus.de

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