Brinkmann: Hausverbot für Eigentümer Robert Meyer

26.04.2001
Burkhardt Reimer, Insolvenzverwalter der krisengebeutelten Brinkmann-Kette, ist intern in die Kritik geraten. Zwischen ihm und dem Brinkmann-Eigentümer Meyer soll es zum offenen Bruch gekommen sein.

Beim angeschlagenen Brinkmann-Konzern geht es wieder rund: Zwischen Robert Meyer, dem Haupteigentümer der Kette, und dem Insolvenzverwalter Burkhardt Reimer hat es gekracht. Nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" soll der Generallbevollmächtigte des Insolvenzverwalters, Peter von le Fort, dem Brinkmann-Chef sogar Hausverbot für die Zentrale und alle Filialen erteilt haben. "Ja, es hat Meinungsverschiedenheiten gegeben", bestätigt Reimer gegenüber ComputerPartner. Die habe man beigelegt, "bevor die Tinte des Berichts getrocknet war". Das Hausverbot sei "eine überzogene Maßnahme" gewesen und inzwischen rückgängig gemacht worden.

Fokus auf Räumung der Lagerbestände

Auslöser für den Streit waren Vorwürfe aus den internen Reihen des Brinkmann-Konzerns gewesen. Nach dem Eindruck von Meyer lege der Insolvenzverwalter "zu wenig Wert auf die Fortsetzung der Geschäfte" und "die Gesundung des Unternehmens" schreibt "Die Welt". Ein wesentlicher Grund für den weiterhin rückläufigen Umsatz soll außerdem darin be-stehen, dass zu wenig Ware eingekauft werde, obwohl die finanziellen Mittel dafür vorhanden seien. Stattdessen lege Reimer zu viel Wert auf die Räumung der Lagerbestände. Intern sei sogar der Verdacht geäußert worden, dass das Unternehmen bewusst "gegen die Wand gefahren" werden soll. Die Vorwürfe gegen Insolvenzverwalter Reimer gipfeln in dem Verdacht, dieser würde mit einer nicht genannten Personengruppe kungeln. "Die wirtschaften das Unternehmen herunter, um es dann preisgünstig zu übernehmen", zitiert "Die Welt" einen "Vertrauten des Unternehmens". Ende letzter Woche soll Meyer unter Einbindung der Geschäftsführer den Versuch unternommen haben, auf die angeblichen Missstände aufmerksam zu machen und "Gegenmaßnahmen" einzuleiten. Resul-tat sei das per Mail ausgerufene Hausverbot sowie eine Aufforderung an die Manager, geschäftli-che Gespräche mit Meyer zu meiden, gewesen. Laut Reimer ist das alles Nonsens: Die Auseinandersetzung mit Meyer habe "keine 24 Stunden" gedauert. "Ein reinigendes Gewitter" habe es gege-ben, so Reimer, "das bleibt in solchen Situationen ja nicht aus." Die Sanierung sei jedenfalls auf dem Vormarsch, die Entwicklung verlaufe "positiv", werde unter Ein-beziehung Meyers weiter voran-getrieben. Die geplante Räumung der Lagerbestände beziehe sich nur auf die Häuser, die geschlossen werden sollen, so der Anwalt. Umsatzeinbußen habe es aber tatsächlich gegeben, bestätigt Reimer. Sie seien eine Folge der Insolvenz und bewegten sich um die 20 Prozent. Es gelte, sich auf die Strategie des technischen Kaufhauses zu konzentrieren. Da sei man in manchen Punkten eben unterschiedlicher Auffassung, vor allem, wenn es um Beziehungen geht, die "über Jahrzehnte ge-wachsen" seien. Für Reimer gibt es jedoch keinen Zweifel, wie es weitergehen wird: "Wir werden das Sortiment straffen und sicherlich noch ein paar Lieferanten rausschmeißen."

www.brinkmann.de

ComputerPartner-Meinung:

Es ist sicher richtig, dass der Insolvenzprozess für alle Beteiligten schmerzhaft ist und eigentlich nicht ohne Meinungsver- schiedenheiten ablaufen kann. Allerdings handelt es sich bei der aktuellen Auseinandersetzung offensichtlich um mehr als ein "reinigendes Gewitter": Ein Hausverbot und die öffentliche Austragung des Streits sprechen vielmehr für ver-härtete Fronten. (sic/mf)

Zur Startseite