Drei Milliarden Dollar-Übernahme

Brocade kauft Netzwerker Foundry

22.07.2008
Eine spektakuläre Übernahme zeichnet sich im Netzwerkmarkt ab. SAN-Switches-Anbieter Brocade kauft den Gigabit-Switch-Spezialisten Foundry Networks.

Drei Milliarden Dollar in Aktien ist der 1996 gegründete Netzwerker Foundry Networks dem Storage-Spezialisten Brocade wert. Dieser kündigte an, Foundry übernehmen zu wollen und erklärte, durch die Übernahme werde ein "Top-Anbieter" für Unternehmens-Netzwerke und Service Provider geschaffen. Die Übernahme soll, vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre, im vierten Quartal abgeschlossen sein. Brocade will die Übernahme mit den Barmitteln beider Firmen finanzieren sowie Kredite aufnehmen.

Foundry mit Sitz in Santa Clara, Kalifornien und rund 1.000 Mitarbeiter zählend, baut vor allem Komponenten für Enterprise-LANs und MANs (Metropolitan Area Network). Aber es bestückt auch Datencenter mit Gigabit- und 10 GB-Switches. Das Unternehmen wird seit längeren als Übernahmekandidat gehandelt, doch jedes Mal, wenn es im Zusammenhang mit einem in Frage kommenden Käufer genannt wurde, dementierte es oder lies die Gerüchte ruhig an sich vorbei ziehen. Im Geschäftsjahr 2007 setzte Foundry 607 Millionen Dollar um und bilanzierte einen Gewinn von 81 Millionen Dollar. Das Unternehmen, seit 2003 börsennotiert und seit sechs Jahren in Folge profitabel, gehört zu den wenigen Netzwerkern, die relativ unbeeindruckt von Ciscos Marktmacht an ihrer eigenen Strategie festhielten.

In Deutschland ist Foundry mit zwei Niederlassungen in Frankfurt und München vertreten. Es beschäftigt rund 35 Mitarbeiter - mehr als Brocade in Deutschland.

Cisco-Rivale erster Güte?

Speicherspezialist Brocade, ebenfall in Santa Clara, Kalifornien, ansässig und seit der Übernahme von McData im Jahr 2006 unbestrittener Marktführer bei SAN-Switches, zählt derzeit rund 2.500 Mitarbeiter. Das Unternehmen, das hierzulande eine Filiale in München unterhält, setzte im abgelaufenen Fiskaljahr 2007 (Ende: 27. Oktober) etwas mehr als eine Milliarde Dollar um. Den Nettogewinn vor Steuern bilanzierte das Unternehmen mit 145 Millionen Dollar.

Brocade vertreibt eigenen Angaben zufolge rund 85 Prozent seiner Produkte als OEM-Anbieter. Die drei größten OEM-Abnehmer, EMC, IBM und HP, sorgen für fast 70 Prozent der Einnahmen. Der indirekte Kanal steht für rund 12 bis 14 Prozent der Einnahmen.

Der Kauf, der bei OEMs wie zum Beispiel HP als Abnehmer von Foundry-Switches für Zündstoff sorgen dürfte, soll laut den beiden Unternehmen ohne Entlassungen vor sich gehen. Wie Brocade künftig den indirekten und Foundry den vorwiegend direkten Kanal aufstellen werden - dazu wollten die Unternehmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Angaben machen.

Fest steht nur, dass Brocade CEO Michael Klayko das Unternehmen führen wird und dass der Name Foundry bald verschwinden soll. Anders als bei dem Kauf von McData gebe es so gut wie keine Produktüberschneidungen, erklärten beide Unternehmen in einer Telefonkonferenz.

Klayko zufolge sind Netzwerke heute einem dramatischen Wandel unterworfen. Das sei auch die Chance der beiden kombinierten Unternehmen. Sie könnten als einziges Unternehmen die reale Alternative zu Marktdominator Cisco darstellen. Denn nunmehr könne es vom Internetrand bis ins Datencenter durchgängige Enterprise-Lösungen anbieten.

Greg Schulz, ein Analyst des Marktforsches StorageIO, bestätigte diese Ansicht, machte aber darauf aufmerksam, dass die Ansätze der beiden Unternehmen komplett unterschiedlich seien. Während Cisco sich von dem Netzwerk in Richtung Datencenter marschiert, macht es Brocade genau umgekehrt. Beiden gemeinsam aber ist, dass sie letztendlich ein gemeinsames Netz für die Vernetzung in Rechenzentren vorschlagen: "Fiber Channel over Ethernet" (FCoE). Mit dieser Technologie, die derzeit in Gremien ausgebrütet wird, sollen die Daten von Storage-Area-Networks (SAN) nativ über Ethernet-Systeme transportiert werden. Der Vorschlag FCoE beruht auf der Überlegung, ein konsistentes Verwaltungsmodell zu unterstützen, das in Fiber-Channel-SANs gebräuchlich ist. (wl)

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