Brokat vor Kollaps?

30.07.2001
Nach dem rekordverdächtigen Nettoverlust von 825 Millionen Euro im 2. Quartal des Geschäftsjahres (Stichtag: 30. Juni) stehen die Aktien des Stuttgarter Softwerkers Brokat buchstäblich und überhaupt schlechter da denn je. Bei Umsätzen von lediglich rund 28 Millionen, einem operativen Ergebnis (Ebitdaso; Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Mitarbeiterbeteiligung) von rund minus 40 Millionen Euro und einem täglichen Zuschuss von rund einer Millionen Mark nmüsse das Unternehmen damit rechnen, innerhalb der nächsten drei Monate ohne Barmittel dazustehen, erklärte ein Analyst. Brokat hatte am 31. März noch 89 Millionen Euro liqu; am 30. Juni waren es noch 41 Millionen. Selbst wenn sich die dringend gesuchten Investoren fänden, dauere es erfahrungsgemäß, bis das Geld auf dem Konto der Stuttgarter auftauche, erklärte ein anderer Analyst. Brokat macht für den Verlust Abschreibungen für die be im vorigen Jahr erworbenen US-Unternehmen Blaze Software und GemStone Systems geltend. Nach US-Gaap müssen die mittlerweile offensichtlich als Luftinvestitionen gewerteten Unternehmen abgeschrieben werden. Die Stuttgarter, die im ersten Quartal 2001 noch 43 Millionen Euro umsetzten und einen operativen Verlust (Ebitdaso) von 30,8 Millionen Euro bilanzierten, konnten im 2. Quartal ihre Kostenstruktur nicht verbessern – und das trotz massivem Stellenabbau und dadurch bewirkten Kostensenkungen. Da das dritte Quartal erfahrungsgemäß nicht besser als das zweite wird, fragen sich Marktbeobachter, wie lange das einstige Schwergewicht des "Neuen Marktes" noch durchhalten kann.Vorstandschef Stefan Röver wollte angesichts der mißlichen Lage keinerlei Aussagen zum derzeitigen und künftigen Geschäftsverlauf machen. "Aussagekräftige Einschätzungen über den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres sind derzeit nur sehr schwer zu treffen", beschied er auf Fragen. Brokat-Sprecher Reiner Jung bestätigte, man sei auf der Suche nach Investoren. Doch die be Unternehmen, die als erste in Frage kommen könnten, IBM und Siemens, scheinen nicht daran zu denken, zu investieren. Siemens, das mit drei Prozent an den Stuttgartern beteiligt ist, hat gerade seine 70 Millionen schwere Brokat-Investition bilanztechnisch abgeschrieben. Derzeit beschäftigt Brokat rund 1.100 Mitarbeiter und unterhält in 16 Ländern Filialen. Eigenen Angaben zufolge sind rund 3.500 Unternehmen Kunden des Spezialisten für Bank-Software und E-Business.(wl)

Nach dem rekordverdächtigen Nettoverlust von 825 Millionen Euro im 2. Quartal des Geschäftsjahres (Stichtag: 30. Juni) stehen die Aktien des Stuttgarter Softwerkers Brokat buchstäblich und überhaupt schlechter da denn je. Bei Umsätzen von lediglich rund 28 Millionen, einem operativen Ergebnis (Ebitdaso; Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Mitarbeiterbeteiligung) von rund minus 40 Millionen Euro und einem täglichen Zuschuss von rund einer Millionen Mark nmüsse das Unternehmen damit rechnen, innerhalb der nächsten drei Monate ohne Barmittel dazustehen, erklärte ein Analyst. Brokat hatte am 31. März noch 89 Millionen Euro liqu; am 30. Juni waren es noch 41 Millionen. Selbst wenn sich die dringend gesuchten Investoren fänden, dauere es erfahrungsgemäß, bis das Geld auf dem Konto der Stuttgarter auftauche, erklärte ein anderer Analyst. Brokat macht für den Verlust Abschreibungen für die be im vorigen Jahr erworbenen US-Unternehmen Blaze Software und GemStone Systems geltend. Nach US-Gaap müssen die mittlerweile offensichtlich als Luftinvestitionen gewerteten Unternehmen abgeschrieben werden. Die Stuttgarter, die im ersten Quartal 2001 noch 43 Millionen Euro umsetzten und einen operativen Verlust (Ebitdaso) von 30,8 Millionen Euro bilanzierten, konnten im 2. Quartal ihre Kostenstruktur nicht verbessern – und das trotz massivem Stellenabbau und dadurch bewirkten Kostensenkungen. Da das dritte Quartal erfahrungsgemäß nicht besser als das zweite wird, fragen sich Marktbeobachter, wie lange das einstige Schwergewicht des "Neuen Marktes" noch durchhalten kann.Vorstandschef Stefan Röver wollte angesichts der mißlichen Lage keinerlei Aussagen zum derzeitigen und künftigen Geschäftsverlauf machen. "Aussagekräftige Einschätzungen über den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres sind derzeit nur sehr schwer zu treffen", beschied er auf Fragen. Brokat-Sprecher Reiner Jung bestätigte, man sei auf der Suche nach Investoren. Doch die be Unternehmen, die als erste in Frage kommen könnten, IBM und Siemens, scheinen nicht daran zu denken, zu investieren. Siemens, das mit drei Prozent an den Stuttgartern beteiligt ist, hat gerade seine 70 Millionen schwere Brokat-Investition bilanztechnisch abgeschrieben. Derzeit beschäftigt Brokat rund 1.100 Mitarbeiter und unterhält in 16 Ländern Filialen. Eigenen Angaben zufolge sind rund 3.500 Unternehmen Kunden des Spezialisten für Bank-Software und E-Business.(wl)

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