Brother: Chaos nach Umstellung auf SAP bald vorbei?

28.03.2002
Bis auf die Umstellung auf SAP, die ein Chaos verursachte, weiß Lothar Harbich, Geschäftsführer von Brother, nur Gutes aus dem Unternehmen zu berichten.

Lothar Harbich, Geschäftsführer von Brother, lächelt. Keine Spur von schlechter Stimmung oder gar Paralyse. In den 40 Jahren seit Bestehen des Unternehmens hat Brother laut Angaben von Harbich im vergangenen Geschäftsjahr 2001/2002 seinen besten Umsatz und sein bestes Ergebnis erzielt. Das Unternehmen macht heute mehr Umsatz in Euro als 1993 in Mark. Think positve: Harbich glaubt, dass die IT-Branche die Talsohle durchschritten hat. "Mitte des Jahres geht es wieder aufwärts", gibt sich Harbich überzeugt. "Die Anzeichen im Markt sind eindeutig positiv." Ein besonderes Wachstumspotenzial sieht Harbich bei Multifunktionsgeräten: "Viele Unternehmen liebäugeln mit diesen Geräten, weil sie wenig Platz beanspruchen und einen Mehrwert bieten." Die Absätze von Faxgeräten dagegen stagnieren auf hohem Niveau. "Damals haben alle gelacht, als Brother ein Faxgerät mit Thermotransfertechnologie auf den Markt gebracht hat", so Harbig weiter. "Heute haben die selbst solche Geräte im Portfolio. Faxgeräte mit Thermotransfertechnik bieten laserscharfe Ausdrucke und sind dabei billig herzustellen. Einzig der Sicherheitsaspekt ist nicht ganz so gut, da die Thermotransferrolle ein Negativ des gedruckten Textes speichert. Aber das spielt in Privathaushalten keine Rolle."

Bei Laserfaxgeräten ist Brother in Deutschland die Nummer Eins, und mit einem Marktanteil von 31 Prozent bei Thermotransfergeräten im Consumer-Segment könnte sich Harbich beruhigt zurücklehnen. Tut er aber nicht:

"Unser Ziel ist nicht, überall die Nase vorn zu haben, sondern in allen Marktsegmenten eine starke Position zu erreichen", erklärt Harbich.

Farblaser für den Massenmarkt

Fast alle Hersteller wollen mit Billigfarblasern in den Massenmarkt. Diesem Trend will Brother nicht folgen. "Es wird in nächster Zeit keinen Farblaser für den Massenmarkt von Brother geben", ist Harbich überzeugt. "Wir sehen noch keinen Boom in den nächsten Jahren. Solange ein guter Farblaser mehr als 2.000 Euro kostet, ist er noch nichts für den Heimanwender." Da Brother aber laut Aussage von Harbich alle Drucktechnologien im eigenen Hause herstellt, ist es nicht unmöglich, dass in Zukunft auch preiswerte Farblaser unter dem Label Brother auf den Markt kommen werden.

Ebenso sind Tintenstrahler angedacht. Denn dieses Segment ist von Brother noch nicht besetzt. Vor einigen Jahren kursierte die Ankündigung, zur Cebit Farb-Tintenstrahler auf den Markt zu bringen. Doch das wurde in letzter Sekunde von den Japanern gestrichen.

"Wenn sich der Markt verändert, werden wir uns auch verändern", so Harbich. "In letzter Zeit boomen Digitalkameras, und der Anwender will seine elektronischen Bilder auch zu Papier bringen. Mit unserer Piezo-Technologie haben wir eine gute Chance, auch in diesem Segment erfolgreich zu werden; doch nicht mehr in diesem Jahr", erklärt Harbich.

Probleme mit SAP

Am vierten Februar stellte Brother seine EDV auf SAP um, gleichzeitig wurde auch das Lager ausgegliedert. Beide Maßnahmen führten - gelinde gesagt - zu einem Chaos. Kunden konnten nicht mehr beliefert werden. Der Fachhandel, der sonst immer die gute Zusammenarbeit mit Brother lobte, musste nun mit Verzögerungen leben. Harbich gelobt aber Besserung.

"Das Schlimmste ist überstanden", so Harbich. "In den nächsten zwei bis vier Wochen werden wir wieder wie gewohnt alle Aufträge abwickeln können. Wir waren selbst erschrocken, dass es nicht so klappte, wie wir es uns vorgestellt hatten. Für die Umstände möchten wir uns noch einmal bei unseren Vertriebspartnern entschuldigen. Aber in wenigen Wochen werden wir, dank der Umstellung auf SAP, noch schneller auf die Wünsche unserer Partner reagieren können." Im Fachhandel sieht Harbich einen wertvollen und wichtigen Partner, der geholfen hat, Brother zu dem zu machen, was das Unternehmen heute ist.

ComputerPartner Meinung:

Eine Umstellung auf eine neue Software geht in den meisten Fällen nicht ohne Probleme vonstatten. Aber wenn, wie Harbich sagte, die Probleme in den nächsten zwei bis vier Wochen aus der Welt sind, wird das Unternehmen flexibler und schneller auf Kundenwünsche reagieren können. Die richtigen Geräte für den Markt hat Brother im Portfolio, und mit der richtigen Strategie ist das Unternehmen auf dem besten Weg, sich einen Spitzenplatz in Deutschland zu sichern. (jh)

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