Brother: "Wir haben Fehler gemacht"

13.06.2002
Im Februar hat Brother seinen Logistik-Dienstleister gewechselt und gleichzeitig auf SAP umgestellt. Und dann ging erst mal gar nichts mehr. Nun soll das Schlimmste überstanden sein, jedenfalls gibt sich Lothar Harbich, Geschäftsführer von Brother Deutschland, optimistisch.

Wir haben mehr Probleme bekommen, als wir uns in den kühnsten Träumen ausgerechnet haben", so Harbich gegenüber ComputerPartner. "Aber wir konnten auch nicht so weitermachen wie früher", erklärt er weiter. Durch das große Wachstum in den letzten Jahren musste das Unternehmen immer mehr Lagerflächen anmieten. Bis Ende Januar gab es ein Hochregallager am Standort Bad Vilbel. Dort konnte aber nur das Verbrauchsmaterial, wie Tonerkartuschen, P-Touchbänder und Ähnliches untergebracht werden. In drei bis vier zusätzlich angemieteten Lagerhallen wurden dann die angelieferten Drucker zwischengelagert.

"Dieser Zustand war nicht länger haltbar," so Harbich. "Wir mussten einfach erweitern."

Mit der Einführung von SAP sollten gleichzeitig alle Materialien in einem neuen Zentrallager in Gießen zusammengeführt werden, mit Ausnahme der Ersatzteile, die jetzt am Standort in Bad Vilbel eingelagert werden.

Das Zusammenlegen der Lager klappte auch mehr oder minder reibungslos, größere Schwierigkeiten gab es jedoch mit der Umstellung auf SAP. Besonders die Überführung der Lagerdaten in das neue ERP-System und die bestehenden Schnittstellen zur Altsoftware stellte die Techniker vor große Probleme.

Kleinliche Software

Zum Beispiel weigerte sich die neue Logistiksoftware, Bestellungen auszuliefern, die nicht vollständig waren. Diese blieben einfach im Lager. Eine kleine Änderung des ERP-Systems durch die Ingenieure sollte das Problem beseitigen. Doch leider meinte es die Software zu gut und schlüsselte auch größere vollständige Bestellungen in viele kleine Einzelposten auf, die dann auch prompt einzeln verschickt wurden.

Ein Fachhändler, der beispielsweise 20 P-Touch-Bänder bestellt hatte, bekam zu seiner großen Freude jetzt 20 einzelne Lieferungen mit jeweils einem Band zugeschickt.

Doch auch dieses Problem sei inzwischen behoben, so Harbich. "Unsere Mitarbeiter arbeiten jetzt in Doppelschichten, auch am Samstag, um die eingelaufenen Bestellungen alle zu berücksichtigen", erzählt er weiter. "Wir haben 40 Jahre lang in Deutschland einen guten Job gemacht und hoffen, ihn auch die nächsten 40 Jahre gut erfüllen zu können."

Bei der Umstellung kamen verschiedene Dinge zusammen, was schließlich zu dem Chaos geführt habe, gibt Harbich zu. "In der letzten Zeit haben sich sogar Brother-Fachhändler im Ausland bedient, um die Bedürfnisse der Kunden erfüllen zu können", erklärt er weiter. Harbich glaubt aber, dass das nicht mehr nötig sei. "In spätestens zwei Wochen werden wir wieder komplett auf dem Laufenden sein", gibt sich Harbich sicher. Dann werden alle Bestellungen wieder mit der früher gewohnten Pünktlichkeit ausgeliefert.

"Wir haben zwar Fehler gemacht, aber ich glaube, dass unsere Partner wie in der Vergangenheit weiter zu uns stehen werden", hofft Harbich.

Als Schmankerl für den Fachhandel will Brother zum 40-jährigen Firmenjubiläum die HEK-Preise (Händlereinkaufspreise) senken und auch mit verschiedenen Aktionen aufwarten.

In einer ersten Faxaktion hat das Unternehmen Brother-Fachhändlern die neuen HEK-Preise bereits letzte Woche mitgeteilt.

"Gewinne haben wir während der Zeit der Umstellung nicht gemacht", gibt Harbich gegenüber ComputerPartner zu. "Aber wir haben schon jetzt ungefähr die Umsätze vom vergangenen Jahr wieder erreicht."

Der Frage, ob die Umstellung Brother Marktanteile gekostet habe, weicht Harbich aus. "Brother hat in der Vergangenheit auch von den Schwächen der Mitbewerber profitiert. Warum sollten die es jetzt nicht ebenfalls gemacht haben? Aber ganz so schlimm wird es nicht werden, denn bis jetzt haben wir bereits etwa eine halbe Million Geräte verkauft", verkündet er stolz.

www.brother.de

ComputerPartner-Meinung:

In der letzten Zeit hat Brother seinen Partnern einiges zugemutet. Nicht alles davon war allerdings selbst verschuldet. Und wenn es stimmt, was Harbich berichtet, ist das Schlimmste vorbei. Das Unternehmen strengt sich jedenfalls stark an, um den Fachhandel wieder schnell und zuverlässig mit Waren versorgen zu können. 40 Jahre hat Brother einen guten Job in Deutschland gemacht, und sobald die Umstellung komplett abgeschlossen ist, wird die Firma auch die nächsten 40 Jahre einen guten Job machen. (jh)

Zur Startseite