Buchbesprechung

19.01.1996
Nicholas Negroponte, Direktor des Media Lab beim Massachusetts Institute of Technology (MIT), schreibt allmonatlich eine Kolumne im Trendmagazin Wired (http:/www.wired.com). Für den ein wenig Außenstehenden: Wired ist ein frei zugänglicher Bit-Drugstore. Damit geben sich Internet-Begeisterte und graduell Digital-Abhängige jede Information, die den gewaltigen Fortschritt in der digitalen Vernetzung der Welt bestätigt. Der schöne Effekt: Man weiß sich eins mit der ständig wachsenden Gemeinde der digital Vernetzten - dazuzugehören ist derzeit ähnlich schick ist wie bis 1974 zum Automobilclub.In den drei Rubriken "Bits sind Bits", "Interface" und "Digitales Leben" hat Negroponte nun seine leicht überarbeiteten Kolumnen zusammengefaßt. In Buchform - und nicht etwa als CD-ROM. Das mag veraltet wirken. Nur - es hat den ungemeinen Vorteil, die Kolumnen mit sich tragen und lesen zu können, ohne den PC anwerfen zu müssen. (Für Konsequente: Die Hymne auf die digitale Welt mit garantiertem Kultstatus und Abscheu gegenüber dem Buch als nicht digitalisiertem und damit veraltetem Medium gibt es auch digital. Zum Beispiel unter http:/www.randomhouse.com./knopf/digital.html.)

Nicholas Negroponte, Direktor des Media Lab beim Massachusetts Institute of Technology (MIT), schreibt allmonatlich eine Kolumne im Trendmagazin Wired (http:/www.wired.com). Für den ein wenig Außenstehenden: Wired ist ein frei zugänglicher Bit-Drugstore. Damit geben sich Internet-Begeisterte und graduell Digital-Abhängige jede Information, die den gewaltigen Fortschritt in der digitalen Vernetzung der Welt bestätigt. Der schöne Effekt: Man weiß sich eins mit der ständig wachsenden Gemeinde der digital Vernetzten - dazuzugehören ist derzeit ähnlich schick ist wie bis 1974 zum Automobilclub.In den drei Rubriken "Bits sind Bits", "Interface" und "Digitales Leben" hat Negroponte nun seine leicht überarbeiteten Kolumnen zusammengefaßt. In Buchform - und nicht etwa als CD-ROM. Das mag veraltet wirken. Nur - es hat den ungemeinen Vorteil, die Kolumnen mit sich tragen und lesen zu können, ohne den PC anwerfen zu müssen. (Für Konsequente: Die Hymne auf die digitale Welt mit garantiertem Kultstatus und Abscheu gegenüber dem Buch als nicht digitalisiertem und damit veraltetem Medium gibt es auch digital. Zum Beispiel unter http:/www.randomhouse.com./knopf/digital.html.)

Sei's drum: Was Negroponte auf 287 flüssig geschriebenen Seiten erzählt, hat die derzeitige und zukünftige Erfolgsgeschichte der digitalen Revolution zum Inhalt.

Die tatsächlichen digitalen Entwicklungen gehen jeden an. Und hier stellt Negroponte nüchtern fest: Das digitale Zeitalter überwindet die Beschränkungen der Geografie (zum Beispiel S. 204, S. 216f.). Als schlagendes Beispiel führt er an: Der Markt wird über den sekundenschnellen Austausch von Informationen geprägt sein, um kurzfristig die Vorteile zu erringen, die für den Verkauf von Produkten entscheidend sind. Wer sich von diesem ökonomischen Imperativ abkoppelt, wird einfach nicht existieren. Kommunikation wird gleichbedeutend mit rasanter Entscheidung, basierend auf digitaler Information. Für Firmenmitarbeiter bedeutet das, daß zeitlich begrenzte, von komplexen Informationen begleitete Kontakte ihren Alltag prägen wird. Dazu wird es eine Menge Apparate geben, die Kommunkation erleichtern oder möglich machen: Sprechende Computer, digitale Assistenten und kommunizierende Maschinen.

Diese werden auch in die private Sphäre der Menschen hineinragen: Elektronische Apparaturen, hilfreiche "Assistenten" - nicht weit weg vom Traum "Heinzelmännchen für jeden". Das ist "digitales Leben".

Doch Negroponte begnügt sich damit. Er möchte technische Entwicklungen, die jeden angehen, zu allgemeinen Voraussagen ("Gesetzen") über den Weltengang stilisieren - leider. Denn da wird das Buch zum Festakt für Gläubige. Zum Beispiel sagt er das Aufkommen "digitaler Nachbarschaften", in denen kein Leid und keine Sorge mehr in tägliche Verhältnisse reinregieren wird, voraus. Und er weiß auch, wie Europa im Jahr 2045 aussehen soll: " In 50 Jahren werden die Regierungen sowohl größer als auch kleiner sein: Europa wird in kleine ethnische Gruppen zerfallen und gleichzeitig eine einheitliche Wirtschaft anstreben." (S. 278) Angesichts der derzeitigen Erfahrungen mit dem ehemaligen Jugoslawien erscheint das eher als fatal.

Doch von prophetischen Neigungen abgesehen: Ein Buch, das viele wichtige Einblicke in die Bit-Welt ermöglicht. Sie entsteht gerade - wirklich und unweigerlich.

Nicholas Negroponte: "Total Digital", C. Bertelsmann Verlag 1995, 287 Seiten, 42,80 Mark.

Zur Startseite