Budgets 2003 bleiben stabil - ROI wird Hauptthema

20.03.2003
Wieder steigende Nachfrage belebt die IT-Branche, und die Firmenbudgets werden sichzumindest stabilisieren. Cap Gemini Ernst & Young befragte deutsche IT-Leiter, welcheThemen dieses und die nächsten Jahre die Branche am stärksten bewegen werden.

Die Branche der Informationstechnologie (IT) setzt auf eine Belebung der Nachfrage. Nachdem die Budgets in den vergangenen Jahren insgesamt geschrumpft sind, zeichnet sich jetzt zumindest eine Stabilisierung ab: 73 Prozent der deutschen IT-Leiter erwarten für die kommenden zwei Jahre konstante Ausgaben. Jeweils zirka fünf Prozent blicken entweder positiver oder negativer in die Zukunft. Allerdings werden kleinere Unternehmen etwas weniger investieren, während die mittelständischen Organisationen leicht ansteigende Budgets verzeichnen. Sie stecken mehr Geld in Teilaspekte von ERP-Systemen, Portalen und Infrastruktur.

Die Ausgaben der Großunternehmen verändern sich kaum. Dies ergab eine Umfrage unter 130 deutschen IT-Leitern des Management- und IT-Beratungsunternehmens Cap Gemini Ernst & Young in Berlin. Dabei zeigte sich die derzeit in vielen Bereichen anzutreffende Unsicherheit auch bei den IT-Budgets. Rund 17 Prozent der Verantwortlichen können noch keine Aussagen über die Entwicklung der Ausgaben machen.

Weitaus mehr Klarheit ist bei der Auswahl der Investitionen sichtbar. Die vier wichtigsten Themen im laufenden und in den kommenden Jahren sind Portale (56 Prozent), Storage (53 Prozent), ERP/Harmonisierung (46 Prozent) und Infrastructure-Services (45 Prozent). "Alle Top-Themen haben eines gemeinsam", stellt Heinz Brommundt, Chief Technology Officer bei Cap Gemini Ernst & Young, fest: "Jede der genannten Technologien automatisiert die Prozesse und trägt dazu bei, Kosten zu senken."

War es noch vor einigen Jahren sehr wichtig, in Sachen Technologie die Nase vorn zu haben, sind heute Projekte interessant, die dazu beitragen, die Effizienz zu erhöhen und mit geringen Investitionen viel zu erreichen.

Auf die Frage, an welcher Stelle die Unternehmen Ausgaben senken wollen, wurde der Personalbereich von der Hälfte aller Befragten am häufigsten genannt. Ein weiterer Trend ist der Drang nach Standardsoftware: Knapp 80 Prozent der IT-Leiter, insbesondere großer Unternehmen, setzen immer mehr Standardpakete ein - vor allem bei nicht geschäftskritischen Systemen. Mehr als 70 Prozent der Befragten wären sogar bereit, notfalls ihre Geschäftsprozesse ganz oder teilweise an diese Lösung anzupassen. Allerdings entwickelt gleichzeitig rund die Hälfte der Unternehmen von Fall zu Fall Individuallösungen oder passt die Software des Herstellers an ihre Bedürfnisse an (41 Prozent).

Knapp 35 Prozent der deutschen Unternehmen stehen jedoch vor einer großen Herausforderung: Sie besitzen alte Systeme, die nicht migrationsfähig sind und Kernprozesse abbilden. Je größer das Unternehmen, desto höher die Abhängigkeit von Altsystemen. Die Neuerstellung der Applikationen scheint aber sehr problematisch zu sein. So schätzen 72 Prozent der Befragten den Aufwand dafür als enorm hoch ein - angesichts stagnierender IT-Budgets ein ernsthaftes Problem.

Hinzu kommt, dass für knapp jeden Dritten (30 Prozent) Application Replatforming als sinnvolle Lösung für die schrittweise Migration gilt. Diese Aussage deutet nach Meinung der Analysten darauf hin, dass möglicherweise noch geeignete Konzepte undTools fehlen beziehungsweise noch Aufklärungsbedarf besteht, welche Lösungen eingesetzt werden könnten. Da jedoch die Lauffähigkeit der unternehmenskritischen Applikationen überlebenswichtig ist, sollten sich die Unternehmen, die noch keine Strategie für die Migration entwickelt haben, intensiv mit diesem Thema auseinander setzen.

Portale sollen Effizienz und Informationsgrad steigern

Bereits für das Jahr 2004 stufen 71 Prozent der Befragten den Themenkomplex Portale als wichtig oder sehr wichtig ein. Im Jahr 2007 werden Portale für 73 Prozent der Befragten das Thema Nummer eins sein. Entsprechend der Bedeutung besitzen fast alle Unternehmen bereits eine Strategie zum Aufbau der eigenen Lösung. Nur fünf Prozent gaben an, sich noch nicht konkret mit diesem Thema beschäftigt zu haben.

Dementsprechend ist die Umsetzung schon im vollen Gange: Rund ein Viertel der Befragten gab an, Portale bereits auf breiter Front einzusetzen, während zirka 30 Prozent erste Projekte realisieren. Wie in vielen Bereichen gibt es auch hier einen kleinen Haken: Die Investitionsvolumina sind allesamt sehr übersichtlich. So wird die Mehrzahl der Projekte (60 Prozent) mit einem Budget von weniger als einer halben Million Euro realisiert. Positiv zu vermerken ist aber, dass die geplanten IT-Ausgaben über die kommenden vier Jahre relativ stabil bleiben und im Jahr 2004 sogar leicht ansteigen werden.

Bei der Frage nach der Software wird klar, dass vier Anbieter den Markt dominieren: SAP (30,2 Prozent), IBM (27,0), Microsoft (22,2 ) und Oracle (20,6 Prozent) werden mit Abstand am häufigsten genannt. Sun One hat sich aber auch, obwohl erst seit zwei Jahren auf dem Markt, den Platz des Herausforderers (6,3 Prozent) erkämpft. Eine der meistdiskutierten Fragen der vergangenen Monate war, wie sich die Portal-Landschaft entwickeln wird. Die Mehrheit der IT-Verantwortlichen (63 Prozent) geht davon aus, dass sich Metaportale durchsetzen werden. Durch die Einführung einer gemeinsamen Infrastruktur und eines einheitlichen Portalframe Network lasse sich so viel einsparen, dass die lokalen Systeme weiterbestehen könnten. Andererseits würde der Zugriff auf die lokalen Seiten durch kaskadierende übergeordnete Portale sichergestellt. Rund ein Viertel der Befragten geht dennoch davon aus, dass Portale ohne kritische Masse von allein verschwinden werden. Als eine der dominantesten Technologien im Zusammenhang mit Portalen werden heute Web-Services eingestuft. Die überwiegende Mehrheit (86 Prozent) sieht in ihnen den zentralen Mechanismus, mit dem Dienste auf Portalen verankert werden. Die Datenhaltung genießt in Deutschland derzeit höchste Aufmerksamkeit. Sie wurde von allen Befragten als zweitwichtigstes Thema eingestuft. Die Bedeutung von Storage bleibt auch in den kommenden vier Jahren konstant: Liegt sie im laufenden Jahr für knapp die Hälfte der IT-Leiter auf Platz eins, sind es im Jahr 2007 noch fast 42 Prozent. Fast alle Unternehmen besitzen eine Strategie zum Umgang mit den Datenmassen und realisieren ihre Konzepte auch bereits auf breiter Front. Aber obwohl die Datenmengen zunehmen, halten sich die Investitionen in Grenzen: Im laufenden Jahr wollen knapp 55 Prozent bis zu einer halben Million Euro investieren, im Jahr 2005 sind es rund 45 Prozent. Gerade einmal ein Fünftel der Befragten wird Projekte bis zu einer Million Euro starten. In den letztgenannten Fällen handelt es sich in der Regel um die Konsolidierung einzelner Bereiche, allerdings selten um die Umsetzung einer unternehmensweiten Zentralisierung der Datenhaltung. Es wird aber auch immer mehr größere Projekte geben. So werden etwa neun Prozent der IT-Leiter im laufenden Jahr ein bis zwei Millionen Euro ausgeben, im kommenden Jahr sind es bereits 14,5 Prozent und im Jahr 2005 sogar 16,4 Prozent. Nach Analystenmeinung weist diese Zunahme darauf hin, dass die Datenhaltung auf Abteilungsebene beziehungsweise in kleinen bis mittlleren Unternehmen zentralisiert wird. Ob jedoch alle diese Pläne auch umgesetzt werden, ist derzeit noch bei vielen ungewiss. So haben 14 Prozent der Unternehmen ihre Vorhaben für dieses Jahr noch nicht budgetiert, für nächstes Jahr können fast 22 Prozent noch keine konkreten Aussagen machen.

Sicher ist nur die derzeitige Vorliebe für SCSI-basierende Technologie - rund 67 Prozent der Befragten setzt sie ein, doch ihr Stellenwert wird künftig schwinden. Ganz anders sieht es für Storage Area Networks (SAN). Bereits heute zentralisiert fast die Hälfte der Befragten ihre Datenhaltung auf einigen wenigen Systemen, die über Glasfaserleitungen in einem separaten Netz verbunden sind.

Bei der Frage, welche Anbieter als besonders innovativ gelten, hat IBM mit 58,2 Prozent der Nennungen weit die Nase vorn. Auf Rang zwei liegt EMC2 mit 34,5 Prozent. Auf den Plätzen drei und vier folgen Sun und Hitachi Data Systems (HDS). Nicht zuletzt dank besserer Softwarelösungen und Standardisierung sind ERP und Harmonisierung so aktuell wie nie zuvor. Insgesamt steht das Thema an dritter Stelle auf der Prioritätenliste. Die Analysten von Cap Gemini Ernst & Young sind keineswegs von dieser prominenten Stellung überrascht. So seien die dringenden Harmonisierungsprozesse für den Jahreswechsel 2000 sowie die Euro-Umstellung abgeschlossen. Dabei wurde aus Zeitmangel häufig die Harmonisierung verschiedener Prozesse hintan gestellt, die jetzt auf der Agenda steht. Dazu gehört etwa, internationale Konzerne auf eine einheitliche Basis zu stellen beziehungsweise die Kostenvorteile auszuschöpfen, die sich durch die Harmonisierung ergeben. Andererseits betragen die Projektlaufzeiten für derartige Vorhaben im Durchschnitt ein bis drei Jahre inklusive Planung. Deshalb lässt der Investitionsanstieg im Jahr 2005 darauf schließen, dass sich viele Unternehmen jetzt in der Planungsphase befinden und dann in die Umsetzung und in die Implementierung gehen.

In den kommenden Jahren investieren zirka 50 Prozent der Unternehmen mehr als eine Million Euro, etwa ein Drittel sogar mehr als zwei Millionen Euro. Bei den kleineren Budgets handelt es sich laut Analystenteam um Teilinvestitionen innerhalb eines größeren Projektes - in diesem Bereich bleiben die Ausgaben bis zum Ende des nächsten Jahres konstant und nehmen in 2005 leicht ab. Im Jahr 2004 wird es zu einer Verschiebung hin zu Projekten mit Budgets zwischen einer und zwei Millionen Euro kommen. Nach Aussage der Marktforscher haben sie die Erfahrung gemacht, dass es sich hierbei um Unternehmen handelt, die im laufenden Jahr die Planung abschließen, um 2004/2005 in die Umsetzung zu gehen. Die Hauptantreiber der Harmonisierungsprojekte sind die IT-Abteilungen (knapp 70 Prozent). Hintergrund ist der Druck, die Kosten für den operativen Betrieb zu senken. Das sagten immerhin mehr als 60 Prozent der Befragten aus. Aber auch die Geschäftsleitung ist an diesem Thema sehr stark interessiert (57 Prozent).

45 Prozent aller befragten Unternehmen sehen Infrastruktur-Services als eines der drei wichtigsten Themen der Zukunft. Konkret setzen knapp 30 Prozent die Bereiche Netze, Hardware, systemnahe Software und System-management im laufenden Jahr ganz oben auf die Prioritätenliste. Rund die Hälfte der Befragten sieht das Thema immerhin noch an zweiter Stelle. Wenn es um die Optimierung der Infrastruktur geht, steht hohe Verfügbarkeit im Mittelpunkt. Für knapp 96 Prozent ist dieser Bereich das Thema Nummer eins. Auch die Sicherheit hat kaum an Brisanz verloren: Für fast 94 Prozent sind der Schutz vor Sabotage und Missbrauch sowie die Optimierung der Geheimhaltung ein wichtiges Thema für die kommenden Jahre, auch wenn die Vorgaben für geringere Betriebs- und Investitionskosten für 71 Prozent der IT-Leiter die Mittel beschneiden und das Preisbewusstsein erhöhen.

Die Investitionsvolumina für die kommenden drei Jahre lassen aus der Sicht der Analysten auf die Umsetzung kleinerer und mittlerer Projekte schließen. Knapp 30 Prozent der Befragten investieren bis zu einer halben Million Euro, das allerdings konstant bis 2005. Dann wachsen die Budgets leicht an und der Trend geht zu größeren Projekten mit einem Volumen von ein bis zwei Millionen Euro. Da aber relativ viele Unternehmen ihre Budgets von Jahr zu Jahr planen, gehen die Analysten davon aus, dass es sich bei den meisten Vorhaben um kurzfristige Maßnahmen wie Konsolidierung der Server und des Netzwerkes handelt, um die Ausgaben zu senken.

www.cgey.com

ComputerPartner-Meinung

Die Unsicherheit der Unternehmen hält an. Viele trauen sich noch nicht einmal, für dieses Jahr ihre IT-Ausgaben zu budgetieren. Es steht immer nur Geld für die dringendsten Projekte zur Verfügung. Und genau hier liegt die große Chance auch für kleinere Systemhäuser. Dank der Salami-Taktik bei der Problembewältigung bleiben auch die Projekte überschaubar und bieten dem kleineren und mittleren Fachhändler die einmalige Chance, selbst bei größeren Mittelständlern einen Fuß in die Tür zu bekommen. Und wenn erst eine Arbeit zur vollsten Zufriedenheit des Kunden erledigt wurde, warum sollte er nicht beim nächsten Schritt wieder den lokalen Händler einbeziehen? (go)

Zur Startseite