Startup IQM startet in Garching

Bund fördert erstes Quantencomputer-Projekt

15.11.2021
Beim Quantencomputing nimmt Deutschland Milliarden in die Hand, um bei dieser Zukunftstechnologie nicht länger nur auf die USA oder China angewiesen zu sein.
Das ambitionierte Quantencomputer-Programm wird in Bayern in einem Projekt mit einem deutsch-finnischen Startup gestartet. Bundesministerin Anja Karliczek überreicht Jan Goetz, CEO von IQM, die Förderurkunde.
Das ambitionierte Quantencomputer-Programm wird in Bayern in einem Projekt mit einem deutsch-finnischen Startup gestartet. Bundesministerin Anja Karliczek überreicht Jan Goetz, CEO von IQM, die Förderurkunde.
Foto: BMBF/Hans-Joachim Rickel

Zum Ausbau der Quantencomputer-Technologie in Deutschland hat das Bundesforschungsministerium am Montag einem Konsortium über 40 Millionen Euro an Fördermitteln bereitgestellt. Ein Großteil der Mittel fließt in einen Quantencomputer, den das deutsch-finnische Unternehmen IQM bereitstellt. Die Anlage wird in den nächsten Monaten und Jahren in das Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Garching integriert. "Wir legen damit den Grundstein für die Arbeiten in den nächsten drei Jahren", sagte die amtierende Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU).

Die Förderung ist der erste Schritt eines größer angelegten Plans, im internationalen Wettlauf um die Technik der Zukunft Schritt halten zu können. Dafür hatte die Bundesregierung im Mai insgesamt zwei Milliarden Euro freigegeben. Insgesamt 1,1 Milliarden Euro vergibt das Bundesforschungsministerium, 878 Millionen Euro stammen aus dem Etat des Bundeswirtschaftsministeriums. Der Rechner in Garching soll über 20 Qubits verfügen. Innerhalb der fünf Jahre soll ein wettbewerbsfähiger deutscher Quantencomputer mit mindestens 100 individuell ansteuerbaren Qubits ausgestattet sein - skalierbar auf mindestens 500 Qubits. Zum Vergleich: Der IBM-System Quantum Eagle, das noch in diesem Jahr live gehen soll, verfügt über 127 Qubits.

Karliczek sagte, mit dem Projekt in München mache man in den nächsten Jahren einen "Quantencomputer made in Europe" für Nutzer aus Forschung und Industrie in Deutschland verfügbar. "Wir müssen auf diesem Zukunftsfeld eigenes Know-how und eigene Technologien auch in Deutschland entwickeln." Es dürften keine Abhängigkeiten auf diesem Schlüsselgebiet entstehen. "Es reicht nicht aus, sich nur auf den Infrastrukturen von Dritten auszuruhen, dessen Zugang uns am Ende auch jederzeit wieder versperrt werden kann."

Mit dem Konzept der Quantencomputer reagiert die Forschung und Industrie auf die Tatsache, dass die bislang übliche Entwicklung von Hochleistungscomputern an ihre physikalischen Grenzen stößt. Ein Quantencomputer speichert Informationen nicht in Form von Bits, die nur zwei mögliche Zustände annehmen können, nämlich Eins oder Null. Ein Qubit eines Quantencomputers kann stattdessen beides gleichzeitig sein, also Eins und Null. Das Quantenteilchen hält solange beide Zustände inne, bis man es sich ansieht oder misst. Damit können Quantencomputer theoretisch um ein Vielfaches schneller und leistungsfähiger sein als herkömmliche Rechner. (dpa/rs)

Zur Startseite