Burnout: IT-Projektmitarbeiter sind besonders gefährdet

25.04.2005
Stärker als andere Berufsgruppen sind IT-Projektmitarbeiter von Müdigkeit, Nervosität und Schlafstörungen betroffen.

Leistungs- und Zeitdruck durch Mehrarbeit, Informationsüberflutung und die Angst vor Arbeitslosigkeit - immer mehr Berufstätige durchleiden eine Phase des chronischen Erschöpfungszustandes, auch als "Burnout" bezeichnet.

Besonders gefährdet sind dabei IT-Projektmitarbeiter: Rund 30 Prozent von ihnen erkranken, während in andere Berufsgruppen etwa zehn Prozent weniger Arbeitnehmer betroffen sind. Dies berichtet unsere Schwesterzeitschrift Computerwoche in ihrer aktuellen Ausgabe (Heft 16/2005) unter Berufung auf eine Studie des Gelsenkirchner Instituts für Arbeit und Technik.

Müdigkeit, Nervosität und Schlafstörungen sind die häufigsten Symptome
Stärker als bei andere Berufsgruppen klagen demnach IT-Projektmitarbeiter über Müdigkeit (63 Prozent gegenüber 17 Prozent bei der Vergleichsgruppe), 48 Prozent von ihnen leiden unter Nervosität und 29 Prozent unter Schlafstörungen.

Der Grund für die starke Anfälligkeit unter IT-Projektmitarbeitern: Die besonders hohe Belastung dieser Berufsgruppe durch einerseits besonders widersprüchliche Arbeitsanforderungen, wie Schnelligkeit bei hoher Gründlichkeit, andererseits auch durch zunehmende Arbeitsverdichtung und Überlastung. Zudem ebnen aber auch falscher Ehrgeiz aus Angst vor Arbeitslosigkeit den Weg in die Burnout-Erkrankung, so ein Ergebnis der Studie.

Ebenfalls häufig sind restriktive Maßnahmen in IT-Firmen ursächlich. In vielen Unternehmen seien "die Leinen angezogen", so Anja Gerlmaier vom Institut für Arbeit und Technik gegenüber der Computerwoche. "Einfachste Erkenntnisse der Personalführung werden missachtet, Mitarbeiter beispielsweise beliebig innerhalb der Projekte ausgetauscht oder wichtige Erholungsphasen gestrichen", berichtet sie.

Falsche Unternehmenspolitik verursacht Ausfall von Leistungsträgern
Mit ihrer Unternehmenspolitik schneiden sich die IT-Firmen allerdings ins eigene Fleisch: "Katastrophal für die Unternehmen ist vor allem, dass Leistungsträger ausfallen", meint Rüdiger Trimpop, Psychologie-Professor an der Universität Jena. Aber trotz des potentiellen Verlusts von qualifizierten Mitarbeitern scheinen viele IT-Firmen den Zusammenhang zwischen ihrer Politik und den Problemen der Beschäftigten nicht zu sehen. Sie "schielen nur nach Zahlen", sagt Gerlmaier. "Die Rahmenbedingungen des Marktes diktieren oft ein Preisdumping, das zu Lasten der Projektmitarbeiter geht."

Betroffene sollten möglichst schnell selbst aktiv werden, raten die Experten: Bei ärztlicher Behandlung stünden die Chancen auf vollständige Regeneration und Rückkehr in den Job bei über 90 Prozent. (mf)

Zur Startseite