Business English - durchmogeln gilt nicht

15.05.2006
Von Björn Eichstädt

Keine Hoffnung für Drückeberger

Elisabeth Webster, Pons: "Englische Muttersprachler sind recht tolerant bei Fehlern."Rollenspiele helfen das Englisch zu verbessern."
Elisabeth Webster, Pons: "Englische Muttersprachler sind recht tolerant bei Fehlern."Rollenspiele helfen das Englisch zu verbessern."

Die Anforderungen wachsen, und auch die Kontrolle im Vorfeld steigt, so dass Mogeln kaum möglich ist. "Natürlich klären wir bereits im ersten Gespräch den einen oder anderen Fragenkomplex auf Englisch", so Rosemarie Clarner von IDS Scheer. Und auch Hartmut Hillebrand von SAP macht sprachlichen Drückebergern kaum Hoffnung: "Gespräche für wichtige Positionen führen wir zum Teil nur auf Englisch. Und auch bei niedrigeren Hierarchiestufen ist meist nur die Hälfte des Gesprächs in Deutsch." Wer meint, bei den kleineren Playern auf dem Markt ein Schlupfloch zu finden, den enttäuscht Daniel Speidel, Head of Human Resources des Tübinger Hardwarespezialisten Transtec: "Auch bei uns laufen Teile der Gespräche auf Englisch - zumindest eine fremdsprachliche Eigendarstellung erwarten wir von den Bewerbern", sagt Speidel. Gut geeignet sind seiner Meinung nach auch Rollenspiele wie fiktive Einkaufsgespräche. "Bei einer entsprechenden Position findet das Zweitgespräch dann komplett auf Englisch statt", betont der Personal-Manager.

"Verständnis wichtiger als Perfektion"

Mit Elizabeth Webster, Redaktionsleiterin Selbstlernen und Blended Learning bei Pons, sprach für die CW Björn Eichstädt.

CW: In welcher Situation benötigen IT-Fachkräfte vor allem gutes Englisch?

WEBSTER: Englisch ist allgegenwärtig. Fachliteratur ist in Englisch geschrieben, Kongressvorträge werden auf Englisch gehalten. Viele Informationsquellen kann man nur mit entsprechenden Sprachkenntnissen anzapfen. Darüber wird eigentlich gar nicht mehr diskutiert.

CW: Wie bereiten sich Bewerber am besten auf diese Anforderungen, beispielsweise im Vorfeld eines Vorstellungsgesprächs, vor?

WEBSTER: Ein wichtiger Ansatz - egal ob auf Englisch oder in Deutsch - ist, sich gut über das Unternehmen zu informieren. Gibt es eine englische Web-Präsenz, verfügt das Unternehmen über ein hausinternes Wording? Doch noch wichtiger sind die mündlichen Kenntnisse. Denn in Vorstellungsgesprächen wechseln die Ansprechpartner gerne überraschend ins Englische. Darauf sollte man vorbereitet sein. Sprechen üben ist deshalb das Nonplusultra.

CW: Wie gut sollten die mündlichen Kenntnisse sein?

WEBSTER: In der Regel gilt: Verständnis ist wichtiger als Perfektion. Auch englische Muttersprachler sind recht tolerant bei Fehlern. Deshalb sollte der Interviewte sich nicht zu sehr zurückhalten, um Fehler zu vermeiden. Es gilt: Man muss sich präsentieren. Über Kleinigkeiten sieht der andere hinweg.

CW: Wie kann man sich am besten vorbereiten?

WEBSTER: Kurse, Auslandsaufenthalte oder Selbstlernmaterialien sind Puzzleteile auf dem Weg zum gesprächssicheren Englisch. Diese Werkzeuge lohnen sich auf jeden Fall.

CW: Wer kann bei einer Eigeneinschätzung weiterhelfen?

WEBSTER: Wichtig ist: Niemals übertreiben, Denn beim Englischen könnte das Gegenüber in einem Vorstellungsgespräch sehr schnell überprüfen, ob das "verhandlungssichere Englisch" wirklich so gut ist. Lieber sollte der Bewerber zugeben, dass seine Sprachkenntnisse eben nur solide oder "gut" sind.

CW: Kann man mit einem guten Schulenglisch weiterkommen?

WEBSTER: Es ist besonders wichtig, innerhalb von interkulturellen Komponenten zwischen traditionellem und geschäftlich genutztem Englisch zu unterscheiden. Zum Beispiel ist es wichtig zu wissen, welche Smalltalkthemen akzeptabel sind und wie ich mich in englischsprachigen Verhandlungssituationen verhalte. Das muss ich in einem Londoner Pub nicht unbedingt beherzigen.

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