Business-Intelligence-Lösungen etablieren sich im IT-Handel

10.10.2002
Der Markt für Business-Intelligence-Software hat nach den Erkenntnissen einer neuen Studie der Metagroup eine gute Marktreife erreicht. Mit dem Erfolg wachsen aber auch Ansprüche und Anforderungen an das Data Warehouse und die Softwarewerkzeuge im Umfeld der Lösungen.

Vor einem Jahrzehnt löste das Schlagwort Business Intelligence, also die Transformation operativer Daten in entscheidungsrelevantes Wissen, eine Generation von Begriffen ab, die den komplexen Prozess umschrieben. Zwar verbirgt sich auch heute noch hinter Business Intelligence eine schwer überschaubare Zahl methodischer und technischer Ansätze und Werkzeuge für IT-Profis. Doch mit dem Kernbaustein Data Warehouse adressieren moderne Systeme zwischenzeitlich ein breites Spektrum entscheidender Mitarbeiter bis in die Vorstandsetagen hinein.

Business Intelligence (BI) hat sich somit in Deutschland im Schatten der Hype-Themen als wachsendes Geschäft etabliert - auch wenn sich die bisherigen Wachstumsraten des BI-Marktes von 40 Prozent auf 25 bis 30 Prozent reduzieren.

Oracle dominiert Data-Warehouse-Business

Mit 52 Prozent Marktanteil bei den Data-Warehouse-Datenbanken liegt Oracle klar an der Spitze der Lieferanten des Kernbausteins. IBMs "DB2" (17 Prozent) und Microsofts "SQL" (12 Prozent) folgen mit großem Abstand. Die Dominanz der drei großen DBMS-Anbieter lässt sich jedoch nicht direkt auf die Wahl von BI-FrontendApplikationen übertragen, so das Ergebnis der Studie. Unter den reinen Produktanbietern von BI-Lösungen sind Cognos, IBM und Business Objects am bekanntes-ten, wobei Cognos mit 63 Prozent Bekanntheitsgrad die Spitzenposition in Deutschland einnimmt.

Wer die Nase bei den Herstellern vorn haben will, muss mit seinen BI-Werkzeugen die Servicequalität des Kunden steigern können: 73 Prozent der befragten Anwender setzen dieses Kriterium an die Spitze ihrer BI-Motive. Kunden haben erkannt, dass sich kurzsichtige Kosteneinsparungen zu Beginn einer Initiative leicht ins Gegenteil verkehren. Dagegen helfen mittelfristig sinnvolle Investitionen weit effektiver, Kosten zu reduzieren. Im Vordergrund konkreter Einsatzgebiete steht das Qualitätsmanagement (50 Prozent).

Bessere Einsicht in interne Prozesse versprechen sich Unternehmen überwiegend aus dem Einsatz von Query & Analysis (Q&A)-Lösungen, die es Anwendern erlauben, ihre spezifischen Fragen einfach zu formulieren und Ergebnisberichte nach eigenen Ideen zu gestalten. 70 Prozent der Unternehmen setzen Q&A ein, und 56 Prozent be-dienen ihre Mitarbeiter mit komplexen Reports, die über Enterprise-Reporting (ER)-Tools zentral erstellt werden.

Aber Anbieterfirmen müssen sich auf die erweiterten Ansprüche ihrer Kunden einstellen. ER verlangt mehr und mehr auch nach Abfragetechniken und Q&A im Gegenzug zu immer komplexeren Berichten. Somit steht zu erwarten, dass bis spätestens 2006/07 die Märkte für ER und Q&A zusammenwachsen und eine kleine Auswahl an Herstellern auch den deutschen Markt dominieren wird.

Bei der Wahl ihrer Lösung achten Anwender in erster Linie auf Integrationsfähigkeit, Stabilität und Qualität und begegnen damit den technischen Anforderungen eines Data Warehouse in einer heterogenen IT-Landschaft. Auch Support durch den Anbieter gilt als wichtiges Auswahlkriterium.

Technische Kompetenz der Systemhäuser ist gefragt

Durchgehend beziehen deutsche IT-Abteilungen Anwender aus Fachabteilungen in ihre Projektphasen ein und sichern damit einen großen Teil ihres Erfolges. Auch externe IT-Dienstleister werden mit unterschiedlichem Gewicht, aber durchgängig in das BI-Projekt involviert. Beratung ist insbesondere bei der Prozessgestaltung und Datenmodellierung von Bedeutung, was die Interviewpartner als die größten Herausforderungen ihrer BI-Initiativen ansehen. Die Befragten beurteilen ihre IT-Dienstleister in erster Linie nach deren technischer Kompetenz. Diese muss sich in der Qualität von Support, Consulting und Schulung niederschlagen. Projektmanagement-Erfahrung ist zwar nicht unwichtig, jedoch scheinen die befragten Anwender das Heft während des Projekts oft lieber selbst in der Hand halten zu wollen.

Die bekanntermaßen selten anzutreffende Herstellerunabhängigkeit ist für die Auftraggeber kein wichtiges Auswahlkriterium. Noch unbedeutender sind für sie Firmengröße, Bekanntheitsgrad oder gar Internationalität. Diese Einstellung lässt auch vielen kleineren "Best-of-Breed"-Dienstleistern eine reelle Marktchance.

www.metagroup.de

Der Autor Raymond Tischendorf ist Manager Consultant bei Metagroup.

Fact & Figures

Eckdaten der Studie

Metagroup hat im August 2002 den deutschen Business-Intel-ligence-Markt analysiert. Die Ergebnisse der Studie basieren auf 250 Interviews und 600 weiteren Kurzbefragungen. Die Befragungen führten die Marktforscher mit verantwortlichen Mitarbeitern aus Unternehmen der Branchen Fertigung, Banken, Finanzdienstleistung, Versicherungen und Einzelhandel.

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