Business Software Alliance

07.09.1998

MÜNCHEN: Drei Mitglieder haben der deutschen Sektion der Business Software Alliance (BSA) den Rücken gekehrt. Die Münchner Softwarepolizei fahndet künftig ohne Intergraph, Novell und SCO nach Sündern.Die Veränderungen bei der deutschen BSA-Sektion stehen offenbar in keinem Zusammenhang mit den Turbulenzen, die eine umstrittene Kampagne (siehe ComputerPartner 2/98, Seite 38, und 14/97, Seite 19) bei Händlern wie Wirtschaftsverbänden ausgelöst hatte. Novell gehört zwar nach wie vor der BSA an, ist aber in der Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) inaktiv und fährt eigene Programme gegen illegale Softwarenutzung. Zur Begründung verweist Tina Avila, Licensing Investigator bei der Novell GmbH in Düsseldorf, darauf, daß die BSA sich "mit ihren Kampagnen zu 95 Prozent an Endkunden wendet. Wir konzentrieren uns jedoch eher auf den Vertriebskanal".

Schwarze Schafe unter den Händlern

Allein im vergangenen Jahr hat Novells Anti Piracy Group in Deutschland rund 50 Fälle illegaler Softwareverkäufe aufgedeckt. Die schwarzen Schafe sind nach Avilas Beobachtung keine autorisierten Novell-Partner. Selten kommt es zu Verurteilungen wie im Dezember 1996 in Hamburg oder im Oktober vergangenen Jahres in Stuttgart (siehe ComputerPartner 16/97, Seite 19). "Wir streben eine gütliche Einigung mit dem Händler an, der meist die Unwissenheit des Kunden ausnutzt", begründet Avila die Vorgangsweise des Netzwerkers. "Der Endkunde hat ja schon im guten Glauben für die Software bezahlt."

Evelyn Petersen, Marketing- und Communications-Managerin bei der deutschen Niederlassung der Santa Cruz Operation (SCO) GmbH in Bad Homburg, verweist auf den mittlerweile zu Oracle abgewanderten ehemaligen Marketing-Manager Zentraleuropa, Wolfgang Ehrenthaler: "Er hat keinen Sinn mehr in der Mitgliedschaft gesehen." Näheres sei ihr nicht bekannt. "Piraterie ist ohnehin kein so großes Problem für uns." Die Entscheidung der Unix-Company sei jedenfalls schon vor der BSA-Kampagne gefallen.

Auch Derk Ueberfeldt, Business Operation Manager des CAD-Spezialisten Intergraph GmbH in München, kann keine Gründe nennen. "Das ist von der Konzernspitze in Amerika entschieden worden."

Die BSA ist ein weltweiter Interessenverband von Softwareherstellern mit Hauptsitz in Washington (DC). Mitglieder der in München ansässigen deutschen Sektion sind Adobe, Autodesk, Bentley Systems, Filemaker, Microsoft und Symantec. (rk)

Tina Avila und ihre Anti-piracy-Kollegen bei Novell konzentrieren sich auf den Vertriebskanal.

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