Butterweich oder steinhart: Reaktion zu Stresstests gemischt

08.07.2010
FRANKFURT (Dow Jones)--"Butterweich" oder "steinhart", die Meinungen über die Qualität der Stresstests für 91 europäische Banken gehen weit auseinander. Ziel der Tests ist es, die Sorgen über die Solvenz der Banken zu zerstreuen. Die durchgesickerten Details sind jedoch - darüber sind sich Analysten einig - zu bruchstückhaft, um sie zu fundiert zu beurteilen.

FRANKFURT (Dow Jones)--"Butterweich" oder "steinhart", die Meinungen über die Qualität der Stresstests für 91 europäische Banken gehen weit auseinander. Ziel der Tests ist es, die Sorgen über die Solvenz der Banken zu zerstreuen. Die durchgesickerten Details sind jedoch - darüber sind sich Analysten einig - zu bruchstückhaft, um sie zu fundiert zu beurteilen.

Es reiche nicht, einzelne Puzzlestücke zu kennen, sagte Analyst Konrad Becker von Merck Finck. Die Methodik des Tests sei aus der gestrigen Mitteilung der europäischen Aufsicht nicht erkennbar. "Es wird beispielsweise überhaupt nicht klar, warum für französische Staatsanleihen angeblich ein Haircut von 0,7% vorgenommen werden soll", sagte Becker. Schließlich gelte Frankreich bislang als sicher, so dass auch ein geringer Abschlag eigentlich nicht gerechtfertigt sei. "Zu weich, zu hart oder überflüssig - um das zu beurteilen muss man den gesamten Test kennen", fasste er zusammen.

Ähnlich äußern sich andere Analysten. Die Informationen seien zu "bruchstückhaft", um das Vertrauen wieder herzustellen, sagte Kreditanalyst Stefan Kollek von UniCredit. Die bislang bekannten Annahmen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung bezeichnete er gleichwohl als "butterweich".

Ein Blick auf die steigenden Bankaktien zeigt, dass sich die Aktienmärkte an den vielen Unbekannten nicht stören. Vielmehr scheint die verabreichte Beruhigungspille von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der die Folgen der Stresstests als für Deutschland "beherrschbar" bezeichnet hat, zu wirken. "Die Gewinne an den Aktienmärkten zeigen auch, wie niedrig die Erwartungshaltung gewesen ist", sagte Becker von Merck Finck.

Der Analyst betonte: "Die Kurse der Bankaktien steigen derzeit nur aufgrund von Gerüchten, die durch ständige Wiederholung den Anschein von Wahrheit bekommen haben."

Wie weich oder hart die Kriterien wirklich waren, wird sich spätestens am 23. Juli zeigen: Dann wird Ausschuss der europäischen Bankaufsichtsbehörden (CEBS) die Ergebnisse der Stresstests veröffentlichen. Bekannt ist bislang, dass die Fähigkeit der Banken, zusätzliche Schocks von Kredit- und Marktrisiken auszuhalten, geprüft werden soll. Darunter sind Risiken, die sich aus Engagements in Staatsanleihen ergeben. Auch die Abhängigkeit von staatlichen Hilfsmaßnahmen soll ermittelt werden. Ziel ist es, herauszufinden, ob Europas Banken über ausreichend Eigenkapital verfügen.

-Von Madeleine Nissen, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 115, madeleine.nissen@dowjones.com (Thomas Leppert und Hans Bentzien haben zu diesem Artikel beigetragen.) DJG/maw/has

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