Canon stellt Entwicklung analoger Kameras ein

26.05.2006
Japans führender Kamerahersteller Canon hat beschlossen, keine neuen Spiegelreflexkameras für analoges Filmmaterial mehr zu entwickeln.

Und zwar deswegen, weil die Verbraucher zunehmend zu Digitalkameras greifen. Canons wichtigster Wettbewerber Nikon hatte früher in diesem Jahr ebenfalls schon angekündigt, es werde sieben seiner neun analogen Kameras einstellen und sich auf digitale Modell konzentrieren. Und schon im Januar hatte Konica-Minolta sich ganz und gar aus dem Kamerageschäft zurückgezogen und seine digitalen Assets an Sony veräußert.

Canon wird seine vorhandenen analogen Spiegelreflexmodelle zumindest so lange weiter verkaufen, wie es eine Nachfrage danach gibt. Über ein vollständigen Rückzug aus dem Marktsegment wolle das Unternehmen "passend entsprechend der Marktsituation entscheiden", sagte Firmensprecher Hiroshi Yoshinaga.

Branchenzahlen zufolge verkauften die japanischen Kamerabauer im vergangenen Jahr weltweit 64,77 Millionen digitale Kameras, aber nur noch 5,38 Millionen analoge Modelle. Genauere Canon-Zahlen wollte Yoshinaga nicht nennen.

Die richtige Entscheidung?

Unterdessen widmet sich das "Wall Street Journal" heute sogar prominent auf der Seite 1 dem leidigen Thema, dass digitale Kameras - anders als ihre analogen Vorläufer - oftmals aufgrund ihrer hohen Auslöseverzögerung nicht das aufnehmen, was ihr Nutzer eigentlich ablichten wollte ("Why Digital Cameras Often Shoot the Pony But Get Only the Tail").

Der oft bis zu zwei Sekunden lange "shutter lag" reihe sich ein in eine Liste von Nachteilen, die neue Hightech-Produkte gegenüber ihren historischen Vorläufern aufweisen - mit der guten alten Schreibmaschine sei ein Adressetikett ruckzuck getippt, Computerdrucker bräuchten dafür endlose Justierungen.

Die Kamerahersteller behaupten natürlich, das Problem inzwischen weitgehend im Griff zu haben. Allerdings gilt dies bestenfalls für teure Highend-Modelle - den preiswerteren Kameras fehlt die nötige Rechenleistung, um richtige Schnappschüsse hinzubekommen. Jerry Magee, Product Manager Digital Capture bei Eastman Kodak, räumt ein, dass es schwierig ist, die Geschwindigkeit von Filmkameras zu erreichen. Eines Tages aber werde die digitale Technik wahrscheinlich daran heranreichen. Hoffentlich ist dieser Tag nicht allzu fern. (tc)

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