Cebit 2000: Wirbel ohne Ende?

12.09.1999
MÜNCHEN: Die Deutsche Messe AG Hannover sorgt wieder einmal für Schlagzeilen. Nachdem im August bekannt wurde, daß alle Distributoren in Halle 10 verbannt würden, geistern nun Meldungen wie "MP3-Player und Spielzubehör auf der Cebit unerwünscht" durch die Branche. Zusätzlich kommt jetzt auch das Aus für Joysticks und Lenkräder.

Im August verprellte die Deutsche Messe AG alle Distributoren, indem sie sie zusammen in Halle 10 unterbringen wollte. Die Reaktion kam postwendend. Alle großen Distis sagten ihre Teilnahme an der Cebit ab. Mehr zu diesem Eklat können Sie in der Ausgabe 28/99 von <B>ComputerPartner</B> nachlesen.

Jetzt kommt der nächste Rundumschlag. Ginge es nach dem Willen der Deutschen Messe AG Hannover, wären Spiele, Joysticks und MP3-Player auf der kommenden Cebit verboten. "Solche sogenannten Consumer-Produkte haben auf der Cebit nichts verloren", ließ Gabriele Dörries, Pressesprecherin der Deutschen Messe AG, gegenüber <B>ComputerPartner</B> verlauten. "Hierfür haben wir eine extra Messe reserviert, die Cebit Home."

Was auf der Cebit ausgestellt werden darf und was nicht regelt, die sogenannte Nomenklaturliste. Diese Liste wird von der Messegesellschaft an jeden Aussteller versandt. Da ständig neue Produkte auf den Markt kommen - und welcher Termin wäre besser als die Cebit, um diese neuen Produkte vorzustellen -, hinkt die Nomenklaturliste natürlich immer hinterher.

MP3-PLAYER UNERWÜNSCHT

MP3-Player deklarierte die Messegesellschaft als reines Consumer-Produkt und forderte die Hersteller auf, solche Geräte auf der Cebit nicht zu zeigen. Dummerweise gab es interne Kommunikationsschwierigkeiten bei der Messe AG, so daß in der Nomenklaturliste der Begriff "Audigeräte" auftauchte. Und unter diesen Begriff fallen natürlich auch MP3-Player. Zähneknirschend muß die Messe AG deshalb die Ausstellung solcher Geräte gestatten.

Aber spätestens zur nächsten Cebit will die Messe AG diesen "Fehler" beseitigt haben. Dann dürfen MP3-Player nur noch auf der Cebit Home vorgestellt werden.

GRAUZONE GRAFIKKARTENMARKT

"Hier befinden wir uns in einer Grauzone", gibt Projektreferentin Sandra Mathews von der Messe AG zu. "Wir haben mit massiven Platzproblemen zu kämpfen und wollen Hersteller von Spielezubehör auf die Cebit Home auslagern." Einzig als Werkzeug seien Spiele, Joysticks und Lenkräder auf der Cebit gestattet. Sie dürfen weder beworben, noch in irgendeiner Form zum Kauf angeboten werden.

"DIE MESSE AG WILL BETUPPT WERDEN"

Durch immer neue Restriktionen versucht die Messe AG, Hersteller von der attraktiven Cebit zur ungeliebten Cebit Home zu drängen. Diese zweite Cebit genießt aber eher den Ruf einer Regionalmesse. Dementsprechend niedrig ist Bereitschaft der Hersteller, dorthin auszuweichen. "Auf der Cebit sind alle Distributoren vertreten, und das sind unsere Käufer", lautete einhellig die Meinung der Hersteller. Mit allerlei Tricks versuchen deshalb die Hersteller, ihre Produkte trotz Verbots auf die Messe zu schmuggeln. Denn als "Werkzeug" dürfen auch verbotene Produkte auf den Messeständen gezeigt werden. Werkzeuge sind dann beispielsweise Spiele, die die Leistungsfähigkeit der neuesten Grafikkarten demonstrieren. Auch Lenkräder und Joysticks sind jetzt Werkzeuge, damit der angehende Käufer sich von der Echtzeitdarstellung der Grafikkarte ein Bild machen kann. Zwar dürfen diese "Werkzeuge" außen am Stand weder beworben, noch verkauft werden, doch was innerhalb des Standes hinter verschlossenen Türen passiert, geht keinen etwas an.

"Die Messe AG will einfach betuppt werden", hört man immer wieder. Verärgern will aber keiner die Messe AG. Dafür ist die Cebit für die Hersteller einfach zu wichtig. Alle Aussagen wurden deshalb mit der Bitte verbunden, keine Namen zu nennen.

DIE LINKE WEISS NICHT, WAS DIE RECHTE TUT

Vor wenigen Tagen flatterten einigen Herstellern noch Abmahnungen ins Haus, in denen die Messeleitung die Ausstellung bestimmter Produkte verbot. Während die oberste Messeleitung diese Abmahnungen schon zurücknahm, versendeten einige Abteilungen solche Abmahnungen munter weiter. Es lohnt sich also als Aussteller, direkt bei der Messeleitung anzurufen und sich zu erkundigen, welche Geräte ausgestellt werden dürfen. (jh)

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