Cebit 99: Der große Reibach mit der Ausstellungsfläche

18.03.1999

HANNOVER: Standpreise von 15.000 Mark und mehr verlangen Aussteller von ihren Partnern, wenn sie Messefläche "untervermieten". Klar, daß da so manches Gemüt überkocht. Aber: Die großen Aussteller sehen sich ebenfalls als Opfer - der Region Hannover nämlich. Dort würde richtig abgesahnt.Ausstellungsplatz auf der Cebit ist mittlerweile so selten wie Gold. Und auch so teuer. Schon allein die Deutsche Messegesellschaft nimmt's von den Lebendigen: 300 Mark pro vermietetem Quadratmeter Ausstellungsfläche - für den blanken Boden. Noch saftiger wird's bei den Ausstellern, die Partner mit aufs Messeparkett nehmen. Im letzten Jahr beispielsweise packten zwei Oracle-Partner wutentbrannt ihre Habe in einen Rollwagen und zogen auf den Informix-Stand. Der Grund: Sie hatten schlicht die Nase voll von dem Reibach, den ihr Lieferant ihrer Ansicht nach mit ihnen machte.

Denn: Quadratmeterpreise von 1.800 Mark für den Stand - allerdings inklusive Catering und so weiter - sind offenbar die Regel. Siemens, IBM, Compaq - jeder, der seine Messefläche an Partner untervermietet, verlangt für die Quadratmeter Mietpreise, die sogar dem abge-brühtesten Immobilienmakler noch die Freudentränen in die Augen treiben würden.

Einmal nachgefragt bei den Herstellern, warum sie ihre Partner schröpfen, brachte Erstaunliches zutage:

"Wir zahlen dabei drauf", versichert beispielsweise Bernhard Strauß, bei der IBM Unternehmenssprecher für den Bereich Geschäftspartner. Und rechnet vor: der Stand, das Demo-Mobiliar, die vollständige Bewirtung, das Verlegen von Leitungen für Telefone oder Zentralrechner, die Werbung und und und. Das summiert sich ganz schön auf. "Natürlich bekommen auch wir Klagen zu hören von unseren Partnern", räumt er ein. Aber es sei ihm ein echtes Anliegen, so Strauß, daß die erfahren, daß IBM unterm Strich immer "etliches drauflegt". Ins gleiche Horn bläst auch Compaq: "Wir vermieten den Stand komplett. Und "all inclusive" kostet der 15.000 Mark", rechnet die Unternehmenssprecherin auf Anfrage von ComputerPartner vor.

Klar, daß bei einem solchen Betrag die Gemüter der Untermieter

überkochen: "Die wollen uns doch loswerden, um Platz für Digital zu schaffen", vermutet ein Mitaussteller. Aber: "Den wirklichen Reibach machen ganz andere", versichert Siemens, das ähnliche Tarife hat wie Compaq. "Nämlich der Kreis Hannover. Schauen Sie sich das doch nur an: Wenn in einem kleinen Restaurant der Messepreis für eine Bockwurst 17,50 Mark heißt - können Sie sich da vorstellen, was der ganze Rest kostet? Von solchen Stundenlöhnen beispielsweise können normale Handwerker nur träumen. Da wird von A bis Z verdient: Vom Aufbauunternehmen nämlich bis hin zum Zulieferer!" (du)

Die Cebit: ein Ärgernis für Aussteller - aber ein Goldesel für die Region Hannover.

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