Cebit: Die größten Tops und Flops der vergangenen Jahre

14.03.2002
Schneller, größer, besser - die Cebit gilt als richtungsweisend für die IT-Branche. Doch die Messe wird ihrem Ruf nicht gerecht, sagen jedenfalls die Analysten der Mummert + Partner Unternehmensberatung: "Zu oft erwiesen sich die Topthemen der vergangenen Jahre als teure Flops", so ihre Einschätzung.

Das Flopthema Nummer eins des letzten Jahres sei der Funkstandard Bluetooth gewesen: "Die drahtlose Verbindung zwischen Kleingeräten wurde Anfang 2001 deutlich überschätzt. Für dieses Jahr wird erneut der Marktdurchbruch vorausgesagt - doch gesichert ist er längst nicht", so Roland Heintze von Mummert + Partner. Schließlich hätten sich nach wie vor noch nicht alle Handyhersteller auf den Standard geeinigt.

Im Jahre 2000 hagelte es gleich mehrere Flops. Einer davon: die einst gefeierten Startup-Unternehmen. "Auf der Cebit waren sie noch Lieblingskinder der Branche, doch bereits Ende des Jahres steckte Deutschland mitten in der Dot.com-Krise", so Heintze. "Unzählige Jungunternehmen gingen Pleite, das Geld der Kapitalgeber wurde in bisher unerreichten Dimensionen verbrannt." Technisch war Voice over IP, das Telefonieren übers Web, für die Unternehmensberater einer der Fehlstarter des Jahres 2000: "Das Internet war der Sprachübertragung nicht gewachsen, die Bandbreiten reichten nicht aus."

Der sprachbegabte Computer blieb ein Traum

Top-Flop des Jahres 1999: der sprechende und Sprache verstehende Computer. Die auf der damaligen Cebit vorgeführten Prototypen haben heute immer noch nicht die Marktreife erlangt, so das Fazit: "Hat der Anwender einen Schnupfen, versteht das System nichts mehr - bis auf weiteres führt also an der Tastatur kein Weg vorbei."

Die Datenübertragung per Satellitenschüssel war der Flop der Cebit 1998. Der Satellitenempfang sollte - lange bevor das schnelle Kabel-Internet DSL (Digital Subscriber Line) auf den Massenmarkt kam - das komfortable Internet der Zukunft liefern. Doch daraus wurde nichts: "Das Internet aus dem Orbit ist bis heute ohne Chancen am Markt." Der Misserfolg des Jahres 1997: das interaktive Fernsehen. Es sollte PC-Technologie für die ganze Familie ins Wohnzimmer bringen. "Nichts davon ist bisher realisiert worden", stellt Heintze fest. Experten erwarten den Marktdurchbruch erst für 2006.

Manche Cebit-Themen schafften den Durchbruch

Es gab neben den vielen Flops aber auch Erfolge. Das Highspeed-Internet beispielsweise war das Topthema des Jahres 2001. Die schnelle DSL-Flatrate galt als Wachstumsmotor. Zu Recht: Weltweit hat die Zahl der DSL-Anschlüsse inzwischen die 10-Millionen-Grenze überschritten. T-Online verzeichnete Ende 2001 mehr als eine halbe Million DSL-Flatrate-Kunden.

Das Topthema 2000: Sicherheit rückte in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Grund: Im Februar 2000 wurden große Onlineshops einfach mit Tausenden Scheinanfragen lahm gelegt. Das Marktpotenzial von Sicherheitssoftware soll bis 2005 auf etwa 60 Milliarden Dollar anwachsen.

Das Schwerpunktthema Telekommunikation füllte 1999 acht der 26 Hallen. Der erste Schritt in Richtung Mobile Computing wurde ebenfalls getan: Sieger des Jahres unter den Geräten sind die Handheld-PCs (PDA/Personal Digital Assistant). Die Taschencomputer verdoppelten von 1999 zum Jahr 2000 ihre Verkaufszahlen auf knapp zehn Millionen Geräte.

Topthemen 1998: Bei der Computertechnologie sorgten ISDN-Karten, schnelle Netzwerke und der USB-Standard (Universal Serial Bus) für die Verbindung von PC und Peripheriegeräten für Furore. Der Mobilfunk aber stellte alles in den Schatten: Die Expansion des Handygeschäftes begann, Netzbetreiber kämpften um das größte Stück des Megamarktes. Heintze: "Tatsächlich folgten goldene Jahre für die Anbieter - bis Anfang 2000 wurden 40 Millionen Mobiltelefone abgesetzt."  

www.mummert.de

ComputerPartner-Meinung:

Es gab in den letzten Jahren offenbar mehr Flops als Tops in Hannover. Trotzdem verliert die Cebit ihre Bedeutung als Trendbarometer sicherlich nicht: Schließlich soll sie ja das Forum sein, auf dem jeder Hersteller seine Produkte der breiten Öffentlichkeit vorstellen und die Akzeptanz beziehungsweise das Interesse auch mal antesten kann. Auch wenn sich interaktives Fernsehen und sprachlich begabte Computer bisher nicht durchsetzen konnten, ohne solche "Flops" wäre die Cebit um einige Attraktionen ärmer - und langweiliger. (mf)

Zur Startseite