Cebit (stay@) Home

06.08.2000

Das war’s dann also endgültig mit der Consumer-Ausgabe der weltgrößten PC-Schau: Aus der Cebit Home wurde nun eine Cebit stay@home.

Nach zähem Ringen der Veranstalter, die Messehallen vom 30. August bis zum 3. September doch noch zu füllen, kam in der vergangenen Woche nun das offizielle Aus für die Leipziger Veranstaltung (siehe Artikel auf Seite 13 in dieser Ausgabe). Damit hat das Unternehmen "Cebit light" noch vor seiner dritten Durchführung ein jähes Ende gefunden. Allerdings waren die Zukunftsaussichten schon bei der Zweitausgabe 1998 nicht besonders rosig, als die Besucherzahl von 200.000 auf 180.000 zurückging und es schon damals einige namhafte Anbieter vorzogen, zu Hause zu bleiben.

Sicherlich ist die Entscheidung der Deutschen Messe AG, Hannover, richtig und auch nachvollziehbar. Die Flut der Absagen nahm in den letzten Wochen überhand, so dass nach Insider-Informationen mit den verbleibenden Ausstellern wohl nicht mal mehr zwei Hallen zu füllen gewesen wären.

Besonders tragisch an der ganzen Geschichte ist, dass es momentan eigentlich gute Gründe gäbe, eine jährliche Messe mit Ausrichtung einer Cebit Home in Deutschland durchzuführen. Denn Fakt ist, dass die Hauptausgabe der Cebit aus allen Nähten platzt und die Messeleitung durch das Zusammenwachsen der UE-, TK- und IT-Branche schon gar nicht mehr weiß, wem sie zuerst eine Absage erteilen soll. Consumer-PC-Produkte in eine separate Veranstaltung auszulagern, war daher eigentlich nur konsequent. Dazu kommt, dass es auf europäischen Festland nach wie vor keine reinrassige Messe für Unterhaltungs-Software gibt. Der Ansatz war mit der Düsseldorfer IGEX (Interactive Games Expo) zwar da, wurde aber zugunsten der Cebit Home verworfen. Ironie des Schicksals: Nachdem viele Spieleanbieter lange Zeit nicht wussten, woran sie waren, haben sie sich zur Sicherheit für keine der beiden Messen entschieden, sondern stellen nun wie gehabt im September auf der ECTS in London aus.

Neben dem Desinteresse der Spielehersteller ist der Fehlschlag aber auch auf das Wiedererstarken der Internationalen Funkausstellung (IFA) zurückzuführen. Die Messe Berlin hat die Gunst der Stunde genutzt und im letzten Jahr konsequent auf eine multimediale Ausrichtung der einst reinrassigen Unterhaltungselektronik-Messe hingearbeitet. Gleich auf Anhieb konnten namhafte Anbieter gewonnen werden, und auch vom Publikum wurde der neue Ausstellungscharakter positiv angenommen. Mit diesem Erfolg wurde die Cebit Home als Cebit für den Heimanwender schlicht und ergreifend überflüssig.

Interessant wird, was die Hannoveraner Messeleitung nun mit den ganzen Joystick-, Grafikkarten- und MP3-Player-Anbietern anstellt, die sie offenkundig nicht auf der Cebit haben will. Einen Ersatzstandort gibt es ja nun nicht mehr, denn die Cebit Home ist Geschichte. Aber sehr wahrscheinlich werden die Hersteller von selbst drauf kommen und bei der IFA anklopfen. Und die Spieleabteilung? Nun, hier hat die Nürnberger Spielwarenmesse mehr denn je die Chance, sich noch mehr für diesen Bereich auf deutschem Boden stark zu machen.

Andreas Klett

aklett@computerpartner.de

Zur Startseite