CEO Benson wirft das Handtuch

06.10.1999

ROCHESTER: Die seit Monaten andauernde Managementkrise bei Netzwerkerin Cabletron läßt nun auch Gründer Craig Benson resignieren: Der seit einem Jahr amtierende CEO räumt seinen Stuhl; Nachfolger wird Piyush Patel, bisheriger Vizepräsident und Gründer der Routerfirma Yago, die 1998 von Cabletron gekauft wurde.Analysten sind allerdings der Meinung, daß bloßes Stühlerücken die Cabletron-Probleme nicht lösen wird. So plädiert Metagroup-Analystin Michelle McLean offen dafür, Cabletron müßte verkauft werden, "um Kunden die notwendige langfristige Perspektive zu bieten." In Netz- werkkreisen ist man davon überzeugt, Patels Hauptaufgabe sei es, die Netzwerkerin für die Brautschau zu schmücken. Insbesondere die Netzwerkmangement-Software Spektrum, nach HPs "Open View" die Nummer zwei, könnte Käufer interessieren.

Die Probleme des einstigen Hub-Königs wurden 1997 offensichtlich. In diesem Jahr wurden Hubs von Switches überflügelt, und das zu 70 Prozent auf den LAN-Verteilern beruhende Geschäft Cabletrons brach zusammen.

1998 dann ließen die Konkurrenten Cisco, Lucent und der bisherige Cabletron-Großabnehmer Nortel, der durch den Bay-Kauf auf eigene Produkte zurückgreifen konnte, die Netzwerker aus Rochester bei Umsatz und Marktanteilen weit hinter sich. Der Versuch Cabletrons, mit dem Erwerb der Netzwerkabteilung Digitals Produkte und Kunden einzukaufen, nahm sich nur auf dem Papier gut aus. Denn Integrationsschwierigkeiten sowie unklare Ausrichtung der Produkte und Verkaufskanäle trieben immer mehr Kunden zur Konkurrenz (siehe ComputerPartner 11/98; Seite 21). Gleichzeitig erklärten Analysten das Geschäftsmodell des Direktverkäufers für schlicht veraltet.

Entsprechend schrieb Cabletron Quartal für Quartal rote Zahlen; das Stühlerücken im Management wurde zur täglichen Übung, und schließlich fand sich Craig Benson auf dem Präsidentenstuhl wieder. Ohne Fortune, wie sein Rücktritt zeigt. (wl)

Auf den Cabletron-CEO-Stuhl gehievt: Piyush Patel.

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