Die Evolution der Netzwerke

Chancen und Herausforderungen für Service Provider

Heiko Frank ist Senior System Engineer beim IT-Sicherheitsanbieter A10 Networks.
Die Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G stellt Managed Service Provider vor neue Herausforderungen. Doch die sich mit 5G anbietenden neuen Geschäftschancen überbieten etwaige Risiken bei Weitem.

Die Industrie hat mit ihrer Schnelligkeit und Innovation die Welt verändert und in das Zeitalter der Massenkommunikation geführt, die sich auf fast jeden Bereich unseres Lebens auswirkt. Service Provider müssen sich in den nächsten Jahren einigen Herausforderungen stellen, um die neuen Anforderungen an Netzwerke erfüllen zu können. Es gibt jedoch auch viele Chancen, die sich ihnen in Zukunft bieten.

5G wird Wirklichkeit

Die hohen Ansprüche der Nutzer und neue Forderungen an Dienstleistungen werden die Einführung von 5G weiter vorantreiben. Bereits die ersten 5G-Pilotprojekte verdeutlichen, welche Herausforderungen für Service Provider durch diese Innovation im Bereich Infrastruktur entstehen. Es hat sich gezeigt, dass sich die Anforderungen an 5G grundsätzlich von denen an 4G unterscheiden - mit kleineren Paketgrößen, mehr Durchsatz und einer höheren Anzahl gleichzeitiger Sitzungen. Service Provider benötigen somit Anlagen, die Milliarden gleichzeitiger Sitzungen mit hoher Durchsatzleistung skalieren können.

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Die Sicherheit von 5G-Infrastrukturen wird dabei von enormer Bedeutung sein. Der Ansatz dafür muss weiter gefasst, automatisiert und skalierbar sein, um eine langfristige Laufzeit zu garantieren und neue Anforderungen an die Sicherheit der User Plane und Control Plane zu erfüllen. Neben Innovationen in den Bereichen Firewall und DNS-Schutz werden neue Lösungen auf den Markt gebracht, die auf künstlicher Intelligenz (KI bzw. AI) und Machine Learning (ML) basieren. Solche Lösungen sind notwendig, um die zunehmende Bedrohung durch DDoS-Attacken zu minimieren, die durch die steigende Verbreitung von IoT-Geräten und der daraus resultierenden erweiterten Angriffsfläche entstehen.

Geringe Latenz, niedrigere Gesamtbetriebskosten (TCO: Total Cost of Ownership) und eine hohe Zuverlässigkeit werden wesentliche Erfolgsfaktoren von 5G sein. Der Wettbewerb in diesem Markt wird hoch sein. Deswegen werden Service Provider den Fokus ihrer Investitionen vor allem auf Technologien legen, die robuste, sichere und kosteneffektive Netzwerke ermöglichen.

Bereitstellung und Entwicklung bestehender Infrastruktur

Trotz des Hypes um 5G darf nicht vergessen werden, dass diese Netzwerk-Evolution nicht über Nacht geschieht und Zeit benötigt. Service Provider haben hohe Investitionen in die traditionelle Infrastruktur getätigt, die auch in den kommenden Jahren bereitgestellt und weiterentwickelt werden muss, um die steigende Nachfrage während der Übergangsphase zu bewältigen. Über die letzten Jahre hat sich gezeigt, wie die Nachfrage enorm stieg und Markteinsteiger mit fortschrittlichen Diensten bestehende Netzwerke übernahmen. Umfassende Netzwerk-Upgrades sind meist finanziell unerschwinglich, deswegen müssen Service Provider in Produkte investieren, die die bereits bestehende Infrastruktur effizienter machen.

Im Bereich IP-Adressen ist die Kapazität an IPv4-Adressen durch die Vielzahl von IoT-Geräten bereits erschöpft. Erwartet wurde ein weitreichender Wechsel auf IPv6, um dieses Problem zu beheben. Allerdings wäre das ein Upgrade, das für viele Service Provider keine Option ist. Stattdessen haben sie technologische Innovationen wie das Carrier Grade Networking (CGN) adaptiert, die ihnen dabei helfen, bisherige Investitionen zu schützen und einen effektiven und bezahlbaren Übergang zu IPv6 über einen längeren Zeitraum hinweg zu vollziehen.

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Aufgrund dessen wird eine kontrollierte Übergangsphase und Netzwerkentwicklung erwartet. Eine übereilte Migration ist schlicht zu teuer und Service Provider müssen sich genau überlegen, mit welchem Ansatz sie sowohl profitable 5G-Dienste anbieten und zugleich die bereits vorhandene Infrastruktur aufrechterhalten können.

DDoS-Bedrohungen nehmen zu

Cybersecurity wird auch weiterhin eine Herausforderung bleiben. Der Fokus wird verstärkt auf die Errichtung widerstandsfähiger Netzwerke gelegt, die schädliche Aktivitäten in Echtzeit erkennen und eliminieren.

Die Bedrohung durch DDoS-Angriffe ist omnipräsent und da Angriffe einfach und kostengünstig gestartet werden können, werden diese auch in Zukunft verstärkt zunehmen. Umfassender DDoS-Schutz sollte für Unternehmen heutzutage selbstverständlich sein. Schutz der automatisiert, intelligent und skalierbar ist, zugleich aber die TCO niedrig hält.

Trendwende - Investitionen statt operativer Ausgaben

Solange Service Provider bestehende Netzwerke warten und sich weiter neue Möglichkeiten in diesem Bereich erschließen, wird es eine Trendwende in Richtung Investitionen gegenüber den in den letzten Jahren dominierenden operativen Ausgaben geben. Unternehmen investierten wenig und nahmen stattdessen höhere operative Ausgaben in Kauf. Wenn Upgrades allerdings weiterhin aufgeschoben werden, baut sich ein "technologisches Defizit" auf, das irgendwann seine Schuldigkeit fordert.

Service Provider denken jetzt weiter voraus, um ihre Netzwerke zukunftssicher zu machen. Sie nehmen dabei kurzfristig höhere Kosten in Kauf, um langfristig die Betriebskosten weiter zu senken. Service Provider mit flexiblen Lizensierungs- und Vertragsmöglichkeiten sollten sich die Vorteile dieses veränderten Ansatzes zunutze machen.

Die kommenden Jahre versprechen außerordentlich spannend für die Netzwerkindustrie zu werden. Grundsätzlich wird die Herausforderung für Service Provider sein, eine Balance zwischen Neuerungen wie 5G und den aktuellen Sicherheitsherausforderungen zu finden.

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