Channel Champions, Teil 5: Softwarehersteller

04.12.2003
Auf den ersten drei Plätzen hat sich gegenüber dem Vorjahr nichts geändert: Adobe blieb das im Channel beliebteste Softwareunternehmen, dicht gefolgt von Microsoft und Symantec. Den größten Sprung nach vorne machte Suse: Aus dem Nichts katapultierten sich die Nürnberger auf den vierten Rang. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Ronald Wiltscheck

Microsoft bleibt der bekannteste Softwarehersteller auch im Channel. Der Abstand zu den Nachfolgern hat sich gegenüber 2002 sogar noch vergrößert. Daran mag auch das Engagement der Redmonder im ERP- und CRM-Markt zu tun haben. Mit den Übernahmen von Great Plains und Navision sowie der Gründung des Geschäftsbereiches Business Solu-tions setzt Microsoft immer stärker auf Unternehmenskunden und konkurriert in diesem Bereich mit Unternehmen wie Oracle und SAP.

Die Walldorfer zählen im Fachhandel nicht mehr zu den 20 wichtigsten Softwareunternehmen, das ergab die ComputerPartner-Umfrage unter den repräsentativ ausgesuchten 1.200 IT-Wiederverkäufern. Auch Suns Softwaresparte fehlt in der Top-20-Rangliste. Massive Anstrengungen der Kalifornier, vom Image des reinen Hardwarelieferanten wegzukommen, haben offenbar im Channel keine Früchte getragen.

Linux auf dem Vormarsch

Dafür ist Suse als zuverlässiger Partner im Fachhandel hoch angesehen. In dieser Kategorie belegte der Linux-Spezialist auf Anhieb den vierten Platz hinter Adobe, Hewlett-Packard und Symantec - auf den ersten drei Plätzen blieb übrigens auch hier alles beim Alten. Verbessert hat sich hingegen - was Zuverlässigkeit im Channel betrifft - Microsoft. Die Redmonder kletterten vom 18. auf den 11. Rang. Auch Novell stieg im Ansehen der Fachhändler - von der Position 15 auf Platz 10. Im nächsten Jahr könnte das mit Suse fusionierte Unternehmen sicherlich noch besser dastehen. Nach wie vor schlecht bestellt ist es hingegen um das Ansehen von Sage KHK im Fachhandel. Das Frankfurter Unternehmen hält hier weiterhin die rote Laterne.

Im Rahmen einer persönlichen Beurteilung der Softwarehersteller seitens der IT-Wiederverkäufer erhielt Sage KHK sogar die schlechteste Note des gesamten Rankings: eine 3,3. Da ist der Abstand zum führenden Unternehmen in dieser Kategorie, Adobe, mit einer Beurteilung von 1,9 schon gewaltig. Eine sehr gute Platzierung (7.) erzielte in diesem Bereich der Storage-Software-Spezialist Veritas. Das Unternehmen geriet dieses Jahr zum ersten Mal ins Visier der Systemintegratoren, bei der spontanen Nennung von Marken taucht Veritas bereits an zwölfter Stelle auf und lässt Größen wie Citrix oder Network Associates hinter sich.

Produktqualität entscheidend

Die Technologie-Führerschaft liegt nach Ansicht des Fachhandels eindeutig bei Adobe. Was die Bewertung von aktuellen und künftigen Produkten betrifft, schneidet die Dokumenten-Company mit einer Durchschnittsnote von 1,5 am besten ab. Qualitativ gute und technologisch ausgereifte Produkte attestieren die Fachhändler auch Symantec und Suse, die sich in dieser Kategorie den zweiten Platz teilen. Unmittelbar dahinter folgt schon Microsoft, zwar nicht aufgrund der Qualität der aktuellen Produkte - hier belegen die Redmonder nur den 13. Rang -, doch mit dem Einsatz der neuesten Technologie sehen IT-Wiederverkäufer die Windows-Company als am bes-ten für die Zukunft gerüstet.

Tobit hat im Fachhandel einen guten Ruf. Was die Produktqualität betrifft, konnten die Ahauser gegenüber dem Vorjahr sogar drei Plätze gut machen: Sie zogen an Oracle und Citrix vorbei. Überraschend gut hat im Software-Channel Hewlett-Packard abgeschnitten, bedenkt man doch, dass dieses Unternehmen eher als Drucker- und PC-Hersteller im Markt angesehen ist. HPs bekannteste Anwendungssoftware ist die Systemmanagement-Lösung "Open View", doch dies allein dürfte nicht für HPs Bekanntheit bei den Software-Wiederverkäufern sorgen - hier zu Lande gibt es nur etwa zwanzig aktiv verkaufende Open-View-Partner. So eilt der Company wohl immer noch der Ruf als Betriebssystemlieferant im Unix-Umfeld (HP-UX, Linux und Tru64) voraus; hinzu kommen Systemsoftwarepakete für Drucker, Scanner und PCs. Auf jeden Fall ist HP nach dem Merger mit Compaq fest im Markt etabliert. Die Partner sehen die Company für die Zukunft gut gerüstet (Platz 3) und erfolgreich agierend (Platz 4).

Magere Aussichten gibt es nach wie vor für Novell. Genauso wie im Vorjahr belegte das Unternehmen aus Utah den vorletzten Platz in der Kategorie "Zukunftsfähigkeit". Hier könnte aber Suse (Platz 6) künftig für einen Innovationsschub sorgen. Rabenschwarz sieht es hingegen für Sage KHK aus: In allen die Produktqualität betreffenden Kategorien belegten die Frankfurter den letzten Platz. Hier sollte Sage endlich klar Schiff machen und seinen Partner Dotnet- und/oder J2EE-kompatible Produkte liefern. Auch die jüngsten "Bereinigungen" im Partnerumfeld kamen offenbar beim Channel nicht gut an. So blieb auch Sages Sympathiewert mit knapp 3,0 relativ schlecht.

Microsoft: erfolgreich, aber unbliebt

Microsofts Beliebtheit als Hersteller hielt sich beim Fachhandel wie gewohnt auch in Grenzen. Gates Imperium blieb in dieser Kategorie an 18. Stelle. Dennoch möchte fast jeder vierte Händler bei Microsoft arbeiten. Offenbar wiegt der Erfolg dieser Firma die mageren Sympathiewerte mehr als auf, sodass sie als erste Adresse als potenzieller neuer Arbeitgeber gilt. Die wenigsten der von ComputerPartner befragten IT-Dienstleister könnten es sich vorstellen, bei Network Associates ihre Brötchen zu verdienen. Bei dem seit Jahren anhaltenden regen Personalwechsel in der Sicherheitsfirma ist diese Bewertung nur allzu gut verständlich.

Als ein relativ erfolgreicher Softwarehersteller ist im Channel IBM angesehen. Nirgends erzielt Big Blue so gute Noten (im Schnitt 1,7), wie in dieser Kategorie. Der Einsatz von neuen Technologien wird bei IBM nur mit dem Rang 11 bewertet - noch hinter Oracle, Citrix und Tobit. Letzterer kann lediglich mit seiner Sympathiebewertung auftrumpfen - hier belegt das Unternehmen aus Ahaus den dritten Platz.

Zum ersten Mal wurde Checkpoint in das ComputerPartner-Ranking der wichtigsten Softwareanbieter für den Channel aufgenommen. Der Firewall-Marktführer schneidet dabei ganz passabel ab und belegt mit einer schlechten Note 2 in allen Kategorien einen Platz im unteren Mittelfeld. Hier bleibt dem Security-Spezialisten aus Israel also noch viel zu tun; er könnte sich dabei an der erfolgreichen Channel-Politik von Symantec orientieren. Allerdings dürfte sich dies angesichts des starken OEM-Geschäfts von Checkpoint etwas schwierig gestalten. Denn dessen Firewall- und VPN-Software wird meist mit eigenen und fremden Appliances verkauft. Und die spontane Markenbekanntheit von Checkpoint lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Unter für den Fachhandel 20 wichtigsten Softwareanbietern taucht die Firewall-Company erst an 19. Stelle auf. Hierbei wird sie sogar noch von Trend Micro überholt, dem zweiten Newcomer aus der Security-Szene in der diesjährigen ComputerPartner-Liste. Ansonsten schneidet der Antiviren-Spezialist ähnlich wie Checkpoint ab - mit einer schwachen Note 2. Gleiches gilt übrigens auch für den Security-Allrounder Network Associates (NAI) und für Computer Associates (CA). Letzterer Anbieter erzielt zwar nur etwa zehn Prozent seines Gesamtumsatzes über den qualifizierten Fachhandel, aber bedingt durch die breite Produktpalette Systemmanagement, Storage, Security und Portallösungen bleibt CA eine feste Größe im Channel.

Fast genauso wenig angesehen sind im IT-Fachhandel die Anbieter von kaufmännischen Lösungen Exact und Lexware, mit Sage KHK belegen sie meist die hinteren Ränge. Offenbar ist es für die Hersteller von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware schwierig, ihre Partner zufrieden zu stellen. Eine rühmliche Ausnahme gibt es aber. Bis zur ihrer Übernahme durch Microsoft konnte Navision im Channel ganz gut punkten. Bis zum Jahre 2001 belegten die Dänen in dem ComputerPartner-Ranking meist einen guten Mittelfeldplatz. Von der Markentreue der Navision-Partner könnten die Redmonder künftig partizipieren.

Eine wirkliche Überraschung der Umfrage bezüglich der Softwarehersteller stellt Corel dar. Dieses angeschlagene Unternehmen belegt den siebten Platz, was seine Markenbekanntheit betrifft. IT-Wiederverkäufer halten den Grafikspezialisten auch für relativ sympathisch (Platz 7), auch dessen Produkte schneiden beim Channel ganz passabel ab (Platz 10). Doch da hören die guten Nachrichten für Corel schon auf: Weder ist das Unternehmen für die Zukunft gerüstet (Platz 18), noch agiert es derzeit erfolgreich (ebenfalls Position 18). Das nächste Jahr wird für die Kanadier das entscheidende sein: Können sie sich als Nischenanbieter behaupten, oder werden sie endgültig vom Markt verschwinden?

Meinung des Redakteurs

Wie bereits im Vorjahr von uns prophezeit, (siehe ComputerPartner 47/02, Seite 31) schlug sich das Thema Linux im diesjährigen Ranking der Software-Channel-Champions deutlich nieder. Suse eroberte aus dem Nichts den vierten Platz und könnte nächstes Jahr mit dem im Fachhandel wieder etwas erstarkten Netzsoftwarehersteller Novell dem Führungstrio Adobe, Microsoft und Symantec einen Podestplatz streitig machen.

Alle Ergebnisse auf ComputerPartner.de

Als zusätzlichen Leserservice stellt die ComputerPartner-Redaktion alle Ergebnisse der diesjährigen "Channel Champions 2003" auch online zur Verfügung: Grafiken und Infos können als PDF-Datei unter www.com puterpartner.de heruntergeladen werden. Seit dem 6. November 2003 stehen Ihnen die Daten auf unserer Homepage zur Verfügung.

1.200 Händler waren die Jury für die Channel Champions

Bereits zum vierten Mal zeichnete ComputerPartner die "Channel Champions 2003" aus. Hersteller und Distributoren stellen sich dabei einer harten Jury: ihren Partnern im deutschen Markt. Die Umfrage unter 1.200 Händlern beantwortet Fragen nach Bekanntheit, Zuverlässigkeit und Image der IT-Anbieter und -Großhändler.

Im Auftrag von ComputerPartner hat das renommierte Marktforschungsunternehmen Millward Brown International Basisresearch GmbH in Frankfurt am Main im Juli und August dieses Jahres IT-Wiederverkäufer zu den Unternehmen befragt: An der telefonischen Repräsentativbefragung nahmen Händler, Systemhäuser, IT-Dienstleister und Systemintegratoren teil.

Insgesamt haben die Marktforscher für die diesjährigen Channel Champions sechs verschiedene Segmente unter die Lupe genommen: die PC- und NotebookHersteller, Netzwerk-Hersteller, Monitor-Hersteller, Software-Hersteller, DruckerHersteller und die Distributoren. Die ausführlichen Ergebnisse, Analysen sowie Interviews mit den Gewinnern der jeweiligen Kategorie veröffentlicht ComputerPartner bereits seit der Ausgabe 45/03. Den Abschluss der Channel Champions bilden nächste Woche die Drucker-Hersteller.

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