Channel Champions, Teil 6: PC- und Notebook-Hersteller

29.11.2001
Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen um die Händlergunst konnte HP dank höherer Zuverlässigkeit, besserer Zukunftschancen und als idealer Arbeitgeber Toshiba und IBM ganz knapp auf der Zielgeraden abfangen.

Das Jahr 2001 war vor allem für die PC- und Notebook-Hersteller äußerst hart. Rezession, Terroranschläge und die Wankelmütigkeit der Konsumenten wirbelten ein scheinbar sicheres Geschäftsgefüge gehörig durcheinander. Auch der geplante Merger von Hewlett-Packard und Compaq brachte viel Unruhe in die Branche, ebenso wie Gateways Rückzug aus dem deutschen Markt. Zudem drängten Newcomer wie beispielsweise Samsung oder Gericom spürbar in den PC- und Notebook-Markt und kämpften mit den etablierten Unternehmen um einen kleiner gewordenen Kuchen.

Trotz der größer gewordenen Vielfalt trifft man bei den verschiedenen Untersuchungspunkten der ComputerPartner-Studie "Channel Champions" auf den vorderen Plätzen immer wieder auf die gleichen Namen. Anders als etwa in den Kategorien Drucker oder Netzwerke gibt es im PC- und Notebook-Segment jedoch nicht den einen markanten Markt- und Umfrage-beherrschenden Hersteller.

Markenbekanntheit entscheidet über Erfolg

Werbung öffnet bekanntlich die Tür zum Kunden und damit auch zum Händler. Auf die Frage, welche PC- und Notebook-Hersteller dem Händler spontan einfallen (ohne Namensvorgabe), konnte auch in diesem Jahr kein anderer an die Prominenz von Compaq heranreichen. Die Texaner erhöhten ihren Bekanntheitsgrad auf hohem Niveau sogar um knapp vier Prozentpunkte. Die Marke Toshiba wurde ähnlich oft genannt wie im vergangenen Jahr. Im Sog der Merger-Diskussion konnte sich hingegen Hewlett-Packard um 15 Prozentpunkte steigern und IBM in der Bekanntheitsskala überrunden. Direktanbieter Dell hat sich ebenfalls durch massive Werbung und steigende Marktanteile in den Köpfen der Menschen festgesetzt und überholte den deutschen Marktführer Fujitsu Siemens Computers sowie Acer dank eines Zuwachses um acht Prozent. FSC fiel trotz seiner Marktpräsenz nur jedem fünften Händler ein. Höchster Neueinsteiger ist Gericom. Kein Wunder, hatte doch das österreichische Unternehmen im zweiten Quartal Notebook-Primus Toshiba quasi aus dem Stand vom Thron gestürzt.

Erfolg mit Zuverlässigkeit und Sympathie

Eines der K.-o.-Kriterien bei der ComputerPartner-Studie ist die Zuverlässigkeit der Hersteller. Hier konnte sich HP gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessern und IBM, Sony und Toshiba auf die Plätze verweisen. Auch Compaq machte Prozentpunkte und Plätze im Ranking gut, während Acer leicht verlor. Auch in Sachen Sympathie machte HP Boden gut und landete gemeinsam mit Toshiba mit der Note 1,9 auf dem zweiten Platz. Sony belegt allein den ersten Platz. Leichte Abstriche musste hingegen Apple hinnehmen und fiel auf den vierten Platz, jedoch noch vor IBM und Compaq. New-comer Samsung scheint gut gelitten zu sein und belegt auf Anhieb Platz neun, vor Acer (im vergangenen Jahr noch auf Platz sechs).

Benoteten die befragten Händler im vergangenen Jahr noch die Hersteller in Sachen Erfolg durchschnittlich mit 2,26, liegt der diesjährige Mittelwert nur noch bei 2,42. Die angespannte Gesamtsituation einschließlich Gewinnwarnungen, Massenentlassungen und allgemeiner Rezession macht eben vorsichtiger.

Im Einzelnen gibt es zumindest im vorderen Feld wenig Änderung zum Vorjahr. Wie gehabt liegen HP, Sony und Toshiba auf Platz eins. Dazu kommt dieses Jahr auch IBM. Big Blue verbesserte sich um 0,1 Prozentpunkte und vervollständigt somit die Quadriga. Auch bei diesem Kriterium wurden Apple und Acer schlechter bewertet als im Vorjahr. Apple rutscht vom siebten auf den achten Platz, Acer wegen einer deutlich schlechteren Bewertung sogar vom achten auf den zwölften Rang. Die Neueinsteiger Samsumg und Gericom liegen mit ihren Bewertungen nur geringfügig schlechter als der Durchschnitt.

Zukunftschancen - kein Blick in die Glaskugel

IBM und Toshiba haben ihre Zukunftschancen etwas verbessert, zumindest aus dem Händlerblickwinkel. Die beiden schließen somit gleichauf mit HP und Sony und bilden ein zukunftssicheres Quartett auf Platz eins. Im direkten Vergleich Compaq und Dell zieht der Direktversender dieses Jahr den Kürzeren. Und wiederum wird Apple abgewertet und rutscht vom fünften auf den achten Platz des Rankings. Ähnlich ergeht es Acer (von Platz neun auf Rang elf).

Bei der Bewertung der neuesten Technologie hat eindeutig Sony die Nase vorn, aber auch Toshiba, HP und IBM konnten hinzugewinnen. Den größten Sprung nach vorne machte Compaq mit einem Plus von 0,2 Prozentpunkten. Damit liegt das Unternehmen gleichauf mit HP auf dem dritten Platz. Von null auf zehn stieg Samsung in die Hitliste ein und überrundete somit Acer und Maxdata.

Mit einem knappen Vorsprung von 0,1 Prozentpunkten konnte sich Toshiba wie schon im vergangenen Jahr auf Platz eins bei der Bewertung der qualitativ hochwertigen Produkte setzen. HP und IBM bilden mit Sony das Dreiergespann auf dem zweiten Platz, wobei sich vor allem Sony deutlich verbessern konnte. Auch Compaq steigerte sich spürbar - spürbar vor allem für den PC-Konkurrenten Apple, der als einer der ganz Wenigen im Vergleich zum Vorjahr abgewertet wurde.

Wenn Gefühle mitspielen ...

Bei der persönlichen Beurteilung der Unternehmen konnten die befragten Händler ausnahmsweise das gesamte Notenspektrum von Eins bis Sechs nutzen. Dennoch halten sich die Durchschnittsnoten im Rahmen von glatt Zwei für Toshiba bis 3,9 (also Ausreichend) für Gericom und Vobis. HP, IBM und Sony teilen sich den zweiten Platz, mit deutlichem Abstand folgt erst Compaq. Apple, Dell und FSC liegen ebenfalls gleichauf. Trotz großer Erfolge scheint Gericom sehr unbeliebt zu sein, da es sich mit Vobis den letzten Platz teilt.

Noch persönlicher wird es bei der Frage, bei welchem PC- und Notebook-Hersteller der Händler am liebsten arbeiten würde. Hier konnte HP seine Vorrangstellung gegenüber dem Vorjahr nochmals deutlich ausbauen. Knapp jeder Fünfte könnte sich vorstellen, für die Böblinger zu arbeiten. Diese positive Beurteilung fungierte übrigens bei der Berechnung des Gesamtsiegers als Zünglein an der Waage. HP gewann mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,02 Prozent vor Toshiba. Auch der Drittplatzierte IBM liegt mit einer Gesamtbewertung von 1,87 sehr dicht auf.

Sony, ehemals Zweiter, rutschte in der Beliebtheitsskala als potenzieller Arbeitgeber auf den fünften Platz. Nur noch knapp zehn Prozent würden gern zum Japaner nach Köln wechseln. Leichten Aufwind bekamen Compaq und Toshiba mit jeweils etwa einem Prozent mehr Nennungen. Im Vergleich zum Vorjahr würden sogar über 40 Prozent mehr Händler zu Dell wechseln, das ist aber immer noch nur jeder Sechsundzwanzigste.

Durch die Bank einen schweren Stand haben weiterhin Natcomp, Tulip, Olivetti und Vobis. Sie bildeten in nahezu jeder Kategorie das Schlusslicht.

ComputerPartner-Meinung:

Wer in Zeiten der Turbulenzen dennoch einen klaren Kopf behält, kann diesen nicht so leicht verlieren. HP macht das durch konsequente Ausrichtung auf Profitabilität und Zuverlässigkeit in allen Bereichen deutlich. Die Böblinger überrundeten in diesem Jahr die beiden starken Konkurrenten Toshiba und IBM und fuhren somit einen Doppelsieg (siehe Drucker) ein. (go)

ComputerPartner-Studie Channel Champions

2.400 Händler sind befragt worden

Wie steht es um die Markenbekanntheit der IT-Anbieter bei deutschen PC-Fachhändlern und Systemhäusern? Welche Eigenschaften schätzen die Wiederverkäufer an Distributoren, PC- oder Netzwerkanbietern? Wo-rauf kommt es ihnen bei der Lieferantenauswahl an?

Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt jetzt die ComputerPartner-Studie "Channel Champions". Dazu hat ComputerPartner Mitte des Jahres 2.400 IT-Wiederverkäufer, also Fachhändler und Systemhäuser, telefonisch befragt. Durchgeführt wurde die Untersuchung von dem Institut Millward Brown International Basisresearch GmbH in Frankfurt. Das Institut hat ausschließlich solche Personen interviewt, die hauptberuflich im IT-Handel tätig und an Unternehmensentscheidungen beteiligt sind. Insgesamt wurden sechs verschiedene Anbieterkategorien unter die Lupe genommen: PC-/Notebookhersteller, Softwarehersteller, Distributoren, Netzwerkanbieter, Monitor- sowie Druckerhersteller. Die Ergebnisse jeder Kategorie veröffentlicht ComputerPartner in den folgenden Ausgaben.

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