"Channel-Konflikte sind unvermeidbar"

09.07.2000
Nachdem Red Hat bereits eine Vertriebskooperation mit IBM abgeschlossen hat, zieht nun auch der Nürnberger Linux-Distributor Suse AG nach. Ab sofort bietet nämlich Big Blue seinen Datenbankserver DB2 unter Suse Linux an. Ebenfalls unter das Dach des Nürnberger Distributors schlüpft der Lotus-Domino-Server.

K- are Trennung zwischen Freund und Feind gibt es in der IT-Branche nicht mehr", resümiert Herbert Kircher, Geschäftsführer der IBM Deutschland Entwicklung GmbH, die momentane Situation. So ist auch wohl das derzeitige Linux-Engagement von Big Blue zu verstehen. Während in den USA Red Hat als bevorzugter Partner agiert, ist es in Europa die Nürnberger Suse AG. "Die geografische Nähe zu unseren Kunden, aber hauptsächlich die technische Kompetenz hinsichtlich der IBM-Plattformen waren für diese Kooperation ausschlaggebend", begründet Kircher IBMs Entscheidung für Suse.

So wird es also ab November einen auf DB2-basierenden Suse-Linux-Database-Server geben. Darin enthalten ist der Linux-Server und die DB2 Universal Database Workgroup Edition mit einer Administrator- und fünf Runtime-Lizenzen. Hinzu kommt ein 30-tägiger Installations-Support und drei da-rüber hinaus gehende Anfragen. Das ganze Paket ist für knapp 3.000 Mark erhältlich, zuzüglich Mehrwertsteuer.

Ebenfalls im November möchte Suse den auf Lotus Domino basierenden Groupware-Server herausbringen. Dieser wird zusätzlich zum Linux- und dem Lotus-Domino-Application-Server zehn Notes-Client-Lizenzen einschließen. Weitergehender Support ist mit dem von DB2 identisch. Hier lautet der empfohlen Verkaufspreis knapp 5.000 Mark ohne Mehrwertsteuer.

Mit beiden Produkten wollen Suse und IBM vornehmlich große Rechenzentren adressieren. Die Zusammenarbeit der ungleichen Partner beschränkt sich nicht nur auf Vertrieb und Support, sondern erstreckt sich auch auf das Marketing.

Support aus einer Hand

Bei Serviceanfragen erhält der Kunde einen von beiden Unternehmen gemeinsam autorisierten Ansprechpartner. Hier sollen auch irgendwann Partner von Suse mit ins Boot. "Mit unseren derzeit sieben Standorten in Deutschland können wir natürlich nicht den gesamten Markt bedienen", erklärt Roland Dyroff, Suses CEO. Hier sind die Nürnberger auf qualifizierte Systemintegratoren angewiesen. Auf die gewünschte Anzahl von Implementierungspartnern wollte sich Dyroff nicht festlegen: "Prinzipiell sind wir für alle Systemhäuser mit Linux-Know-how offen."

So plant auch Suse keineswegs, dir Channel-Landschaft in regionale Bereiche oder vertikale Märkte aufzuteilen. "Es kann durchaus vorkommen, dass wir mit einem Systemhaus in Konkurrenz treten", gibt Dyroff freimütig zu. Doch gibt es für den CEO natürlich auch Partner, in deren Geschäftsfeldern er sich nicht tummeln möchte: "Wir haben einfach keine Kompetenz für Warenwirtschaftslösungen oder PPS-Software."

Server hui, Desktop pfui

Die Zukunftsaussichten für Linux bleiben weiterhin rosig - zumindest was den Servermarkt betrifft. Das bestätigen auch die jüngsten Zahlen des Marktforschungsunternehmens IDC. Danach arbeitet heute jeder fünfte Server unter Linux, und ein Drittel aller Internet-Server setzen auf das Freeware-Unix - in Deutschland soll es gar schon die Hälfte sein.

Anders sieht es hingegen auf den Desktops aus. Hier bleibt die Vorherrschaft von Microsoft ungebrochen. Zwar gibt es mit KDE und Gnome zwei gleichwertige und leistungsfähige Benutzeroberflächen für den Linux-Client, aber es mangelt nach wie vor an entsprechenden Anwendungen. Zwar werden bereits derer 1.500 mit dem neuesten Linux-Release von Suse ausgeliefert, doch auf Microsoft Word mag (noch) keiner verzichten, da hilft auch die Star-Office-Offensive wenig. Allgemeinen Schätzungen zufolge hat der Linux-Anteil an PC-Clients gerade mal die Zwei-Prozent-Marke überschritten. (rw)

www.ibm.de

www.suse.de

Zur Startseite