Gemischte Reaktionen der Partner

Check Point steigt in den Massenmarkt ein

16.10.2003
Nun hat auch Check Point den SMB-Bereich als zusätzliche Einnahmequelle entdeckt. Neue Appliances richten sich speziell an die Bedürfnisse kleine und mittlere Unternehmen. Bei den Partnern löst dieser Schritt aber nicht nur Begeisterung aus.

Der Firewall- und VPN-Anbieter Checkpoint baut seine im Sommer 2003 begonnene SMB-Initiative weiter aus. Neben der bereits im August vorgestellten "Express"-Version der Firewall "VPN-1" bietet das Unternehmen nun auch Appliances für kleine und mittlere Firmen an. Check Point vollzieht damit einen Wandel weg von der reinen Software-Company hin zu einem Hersteller, der auch Hardware im Programm hat.

Der Grund für diese Entscheidung ist offensichtlich: Check Point will sich mit diesen Schritten neue Umsatzpotenziale erschließen, nachdem der Großkundenmarkt nach Aussage von Regional-Manager Ulrich Glasner "nicht mehr wächst". Für Glasner ist mit den SMB-Kunden aber noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: "Ich werde mich nicht wehren, wenn Aldi 20.000 Appliances abnimmt", so Glasner. Man habe allerdings nicht vor, beispielsweise Netgear aus den Media-Märkten zu verdrängen. Ohne Details zu nennen, deutete Glasner jedoch an, dass man sich bereits in Verhandlungen mit zwei Handelsketten befinde.

Reaktionen von Check-Point-Partnern

Für kleinere Partner bedeutet dies aufgrund des zunehmenden Margendrucks zum Teil erheblichen Sprengstoff, größere Partner sehen die neue Geschäftspolitik von Check Point dagegen relativ gelassen und erhoffen sich selbst neue Einnahmequellen. "Wir leben ja nicht von der kleinen Handelsmarge, sondern von den Dienstleistungen", so Andreas Seeger, Vorstandsvorsitzender der Netuse AG, einem Premier Value Added Solutions Provider und Certified Support Partner von Check Point. Der auf größere Projekte spezialisierte Dienstleister rechnet dank der neuen Edge-Produkte mit mehr und nicht mit weniger Kunden, weil einige noch ihre Außenstellen anbinden wollen.

Ein anderer Partner findet die eingeschlagene Richtung des Herstellers ebenfalls gut: Es sei sinnvoll, das Angebot von oben nach unten zu erweitern. "Einen Preisverfall im Highend-Bereich würden wir aber sehr bedauern", so Wolfgang Dierke, Geschäftsführer des IT-Security-Systemhauses Crocodial. Den neuen SMB-Appliances stehe man "neutral gegenüber", weil Crocodial ebenfalls vor allem im Großkundensegment tätig sei.

Beim Geschäftsführer eines mittelständischen IT-Handelshauses, der namentlich nicht genannt werden wollte, klingt das jedoch schon anders: "Wenn einer in den Media-Markt fahren möchte, soll er das tun. Aber natürlich sehen wir das wegen des Preisdrucks nicht gerne." Steffen Zimmer, Geschäftsführer von Steffen Zimmer EDV-Lösungen, würde auf Check-Point-Appliances bei Kistenschiebern lieber ganz verzichten: "Ich finde das nicht so günstig. Check Point macht sich damit seinen Ruf kaputt. Wenn der Preisdruck zunimmt, weiche ich auf Produkte von Nokia oder Symantec aus."

Die neuen Produktreihen von Check Point

Die "Safe@Office"-Produkte richten sich an kleine Unternehmen wie Arztpraxen oder Apotheken, die ihr lokales Netz durch eine einfach einzurichtende Firewall schützen wollen. Ohne VPN-Funktionen kosten diese Geräte zum Teil nur noch 299 Euro (plus Mehrwertsteuer). Die zweite neue Modellreihe, "VPN-1 Edge", richtet sich an Unternehmen mit Filialnetzen, die auf zentral gemanagte Remote-Verbindungen Wert legen. Die Wunschvorstellung von CheckPoint sieht so aus: Die Unternehmenszentrale wird durch die "große Schwester" VPN-1 gesichert, während in den lokalen Niederlassungen Geräte der Edge-Serie zum Einsatz kommen.

Die meisten Partner, mit denen ComputerPartner zu diesem Thema gesprochen hat, sehen hier auch ein neues Umsatzpotenzial. Serviceprovider oder Systemhäuser haben darüber hinaus die Möglichkeit, die Standardfunktionen der Appliances um Elemente wie URL-Filtering, Anti-Spam oder Anti-Virus zu ergänzen. Ohne weitere Dienstleistungen kosten die Edge-Modelle zwischen 399 und 1.999 Euro netto.

Meinung des Redakteurs

Der Großkundenmarkt stagniert. Da ist es nahe liegend, dass Check Point neue Einnahmequellen im SMB-Bereich sucht. Abzuwarten bleibt allerdings, ob Check-Point-Boxen bald in den Regalen der Kistenschieber auftauchen. Eine nur leicht abgespeckte VPN-1-Firewall für gerade mal 300 Euro dürfte jedenfalls viele Schnäppchenjäger zum Kauf verleiten. Nicht jeder Partner, gerade aus dem von Check Point neu umworbenen SMB-Markt, kann sich damit anfreunden. Die Frage ist also, ob sich der Hersteller damit wirklich einen Gefallen tut.

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