Chefs missverstehen den Sinn von SCM

20.02.2003

Seit gut zwei Jahrzehnten gibt es Supply-Chain-Management - aber kaum etwas ist bislang passiert. Denn viel zu viele Vorstandschefs verstehen SCM als reines IT-Projekt. Zu dieser ernüchternden Schlussfolgerung kommt die Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton. Die Berater hatten 200 Top-Manager, deren Unternehmen eine Bilanzsumme von mehr als einer Milliarde Dollar aufweisen, gebeten, die langfristige Wirkung von SCM zu beurteilen.

Nur eine kleine Minderheit der Befragten konnte mit Fug und Recht behaupten, SCM als Instrument zu nutzen, um Strukturen aufzubrechen. Selbst eher aufgeschlossene Manager begnügten sich in der Regel damit, die bestehenden Liefer- und Produktionsabläufe zu verbessern. Doch damit haben sie nach Ansicht der Analysten das Potenzial dieses Management-Instruments nur unzureichend genutzt.

Allein den Fokus auf die Informationstechnologie zu richten verkehrt nach Ansicht von Booz Allen Hamilton den Sinn von Supply-Chain-Management. Wer jedoch die SCM-Philosophie konsequent einsetze, könne nach Ansicht der Berater bis zu sechs Prozent der Einkaufs- und Lieferkosten jährlich einsparen. Setzt man hingegen allein auf IT, dann müsse man investieren und nicht einsparen.

Um die Planungssicherheit zu verbessern, installierten viele Unternehmen ein softwaregestütztes Enterprise-Ressource-Planning (ERP)System. Mit jeder Version des Programms stiegen aber die Kosten. Deshalb machen IT-Systeme mit 19 Milliarden Dollar einen Großteil des weltweiten SCM-Marktes aus, der ein Gesamtvolumen von 27 Milliarden Dollar habe. Trotz dieses immensen Investitionsvolumens sind 46 Prozent der Befragten mit der Leistung der teuren IT unzufrieden. Hauptgrund: Die Planungsgenauigkeit ist bei weitem nicht so hoch wie erwartet. Doch brechen die Unternehmensberater eine Lanze für die IT: Diese sei nämlich gar nicht das Problem. Nur würden viele Manager fälschlicherweise glauben, dass das Unternehmen beim Wareneingang anfange und beim Versand aufhöre.

Keith Oliver, Booz-Allen-Hamilton-Consultant, der SCM vor 20 Jahren entwickelte, stellt fest: "Bloß weil die Unternehmen Milliarden in die neue Technik investieren, heißt das noch nicht, dass sie das Geld für die richtige Technik ausgeben." Er bevorzugt daher einen Umgang mit der Prozesskette, der schnell auf Veränderung reagieren kann. Denn Liefer-, Produktions- und Distributionsabläufe sind seiner Ansicht nach dynamisch. Sie müssen ständig in Frage gestellt, überarbeitet und neu auf Kundenbedürfnisse ausgerichtet werden.

www.boozallen.com

ComputerPartner-Meinung:

SCM ist mehr eine Firmenphilosophie als ein IT-Produkt. Es bedarf seitens des Nutzers eines gewissen Know-how und Verständnisses und verlangt vor allem genügend Zeit, um die unbestreitbaren Vorteile wachsen zu lassen. Beim ständigen Hinterfragen der Kundenbedürfnisse werden hohe Anforderungen an den involvierten Fachhandel gestellt. Denn dieser muss nicht nur die wechselnden Notwendigkeiten aufdecken, sondern diese auch Gewinn bringend umsetzen, für den Kunden und für sich. (go)

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