An der Spitze eines Unternehmens zu stehen bedeu-tet im Wesentlichen: Führen. Was heißt "Führen"? In einer allgemeinen Definition heißt Führen, zielbe-zogen Einfluss zu nehmen. Der Führende bewegt die Geführten dazu, die Unternehmensziele zu erreichen, etwa den Umsatz zu erhöhen oder die Qualität der Produkte und Dienstleistungen zu verbessern. Diese Einflussnahme kann auf zwei Wegen erfolgen: über Strukturen und über Menschen. Führung durch Strukturen steuert und koordiniert die unternehmerischen Aktivitäten mithilfe von Organigrammen, Stellenbeschreibungen und Verfahrensvorschriften; ihr "Ideal" ist die bürokratische Organisation, in welcher der Mensch als eine Art Lückenbüßer fungiert. Bei der Führung durch Menschen indes greifen Personen in die Aktivitäten ein. An ihnen liegt es, wie die Regeln und Vorschriften in die gelebte Realität des Unternehmens umgesetzt werden - als "Dienst nach Vorschrift" oder mit Flexibilität und Kreativität. Das Verhalten des Vorgesetzten, des Firmenchefs, die Art und Weise, wie er Ziele vorgibt, Aufgaben koordiniert, Mitarbeiter motiviert und Ergebnisse kontrolliert, ist der zentrale Bestandteil der Führung durch Menschen. Vor diesem Hintergrund muss die obige Definition von Führung also modifiziert werden: Führung ist soziale Einflussnahme zu dem Zweck, durch Kommunikation die Unternehmensziele zu erreichen.
- Führung durch Menschen ist mehr als Führung durch Strukturen. Selbstverständlich sind Strukturie-rung und Standardisierung wichtig, aber zusätzlich ist der Mensch, die Person eines Führenden, in seiner fachlichen und sozialen Kompetenz gefordert. Dies besonders in einer Zeit, in der die Umwelt der Unter-nehmen, also die technologische Entwicklung und die Beschaffungs-, Absatz- und Personalmärkte, hoch-dynamisch ist. Denn dann ist flexibles, kommuni-katives Pro-Agieren angesagt - Strukturen wären viel zu starr.
- Führen ist nicht gleich Managen: Der Manager bewegt Dinge, der Führer bewegt Menschen. Anders ausgedrückt: Management arbeitet im Sys-tem, Führung arbeitet am System. Allerdings lässt sich keine klare Trennlinie zwischen dem sachbezogenen Managen und dem personenbezogenen Führen zie-hen; dies wäre auch nicht sinnvoll. Und im Idealfall beinhaltet die Führung eines Unternehmens auch das operative Management in der Weise, dass der Führende nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Manager führt.
Hieraus ergibt sich eine weitere Differenzierung: die Unterscheidung zwischen "Führungskraft" und "Führungspersönlichkeit". Viele Führungskräfte sind rein operative Manager und vom Führen weit ent-fernt. Was beide voneinander unterscheidet, kommt in den Begriffen klar zum Ausdruck: die funktionale "Kraft" der Führungskraft und die "Person" der Füh-rungspersönlichkeit. Damit die Führungspersönlichkeit erfolgreich führen kann, muss sie bestimmte Eigen-schaften aufweisen: Intelligenz, Wissen, Urteilskraft, Initiative, Zuverlässigkeit, Selbstvertrauen, Kooperationsbereitschaft, Popularität. Sie besitzt Autorität, ohne autoritär zu sein, sie hat Charisma. Mit ihr identifizieren sich die Mitarbeiter. Sie reflektiert sich selbst, steuert die persönlichen Ressourcen, beschäf-tigt sich also mit der Führung der eigenen Person - vielleicht die wichtigste Voraussetzung erfolgreichen Führungsverhaltens.
- Daraus folgt: Führungskräfte sind austauschbar, Führungspersönlichkeiten nicht. Anders als operative Manager, die reine Funktions-träger sind, wird die Führungspersönlichkeit als dominierender Bestandteil der erlebten Unterneh-mensrealität empfunden. Man kann sich ihr nicht entziehen, sie formt und bestimmt das Unternehmen und sein Umfeld.
- Was braucht nun eine Führungspersönlichkeit zur Einflussnahme im oben genannten Sinn? Sie braucht eine Reihe von Führungsqualitäten. Zu ihnen gehören
die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Führung der eigenen Person,
die Kompetenz zur Mitarbeiterführung,
die Kunst der richtigen Information und Kommunikation sowie
die Fähigkeit, Teams zu steuern.
Diese persönlichen Qualitäten sind die tragenden Säulen erfolgreicher Unternehmensführung.