Cherry: Bekenntnis zum Standort Deutschland

13.01.2005
Ständig wandern Arbeitsplätze ins Ausland ab. Gegen den Trend hat sich Tastaturenhersteller Cherry im Dezember 2004 klar für den Standort Deutschland und die Oberpfalz ausgesprochen. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Auf dem Altar der Globalisierung werden immer mehr Arbeitsplätze und Produktionsstandorte in Deutschland geopfert und ins Ausland verlagert. Doch es gibt auch Unternehmen, die sich klar für den Wirtschaftsstandort Deutschland entscheiden. Ja zu Deutschland sagt auch weiterhin der Tastaturen-Spezialist Cherry, der in der strukturschwachen Oberpfalz mehrere Millionen investiert hat. So wird die neue "Brot-und-Butter-Tastatur" Cymotion Expert zum Endkundenpreis von nur 19,90 Euro nicht im Ausland, sondern in Auerbach in der Oberpfalz gefertigt.

Cherry wurde 1953 von dem Amerikaner Walter L. Cherry gegründet, der 1964 nach dem tragischen Tod seines in der Oberpfalz stationierten Sohnes dort in die Cherry Mikroschalter GmbH investierte. Daraus ging die Cherry GmbH hervor, die mittlerweile wesentlich größer ist als die amerikanische Muttergesellschaft und zuletzt weltweit mehr als 200 Millionen Euro umsetzte.

Seit über 30 Jahren fertigt und entwickelt Cherry in der Oberpfalz Eingabegeräte, Automotive-Produkte sowie Schalter und Elektronik für Haushaltsgeräte. Die Produktion läuft zum größten Teil automatisch und robotergesteuert. Anders wäre eine wettbewerbsfähige Fertigung in Deutschland auch nicht möglich, wie Geschäftsführer Günter Murmann erklärte. Nur Steckverbindungen und das Verpacken müssen bei Tastaturen nach wie vor von Menschenhand vorgenommen werden. Die Produktion läuft im Schichtbetrieb, doch die meisten der 1.300 Mitarbeiter in Auerbach sind in der Forschung, in der Entwicklung und in den gut ausgerüsteten Testlabors beschäftigt.

Neben Werken in Bayreuth und Auerbach verfügt Cherry über Produktionsstätten in Tschechien und in der Ukraine. Der Automobilbereich, in der Oberpfalz beheimatet, erwirtschaftet laut Cherry-Geschäftsführer Murmann rund die Hälfte des Umsatzes. Es gibt ihm zufolge kaum ein europäisches Kraftfahrzeug, das nicht mit Schaltern und elektronischen Bauteilen von Cherry ausgestattet ist. 2004 hat das Unternehmen mit derzeit weltweit 1.620 Mitarbeitern - davon mehr als 1.400 in der Oberpfalz - zwölf Millionen Euro investiert, 2005 sollen es 13 Millionen sein.

Zu den Unternehmen, die sich ebenfalls in Auerbach eingefunden hatten, gehörten unter anderem die Siemens VDO Automotive AG und die Schott-Rohrglas GmbH. Ein Motiv für diese Entscheidung war sicherlich die Tatsache, dass das Lohnniveau in der Oberpfalz rund 20 Prozent niedriger ist als im bayerischen Durchschnitt. Das mache die Oberpfalz zu einem der besten Wirtschaftsstandorte Deutschlands, glaubt der bayerische Wirtschaftsstaatssekretär Hans Spitzner. Er sprach von einem "endogenen Potenzial" in dieser Region.

Meinung des Redakteurs

Löblich, dass es noch Unternehmen gibt, die sich klar zum Standort Deutschland bekennen. Und sie haben ihre Gründe dafür. Die beiden Hauptargumente: Erstens gibt es kaum ein anderes Land mit einer solche hohen Produktivitätsrate wie die Bundesrepublik. Das viel gelobte Großbritannien - dies nur am Rande - hat übrigens mit die niedrigste in Europa. Zweitens profitieren die Unternehmen, die in Deutschland bleiben, von kurzen Wegen zu ihren wichtigsten Märkten und Abnehmern.

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