China: Elektroschocks gegen Internet-Sucht

05.07.2005
Internet-Süchtigen kann geholfen werden, sagt die im Oktober 2004 eröffnete Suchtstation eines Pekinger Militärhospitals. Die Methoden sind hart und reichen bis zu Elektroschocktherapie.

Internet-Süchtigen kann geholfen werden, sagt die im Oktober 2004 eröffnete Suchtstation eines Pekinger Militärhospitals. Die Methoden sind hart und reichen bis zu Elektroschocktherapie.

Die Welt geschockt haben Bilder der Nachrichtenagentur AP. So zum Beispiel von einem Zwölfjährigen, der mit Elektroschocks und Infusionen von seiner Internetsucht geheilt werden sollte. 300 sollen mit solchen Methoden oder Gesprächstherapie unter strenger Anleitung schon von ihrer Internet-Sucht losgekommen sein. Die Internet-Sucht ist belegt, aber dass sie ausgerechnet in einem Militärkrankenhaus geheilt werden soll, konveniert mit der massenhaften Schließung von Internet-Cafés und Niederschlagung systemkritischer Töne im chinesischen WWW und erinnert an die Umerziehungslager zu Zeiten Mao Tsetungs. Doch Tao Ran, Direktor der Suchtklinik, ist offenbar überzeugt, dass er und seine Kollegen das Richtige tun. Er glaubt, dass bis zu 2,5 Millionen seiner Landsleute internet-süchtig sein könnten. Die Patienten sollen zum Tagespreis von 48 Dollar teils freiwillig kommen, teils von den Eltern eingeliefert worden sein.

China stellt mit 94 Millionen Internetnutzern nach den USA bereits die zweitgrößte Online-Population. 22 Millionen davon sollen Fans von Online-Spielen sein, die der Industrie letztes Jahr einen Umsatz von 500 Millionen Dollar eingebracht haben sollen.

Heftig diskutiert werden in China laut "Der Spiegel" die Fälle von einem 13-Jährigen, der sich im letzten Jahr von einem Hochhaus stürzte, um im Tod mit seinen virtuellen Freunden vereinigt zu sein oder von einem 41-jährigen Rollenspieler, der einen befreundeten Mitspieler erstach, weil der ein virtuelles Schwert ohne seine Erlaubnis verkauft haben soll. (kh)

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