Nach Japanbeben

Chinesische Fabriken vor massiven Komponentenengpässen

11.04.2011
China ist die verlängerte Werkbank der weltweiten Elektronik- und Automobilindustrie. Doch die Fabriken dort stehen nach dem Erdbeben in Japan vor zunehmenden Material- und Komponentenengpässen.

Chinesische Elektronik- und Automobilhersteller stehen wegen der dreifachen Katastrophe in Japan vom 11. März 2011 vor zunehmenden Komponent- und Materialengpässen. Die vollen Auswirkungen sind laut Analysten noch gar nicht abzusehen. Das berichtet ‚The Taipei Times‘ unter Berufung auf AFP Beijing.

Das Erdbeben in Japan, hier TV-Bericht über den GAU in Fukushima, bedroht die weltweite Elektroniklieferkette.
Das Erdbeben in Japan, hier TV-Bericht über den GAU in Fukushima, bedroht die weltweite Elektroniklieferkette.

Viele Schlüsselkomponenten aus Japan können immer noch nicht in ausreichender Menge geliefert werden, zumal das Erdbeben und der Tsunami im Nordosten des Kaiserreiches nicht nur in Fukushima Reaktorunfälle zur Folge hatte, weshalb Strom immer noch knapp ist oder rationiert wird.

Ren Xianfang von IHS Global Insight zufolge haben viele chinesische Hersteller begonnen, massiv Lagerbestände abzuschöpfen, weshalb sich die Engpässe in den nächsten Wochen noch verstärken könnten.

Japan ist ein wichtiger Lieferant von Schlüsselkomponenten und Maschinen für die Produktion einer Vielzahl von Produkten, angefangen von Autos bis hin zu Flat-TVs und Kühlschränken. Außerdem stellt das Land laut der Investmentbank UBS 14 Prozent der festlandchinesischen Importe, von Autos, Laptops, iPods, Kühlschränken und Flat-TVs.

"Angesichts der Bedeutung von Japan in der Lieferkette einiger Produkte in den Bereichen Elektronik, Chemie und Maschinen …gehen wir davon aus, dass Chinas entsprechenden weltweiten Exporte davon betroffen sein könnten", warnte ein UBS-Ökonom in einem Bericht über mögliche Auswirkungen der dreifachen Katastrophe in Japan.

Das volle Ausmaß der Lieferengpässe werde sich erst in den kommenden Wochen zeigen, wenn die Elektronik- und Automobilhersteller ihre Teilelager aufgebraucht haben werden und die Förderbänder in Japan immer noch still stehen oder deutlich unter der Kapazität arbeiten, so der UBS-Analyst.

Etliche Elektronikhersteller haben schon Komponenten- und Materialengpässe vermeldet, die Preise für Computer-Speicherchips und Halbleiter sind so stark gestiegen, dass die Delle für 2011 IHS iSuppli zufolge weniger tief sein wird, als ursprünglich erwartet.

Während der PC-Hersteller Dell vor einer Woche von einer "relativ kleinen" Unterbrechung der Lieferkette sprach, hat der chinesische Telekommunikationsausrüster ZTE (Zhongxing) nach der Katastrophe in Japan vorhergesehen, dass dadurch drei bis sechs Monate Lieferengpässe zu erwarten sind.

Der chinesische PC-Riese Lenovo (Lianxiang) sah nach der Katastrophe in Japan durch Engpässe bei Speicherchips seine Ziele für das gerade erst vorgestellte Tablet LePad bedroht, auch wenn COO Rory Read die Warnung später in einem Interview mit Dow Jones abzuschwächen suchte. IHS iSuppli sieht sogar Apples Verkaufsziele für das iPad 2 bedroht.

"Die Auswirkungen sind signifikant, aber schwer einzuschätzen", wird der unabhängige Schanghaier Ökonom Andy Xie (Xie Guozhong) von ‚The Taipei Times‘ zitiert. Der Automobilsektor China ist ihm zufolge schon betroffen, obwohl Honda, Toyota und Nissan behauptet haben, dass ihre Assemblierung in China normal weiterlaufe.

Die Chinesische Handelskammer für Import and Export von Maschinen und elektronischen Produkten hat derweil schon gewarnt, dass die Importe von Luxusautos, Soeicherchips, Präzisionsinstrumenten und Schlüsselkomponenten am meisten von er dreifachen Katastrophe in Japan betroffen sein werden.

Manches könnte laut IHS-Analyst Ren durch Lieferungen aus den USA und Europa aufgefangen werden, aber zu einem deutlich höheren Preis. Kevin Wang (Wang Yang), Direktor für China-Forshcung bei IHS iSuppli, sieht die Engpässe nur vorübergehend. Er spricht von zwei bis drei Monaten, räumt aber ein, dass das von Japan abhänge. Wenn das Land der aufgehenden Sonne weiterhin starke Nachbeben habe, könnten die Engpässe ihm zufolge auch langanhaltend sein. (kh)

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