Chip-Tuning bei Chipsätzen

17.04.2003
Mit den neuen Chipsätzen - Codenamen Springdale und Canterwood - führt Intel erstmals in diesem Segment die bei Herstellern beliebte Methode ein, auch nicht ganz so gelungene Exemplare - natürlich preiswerter - an den Mann zu bringen.

Intern unterscheiden sich Springdale- und Canterwood-Chipsätze gar nicht, und extern nur durch den Aufdruck. Die Springdale-Chipsätze werden nun von Intel mit der Zahl 865 und die Canterwood-Chipsätze mit 875 bezeichnet. Die wesentlichen Unterschiede bestehen in der Verarbeitungsgeschwindigkeit der Daten.

Möglich wird diese Unterscheidung durch ein neues Verfahren bei Intel, indem man jetzt nicht nur CPUs, sondern auch Chipsätze vor der Endfertigstellung durchmessen kann.

865 oder 875

Deshalb kann das Unternehmen die Chipsätze in Gruppen aufteilen. Was bei CPUs schon lange üblich ist, kann nun erstmals auf Chipsätze angewandt werden. Die mit den besten elektrischen Parametern erhalten den Aufdruck 875 und die ein wenig schlechteren den Aufdruck 865. Wohlgemerkt, der Ausdruck schlechter heißt nicht, dass der betreffende Chipsatz fehlerhaft ist. Er bedeutet nur, dass der Chipsatz nicht mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit, in diesem Fall mit 800 MHz, arbeiten kann. Wer Intel kennt, weiß genau, wie streng der Chipgigant die Richtlinien bei seinen Produkten anlegt. Nur die absolut besten Chips, die auch unter den widrigsten Bedingungen noch mit 800 MHz arbeiten, werden den Aufdruck 875 erhalten.

Der 875 (Canterwood) arbeitet mit einem 800-MHz-Frontside-Bus und DDR-400-Speicherbausteinen. Der 865 (Springdale) arbeitet mit einem Frontsidebus von 533 MHz und kann nur DDR-333-Speicherriegel bedienen. Als Besonderheit hat Intel dem Chipsatz einen Dual-Channel-Speicher-Bus verpasst. Dieser kann Daten mit einer maximalen Geschwindigkeit von 6,4 GB/s transferieren. Motherboards mit diesen Chipsätzen erlauben den Einsatz von vier Speichermodulen.

Für preiswerte Rechner kann der Chipsatz auch im so genannten Single-Modus betrieben werden. Dann reicht ein einziger Speicherbaustein aus, was allerdings zu Lasten der Geschwindigkeit geht. Das Mischen von Bausteinen mit unterschiedlicher Kapazität ist nur dann erlaubt, wenn beiden Channels Bausteine mit derselben Kapazität zugeordnet werden.

Schnittstellen

Acht Highspeed-USB-2.0-Schnittstellen mit einer gesamten Transferleistung von 60 MB/s stellt der Chipsatz zur Verfügung. Zudem lassen sich, wie auch sonst üblich, vier Parallel-ATA-Geräte mit einer Transferleistung von 100 MB/s an den Chipsatz anbinden. Intel traut wahrscheinlich der Pa-rallel-ATA-Schnittstelle keine große Zukunft mehr zu, denn wie sonst ließe sich das erklären. Mitbewerber bieten schon seit langem die schnellere ATA-133-Schnittstelle an. Dafür setzt der Chipgigant voll auf Serial ATA (SATA). Standardmäßig werden zwei SATA-Platten mit jeweils 150 MB/s Transferleistung unterstützt. Außerdem kann der Hersteller von Motherboards auch den ICH5R-Chip einsetzen, der dann zusätzliche Raid-Funktionalität bei SATA bietet.

Der AGP-Port ist nach der Spezifikation 8x konzipiert und soll eine Transferleistung von 2 GB/s schaffen. Natürlich ist er rückwärtskompatibel, aber nur bis zu 4x-Karten (1,5 Volt Signalspannung).

www.intel.de

ComputerPartner-Meinung

Was bei CPUs schon lange Einzug in die Fertigung gehalten hat, wird nun auch bei Chipsätzen eingeführt: die Spezifierung ein und desselben Chip in unterschiedliche Leistungsklassen. Gut für den Verbraucher, erhält er so zu einem günstigeren Preis fast die volle Leistung. Und gut für den Hersteller, braucht er jetzt nur eine Fertigungsstraße, um Highend- und Mainstream-Markt zu bedienen. (jh)

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