Der angeschlagene US-Automobilhersteller Chrysler plant nach den enttäuschenden Verkaufszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr Internet-ausgestattete Modelle auf den Markt zu bringen.
Obwohl sich der Konzern über die Details der Umsetzung noch bedeckt hält, müssen Kunden, die diesen Service in Anspruch nehmen wollen, bereits über einen Internet-Anbieter verfügen. Wie das amerikanische Branchenportal Internet Business Law Services berichtet, soll der Mobilfunkriese Sprint Nextel exklusiver Partner Chryslers werden.
Für den Zweck der mobilen Datenkommunikation durch Wireless Fidelity (WiFi) wie WLAN in Pkws will das Telekommunikationsunternehmen sein Netzwerk um fünf Milliarden Dollar aufrüsten. Ob der Service auch hierzulande angeboten werden soll, ist derzeit offen.
"Einen Internet-Zugang im Auto braucht man meiner Ansicht nach genauso wenig wie einen im Pkw angebotenen Friseurhaarschnitt. Man kann geteilter Meinung über diesen Vorstoß sein, dennoch bietet ein Großteil der bereits heute verkauften Handys Internet. Da Chrysler noch im Minus ist, sogar droht, Werke zu schließen und im Gegensatz zu General Motors seine Autos fast nur in den USA verkauft, scheint mir das Projekt eher kurzfristig angelegt zu sein", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Gelsenkirchen, auf Anfrage.
Der Experte sieht das aktuelle Vorhaben als ehrgeizigen Schritt in einer Marktnische, in der ein global immenser Verdrängungswettbewerb dominiert. Der Konzern könnte von dieser Idee insofern profitieren, als das man sich von der 2007 geplatzten Kooperation mit Mercedes Benz erholen wird, meinen Analysten. Vor dem Hintergrund der krisengeschüttelten Vergangenheit ist sich Chrysler Product Development Chief Frank Klegon sicher, dass die "Internet-Option" neue Käuferschichten dazu gewinnt.
Der Service wird seit Jahresbeginn in bereits ausgelieferte Fahrzeuge durch Fachhändler nachträglich ergänzt und soll künftig ab Werk eingebaut werden. "Wir wollen, dass selbst das Radio zu einer WiFi-Schnittstelle wird", so Klegon.
"Mir erscheint es als sehr schwer vorstellbar, dass Chrysler mit seinen "Internet-Autos" eine Million Fahrzeuge mehr verkaufen wird", meint hingegen Dudenhöffer. Kritiker weisen unterdessen daraufhin, dass die Mobilinfrastruktur in den USA großteils eine Handy-Nutzung ermöglicht, dieser Service jedoch noch nicht in gleicher Weise für WiFi-Dienste flächendeckend zur Verfügung steht. (pte/go)