CHS scheint den Vobis-Deal nicht auf die Reihe zu bekommen

15.10.1998

MÜNCHEN: Auf dem Händler-Meeting von Actebis auf Mallorca verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer: CHS hat den geplanten Kauf der Metro-Tochter Vobis wegen Finanzierungsproblemen abgeblasen. Die Beteiligten aber üben sich noch in Durchhalteparolen: "Die Verhandlungen laufen weiter", heißt es sowohl bei der Metro als auch bei CHS.Angesichts der jüngsten Entwicklungen bei dem Würselener PC-Produzenten und -Händler Vobis und der drastischen Talfahrt des CHS-Aktienkurses klingen die Dementis allerdings mehr als fadenscheinig. Außerdem schwingt völlig überraschend Ex-Vobis-Vorstand Gert Hügler bei den Rheinländern wieder das Zepter. Er hatte im Juli nach Bekanntwerden des Metro-CHS-Pakts das Chefbüro geräumt. Seine Position nahm kurze Zeit später Maxdata-Geschäftsleitungsmitglied Joachim Gut ein, der sogleich den Umbau des Highscreen-Produzenten hin zum Einzelhändler mit Ausbau der Superstores und Umwandlung der Filialen in Fran-chise-Betriebe propagierte (siehe ComputerPartner 18/98, Seite 10). Das ist nun nach dem Abgang von Gut, der zu Maxdata zurückkehrte, möglicherweise nur noch Makulatur.

Auch die weitere Talfahrt des CHS-Aktienkurses deutet darauf hin, daß die schon Mitte September aufgekommenen Gerüchte, der Deal zwischen dem Disti und der Metro sei aufgrund von Finanzierungsproblemen vom Scheitern bedroht (siehe ComputerPartner 22/98, Seite 10), nicht aus der Luft gegriffen waren. Damals dümpelte die Aktie bei 13 Dollar vor sich hin, nachdem sie im Oktober vergangenen Jahres ein Hoch von satten 30 Dollar verzeichnet hatte. Jetzt stürzte das Papier des Distis noch einmal ab und notiert bei gerade mal noch sechs Dollar.

Angesichts der anhaltenden Turbulenzen an den Aktienmärkten wird sich der CHS-Titel in absehbarer Zeit wohl kaum erholen. Somit dürfte der Vollsortimenter nun erst recht Schwierigkeiten haben, den vereinbarten Kaufpreis von 587 Millionen Mark für die Vobis-Gruppe samt Maxdata und Peacock zu zahlen.

Erleichtert und mit etwas Skepsis wurde die Nachricht von den Vobis-Franchise-Nehmern aufgenommen. "Jetzt kann es nur noch besser werden", äußerte sich etwa Digihaus-Chef Jürgen Rakow. "Wer Vobis als nächstes kauft, ist mir egal. Haupt-sache ist, daß endlich eine klare Strategie gefahren wird", so Rakow. Das findet auch Data-Plan-Vorstand Gerhard Bosch und fügt hinzu: "Immer nur den Vorstand auszutauschen ist sicher keine Lösung." (bk/sn)

Mit der CHS-Aktie ist derzeit kein Staat zu machen. In den vergangenen zwölf Monaten stürzte der Titel des Distis von rund 30 auf gerade noch sechs Dollar ab.

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