CHS und Metro schieben sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe

22.10.1998

KÖLN/FÜRSTENFELDBRUCK: Nun ist es offiziell: Der Verkauf der Vobis-Gruppe von der Metro AG an CHS ist geplatzt. Der Kölner Handelsriese will sich damit aber nicht abfinden und kündigte an, den Verkauf notfalls vor Gericht zu erzwingen. CHS hält dagegen.Als Grund für das Scheitern gibt die Metro finanzielle Schwierigkeiten bei CHS an. "CHS war vor dem Hintergrund der aktuell ungünstigen Rahmenbedingungen an den internationalen Kapitalmärkten nicht in der Lage, den Kaufpreis trotz gewährter Nachfristen zu bezahlen", heißt es in einer Mitteilung des Kölner Handelskonzerns. Da sich die Metro aber korrekt an alle vertraglichen Absprachen gehalten habe, wolle man nun den Verkauf notfalls vor Gericht erzwingen. Als ersten Schritt kündigte die Metro einen Anruf beim Schiedsgericht an, um den vereinbarten Kaufpreis von insgesamt 1,2 Milliarden Mark doch noch zu bekommen.

Aus Sicht des Distributors stellt sich die Sache allerdings etwas anders dar. Nach Ansicht von CHS-Boß Claudio Osorio seien nicht alle Bedingungen für den Abschluß des Kaufes von der Metro AG erfüllt worden. Helmut Schmitt, Chef der deutschen CHS-Niederlassung, erklärt, was es damit auf sich hat: "Finanzielle Statements über Vobis, die uns zugesagt wurden, sind bei uns nie eingetroffen." Zudem habe CHS mit dem Retail-Geschäft von Vobis arge Bauschmerzen gehabt. Trotz alledem sei man nicht im Bösen auseinandergegangen, betont Schmitt. "Es gibt von beiden Seiten eigentlich keine Forderungen mehr. Dennoch kann man Schadensersatzansprüche nie ausschließen", fügt er hinzu.

Kein Interesse mehr an Teilen von Vobis

Daß aber auch finanzielle Schwierigkeiten zum Platzen des Kaufvertrages geführt haben, will Schmitt nicht verhehlen. "Die Lage an den Finanzmärkten hat sich in der letzen Zeit erheblich verändert." In der Tat sackte die CHS-Aktie binnen Jahresfrist von 30 auf derzeit sechs Dollar ab. "Das liegt einfach daran, daß wir zwar an der amerikanischen Börse notiert, aber vor Ort nicht präsent sind", erklärt der deutsche CHS-Chef. Aus diesem Grund müsse sich der Broadliner in den USA unbedingt verstärken. Erste Unternehmen seien schon ausgemacht und Geld, nicht zuletzt durch den geplatzten Vobis-Kauf, genügend vorhanden.

Geld wird der Disti aber auch für Deutschland brauchen, um vor allem in Sachen PC-Assemblierung voranzukommen. Gesucht werde dabei nach den Worten Schmitts eine weltweite Lösung. Wann diesbezüglich mit einer Ankündigung zu rechnen ist, vermochte er noch nicht zu sagen. An Teilen von Vobis jedenfalls sei man definitiv nicht interessiert.

Wie es letztendlich mit der Vobis-Gruppe weitergeht, steht derzeit noch in den Sternen. Zwar hat die Metro AG nach eigenen Angaben bereits konkrete Schritte unternommen, um alternative Szenarien umzusetzen. Wie diese aber aussehen, scheint selbst dem Kölner Konzern noch etwas rätselhaft. So ließ sich etwa Metro-Vorstandssprecher Klaus Wiegand lediglich entlocken, daß auch ein Börsengang in Frage komme. Für Insider jedoch steht bereits fest, daß an der Zerschlagung der Unternehmensgruppe mit Vobis, Maxdata und Peacock kein Weg vorbeiführt. (sn)

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