Clevere Apple-Strategie beschämt Wintel-Anbieter

20.09.2001

Seitdem Apples "Imac" das Licht des Marktes erblickt hat, trommelt der kalifornische Computerbauer, er allein habe die geeigneten Multimedia-Maschinen für Heimbenutzer und Schulen. Aus der Riege der Wintel-Anbieter kommen zwar zaghaft formulierte gegenteilige Beteuerungen, doch so richtig laut musste diese bisher nicht die Marketingmaschine ankurbeln. Denn für sie allein spricht die Macht des Faktischen: Software, Spiele und ungezählte Bearbeitungs- und Schnittstellenwerkzeuge für den Heimvideo-, -foto- und -spiele-Benutzer Marke Wintel, zeigen doch deutlich, wo die Hersteller von Unterhaltungselektronik und Heim-PC-Produkten ihre realen Gewinnchancen ansiedeln.

Die leerdrehende PC-Spirale

"Falsch!" ruft nun Marktforscher Gartner der gewinnsüchtigen Meute zu. Nicht sie, sondern Apple habe mittlerweile zu einer profitab-len Produktstrategie gefunden. Warum? Weil Apples Strategie den multimediasüchtigen Anwender zwinge, seinen Computer in kurzen Abständen nach- beziehungsweise aufzurüsten. Immer neue rechenintensive Anwendungen, die ruckfrei und ohne lähmende Verarbeitungspausen abgespielt werden wollen, sorgten dafür.

Die Wintel-Fraktion hingegen kämpft laut den Marktforschern mit einer für sie unerfreulichen Veränderung des "durchschnittlichen Lebenszyklus eines gewerblich genutzten PCs". Derzeit wird dieser im Schnitt drei Jahre eingesetzt, dann entsorgt. Doch es könnten schon bald vier Jahre werden. Denn zum einen steht mittlerweile für jegliche Büro- und Spieleanwendung genügend Rechenpower zur Verfügung. Zweitens seien mittlerweile viele Firmennetze darauf ausgelegt, über Browser in den firmeneigenen Softwarebeständen suchen zu können und diese dann über entsprechende Applikationsserver aufzurufen.

Konsequent zieht Gartner den Schluss: Da die PC-eigene Rechenleistung zunehmend weniger ins Gewicht falle, gäbe es für Heimanwender und Unternehmen immer weniger Grund, ihre Wintel-PCs nachzurüsten.

Nun muss diese Botschaft lediglich von Hersteller Apple bei Third-Party-Anbietern publik gemacht werden, um diese in den Sechs-Prozent-Markt zu lotsen. So groß ist derzeit Apples Anteil am weltweiten PC-Markt.

www.apple.com

www.gartner.com

ComputerPartner-Meinung.

Gartners Ansicht zur Apple-Strategie verblüfft. Zwar argumentiert der Marktforscher elegant, doch mutet seine zentrale Aussage wie aus einer vergangenen Epoche an. Es kann nicht Sinn und Zweck einer Produktstrategie sein, Benutzer zu fortwährenden Updates zu zwingen. Der erkennbare Nutzen ist das Kriterium von Updates.

Umgekehrt liegt Gartner damit richtig, dass die MHz-, RAM- und Festplattenschlacht von jedem Benutzerinteresse abstrahierte. Die Quittung folgte - die jüngsten PC-Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Das wirkliche Ergebnis der Gartneranalyse ist also: Betrachte den Nutzen der Produkte langfristig. Dann kann man neue Produkte glaubwürdig verkaufen. (wl)

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