Clients und Server für das Java-Computing

22.11.1996
MÜNCHEN/NEW YORK: Der erste seiner Art ist er nicht, der Network Computer von Sun Microsystems. Dafür steht er wie kein zweiter der neuen Desktops für die reine NC-Lehre von Sun, die da lautet: Java-Computing.Mit einigem Wirbel hat Sun Ende Oktober seinen NC vorgestellt. Der Name des Gerätes ist Programm: Java Station. Sun will nämlich nicht nur einen weiteren Thin Client auf den Markt bringen, sondern gleich eine komplette Lösung für auf Java basierendes, unternehmensweites Computing. Zu der Lösungspalette gehören neben der Java Station auch diverse Serversysteme, Software und Dienstleistungen.

MÜNCHEN/NEW YORK: Der erste seiner Art ist er nicht, der Network Computer von Sun Microsystems. Dafür steht er wie kein zweiter der neuen Desktops für die reine NC-Lehre von Sun, die da lautet: Java-Computing.Mit einigem Wirbel hat Sun Ende Oktober seinen NC vorgestellt. Der Name des Gerätes ist Programm: Java Station. Sun will nämlich nicht nur einen weiteren Thin Client auf den Markt bringen, sondern gleich eine komplette Lösung für auf Java basierendes, unternehmensweites Computing. Zu der Lösungspalette gehören neben der Java Station auch diverse Serversysteme, Software und Dienstleistungen.

Die Java Station-Umgebung besteht zunächst einmal aus dem Betriebssystem JavaOS und einer Reihe von Produktivitäts-Applets, zusammengefaßt in dem Produkt HotJava Views. Letzteres beinhaltet auch einen eigenen Browser. Das JavaOS wurde laut Sun komplett in Java geschrieben und benötigt 3,5 MB Arbeitsspeicher. Technisch ist der Java-Client von Sun ebenso simpel wie die NCs von Konkurrenten wie Boundless Technologies oder HDS (siehe hierzu ComputerPartner 17/96): Festplatte, Einschübe, Floppy- oder CD-ROM-Laufwerke sucht man vergebens. Statt dessen finden sich ein MicroSPARC II-Chip für die lokale Prozessorleistung, zwischen acht und 64 MB RAM, integriertes 10BaseT-Networking und wahlweise ein 14-Zoll- oder 17-Zoll-Monitor. Mitte 1997 sollen 100BaseT, PPP und Flash-RAM hinzukommen.

Was aber soll auf den NCs laufen? Sun hat Java großzügig lizenziert. Dutzende Firmen - darunter Baan, IBM, Computer Associates, Informix, Oracle, SAP und Sybase - basteln eifrig an Java-basierenden Software-Produkten und Applikationen. Das Angebot dessen, was es schon gibt, - Sun spricht von 450 Anwendungen - ist jedoch noch mager. Sun will seinen Kunden daher als Übergangslösung auch den Zugriff auf Windows-Applikationen ermöglichen; und zwar mit "Ntrigue", einer Lösung von Insignia Solutions, die dem Winframe-Verfahren von Citrix ähnelt. Als "dummes" Terminal für überholte Mainframe-Umgebungen läßt sich die SunStation nebenher auch verwenden.

Das Gros seines Umsatzes macht Sun mit seinen Servern. Böse Zungen behaupten daher, Java-Computing und billige Thin Clients dienten nur dazu, den Umsatz mit "fetten" Servern weiter anzukurbeln. Suns angeblich für das Java Computing optimierte neue Serverfamilie wird unter dem Namen "Netra j" vermarktet. Der Netra j wird in fünf verschiedenen Konfigurationen angeboten, vom Einstiegsmodell für 20 bis 50 Clients bis zum High-End-Server für mehrere tausend NCs. Die zugehörige Softwarelösung basiert auf der bekannten Solaris-Umgebung und dem Netscape Enterprise Server. Für die Mainframe-Zielgruppe sind beispielsweise die Software-Lösungen OC://WecConnect und Open Vista von Open Connect Systems gedacht. Sie ermöglichen laut Anbieter die Internet/Intranet-Integration von Mainframes.

Glaubt man den Marktforschern, dann werden sich die Client/Server-geplagten EDV-Entscheider nicht mit Heißhunger auf das Network Computing ê la Sun stürzen. IDC beispielsweise sieht für 1997 weltweit höchstens eine Million NCs über die "Ladentheke" gehen, um zunächst veraltete Terminals zu ersetzen. "Mit Low-End-PCs werden die NCs vielleicht in einigen Jahren in Konkurrenz treten", schätzt IDC-Analyst Evan Quinn. Bis dahin bleibt noch Zeit, die Zahl der Java-Anwendungen zu erhöhen und einen für Java optimierten Prozessor zu entwickeln. Außerdem muß sich das Sun-Konzept "Das Netzwerk ist der Computer" erst einmal in der Praxis bewähren. Bis auf euphorische Kostensenkungsversprechen kann Sun seinen Kunden bislang nichts konkretes unter die Nase reiben. Erste Pilotprojekte - zum Beispiel mit den Unternehmen Eastman Kodak, British Telecom und Federal Express - sollen Aufschluß geben.

Die JavaStation kostet in der Einsteigervariante mit acht MB RAM, Maus und Tastatur 1.290 Mark plus MwSt. Inklusive Monitor sind 1.730 Mark zu berappen. Das 64-MB-RAM-Modell soll mit Bildschirm 3,970 Mark kosten. Das Server-Einstiegsmodell Netra j 110 kostet inklusive Software 15.620 Mark. Alle Systeme sind laut Sun ab Dezember verfügbar. (ld)

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