Carlo Dannies, Bright Skies

"Cloud-Innovator für ganz Mitteleuropa"

Alexander Roth leitet als Geschäftsführer die Geschicke und die Redaktion von Evernine. Der mit Prädikatsdiplom ausgestattete Volkswirt wechselte 2004 in die Medienbranche, wo er zuerst beim Wirtschafts- und Polittalksender Air America Radio in New York City in der Recherche tätig war und in einem weiteren Schritt, wieder zurück in Deutschland, eine zweijährige Festanstellung beim Medienhaus IDG (u.a. PC Welt, Computerwoche, ChannelPartner) inklusive Volontariat absolvierte. Auch ein Besuch der Akademie der Bayerischen Presse (ABP) gehörte zu seiner Ausbildung. 2007 gründete der Münchner (geb. 1977) das Redaktionsbüro Alexander Roth, das er zwischen 2010 und 2011 in die Evernine GmbH umwandelte.
Wolke ist noch spannender als Fußball: Carlo Dannies, COO beim Cloud-Integrator Bright Skies, erzählt, warum er den HSV verließ, und wie er seine Liebe zum Channel entdeckte.
 
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Carlo Dannies hat beim Hamburger Sportverein als IT-Leiter in über zehn Jahren viel erreicht. So hat er beim HSV die Digitalisierung maßgeblich voran getrieben und wurde deshalb bereits von der COMPUTERWOCHE und dem CIO Magazin in die Top-10 beim "CIO des Jahres 2017" gewählt. Im Februar 2018 ist er zu Bright Skies gewechselt, wo er als Chief Operating Officer (COO) das Tagesgeschäft vorantreibt. Der Cloud-Dienstleister hat sich als mehrfach ausgezeichneter Microsoft-Partner bereits einem Namen im Channel gemacht hat. Gründe für seinen Wechsel in den IT-Channel nennt Dannies im Interview mit ChannelPartner.

channelpartner.de: Herr Dannies, trotz des sportlichen Abstiegs und der Arbeit am Wochenende: Es fällt einem schwer, einen Grund zu finden, von solch einem renommierten Bundesligaverein in ein noch relativ unbekanntes IT-Channel-Unternehmen zu wechseln. Wie kam es also dazu?

Carlo Dannies, COO bei Bright Skies: Nach über zehn tollen Jahren bei einem solchen Traditionsverein war ein sportliches Tief mit Sicherheit kein Grund für einen Wechsel. Auch die Arbeit am Wochenende hat größtenteils Spaß gemacht, meine Familie freut das aber jetzt natürlich. Doch auch wenn die Wochenenden nun öfter mal frei sind, ist die Arbeit bei Bright Skies mindestens mit der gleichen hohen Intensität verbunden wie beim HSV.

Aber ich habe hier natürlich eine andere Rolle und auch mehr gestalterischen Spielraum, während ich vorher als CIO immer so ein bisschen Hausmeister gespielt habe, das Ganze natürlich auch etwas in ein strategisches Gewand gehüllt und mit der Aufgabe, dem Business die Digitalisierung zu erklären. Aber ich wollte eben auch gestalten, daher auch der Seitenwechsel.

Carlo Dannies, Chief Operating Officer bei Bright Skies: "Langfristig wollen wir 'der' Cloud-Innovator für den Mittelstand in ganz Deutschland und Mitteleuropa werden."
Carlo Dannies, Chief Operating Officer bei Bright Skies: "Langfristig wollen wir 'der' Cloud-Innovator für den Mittelstand in ganz Deutschland und Mitteleuropa werden."
Foto: Bright Skies

Für mich war es dabei ganz wichtig, dass ich nicht zu irgendeinem Systemhaus gehe, sondern dass die Story dahinter passt. Der Gründer von Bright Skies, Kim Nis Neuhauss, ist eine sehr charismatische Persönlichkeit mit einer Vision. Die hat er mir aufgezeigt und hat mich vollkommen überzeugt. Da habe ich dann gesagt, das ist genau das, wo ich mitspielen will. Die Idee dahinter ist, IT-Beratung auf ein ganz neues Level zu heben, wo man sich komplett von der klassischen Welt der Systemintegration zu lösen versucht, um das Beste für die Kunden aus der Microsoft-Welt von Cloud-gestützten und reinen Cloud-Lösungen zu realisieren.

Weil ich in meiner alten Rolle als IT-Leiter beim HSV schon eine Affinität dazu hatte, passte das ganz gut. Ich mache hier nicht den Geschäftsführer für irgendein gewachsenes Systemhaus mit festgefahrenen Strukturen, sondern in einem jungen Team, das gerade erst in den letzten vier Jahren stark gewachsen ist und wo sich wahnsinnig viel beeinflussen und gestalten lässt.

Das macht es natürlich so spannend, dabei zu sein und die Dinge mit zu entwickeln. Letztendlich macht das auch die Kunden glücklich, wenn wir in die Herausforderungen mit einem neuen Ansatz angehen, die klassische IT ein Stück weit strategischer wird, und die Kunden sich nur noch auf ihr Kerngeschäft konzentrieren müssen.

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channelpartner.de: Sie waren über zehn Jahre beim HSV und haben dort maßgeblich die moderne IT aufgebaut, wofür Sie Ende 2017 vom CIO Magazin und der COMPUTERWOCHE in die Top-10 beim "CIO des Jahres"-Wettbewert gewählt wurden. Aber was hat Sie bei dem Hamburger Sportverein besonders gereizt, dass Sie so lange geblieben sind?

Carlo Dannies, Bright Skies: Fußball ist immer etwas Emotionales, besonders wenn es sich um einen so großen Traditionsverein wie den HSV handelt. Ich habe dort 2004 als Praktikant im Ticketing angefangen und bin 2006 nach meinem Studium dorthin zurückgekehrt. In den letzten siebeneinhalb Jahren konnte ich als IT-Leiter tatsächlich sehr viel bewegen und hatte auch eine Menge interessanter Aufgaben.

Das fängt an mit Dienstleistungen für das gesamte Unternehmen an, und hat eine Breite von Themen berührt. Die reichten vom Einzel- und Online-Handel mit Tickets und Merchandising-Artikeln bis hin zu dem HSV-eigenen Museum samt Audio- und Video-Streaming-Diensten. So vieles auf kleinem Raum findet man sonst nur selten. Was etwas auf der Strecke geblieben ist, waren die Wochenenden. Als zweifacher Familienvater habe ich jetzt den Luxus, freie Wochenenden zu haben.

channelpartner.de: Zurück zum Fußball: Sie haben eine achtjährige Tochter und einen fünfjährigen Sohn, nicht wahr? Der Kleine ist doch sicherlich HSV-Fan.

Carlo Dannies: Ja, der hat eine Fußball-Affinität, trägt aber am liebsten schwarz-gelbe Trikots, wobei das kein Problem für mich ist. Ich habe ja viele Jahre sehr intensiv im Arbeitskreis IT der Deutschen Fußballliga (DFL) mitgearbeitet und den auch maßgeblich mitgestaltet. In dem Netzwerk, in dem sich alle IT-Verantwortlichen der 1. und 2. Bundesliga regelmäßig treffen, kennt man natürlich die Herausforderungen und Themen, welche die Kollegen der anderen Clubs beschäftigen.

Und da gibt es überhaupt kein Konkurrenzdenken. Das ist übrigens ein wichtiges Thema, das sich auch auf die Welt der IT-Berater und Systemhäuser übertragen lässt. Auch hier gibt es kaum noch ein Konkurrenzdenken, sondern eher einer ganz große Motivation, wie man zusammenarbeiten kann, um mit Partnern bei den Kunden die richtige Lösung zum richtigen Zeitpunkt in einer vernünftigen Qualität zu verwirklichen.

channelpartner.de: Interessant sind für Sie als COO bei Bright Skies sicherlich auch die vielen Themen und Branchen, denen Sie begegnen. Haben Sie für sich neue oder alte Lieblingsbranchen entdeckt?

Dannies: Sagen wir mal so: Ich habe gewisse Triebfedern, die mich bewegen. Im Wesentlichen habe ich immer das Ziel, das große Ganze besser zu machen. Ich habe keine Branche, wo ich sagen würde, uh, ich bin hier der Weltverbesserer. Aus dem professionellen Sportbusiness habe ich einen sehr guten Marktüberblick und weiß daher auch sofort, wo die Probleme und Herausforderungen liegen. Die lassen sich oft wunderbar auf den gesamten deutschen Mittelstand projizieren, weil auch da die Prozesse dort meist heterogen gewachsen sind und Lösungen mal schnell eingeführt wurden - ohne sie mit der nötigen Konsequenz weiter zu entwickelnt. Da komme ich mit meinen Erfahrungen und mit Bright Skies - mit der einmaligen Fähigkeit, sich sehr schnell auf neue Situationen einstellen zu können.

Aber nun zu Ihrer Frage: Ich habe zwei Themen, die mir besonders am Herzen liegen. Die Fußball-IT würde ich gerne noch mehr professionalisieren und entsprechende Digitalisierungsstrategien weiterentwickeln. Da bin ich noch im Austausch mit der einen oder anderen Instanz. Das zweite große Thema für mich ist Bildung. Wir sind auch und besonders mit Microsoft sehr stark im Bildungssektor unterwegs.

Wir müssen aber auch feststellen, dass das auch ein Stück Missionsarbeit ist, weil wir in Deutschland so in den Grenzen des Föderalismus gefangen sind und unsere Kinder nicht richtig vorbereitet sind auf das, was sie in der realen Welt später erwartet. Es wird viel zu wenig über Kompetenzen nachgedacht und wie man moderne Arbeitsmittel einsetzt. Stattdessen wird diskutiert, ob man an den Schulen besser mit iPads oder mit digitalen Whiteboards arbeitet. Aber abgesehen von diesen beiden Themen fühle ich mich in allen Mittelstandsbereichen zu Hause und erfahre in meiner neuen Rolle als COO dort viel Neues.

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channelpartner.de: Was wollen Sie bei und mit Bright Skies noch erreichen?

Dannies:Strategisch haben wir natürlich mehrere Ziele. Langfristig wollen wir "der" Cloud-Innovator für den Mittelstand in ganz Deutschland und Mitteleuropa werden. Da sind wir schon auf einem guten Weg. Mittelfristig rechnen wir uns gute Chancen aus, zum "Microsoft Partner of the Year" zu werden. Da haben wir schon eine Reihe von spannenden Projekten.

Damit komme ich schon zu den kurzfristigen Zielen. Zusätzlich zu den Themen wie Microsoft Azure und Modern Workplace mit Office 365, Microsoft 365 und EMS, die wir schon aus dem Effeff beherrschen, sind wir gerade dabei, Künstliche Intelligenz und entsprechende Services aus der Microsoft-Welt für uns und unsere Kunden nutzbar zu machen.

Auch die Blockchain ist für uns ein sehr wichtiges Thema geworden. Dabei bauen wir jeweils auf den gesamten Microsoft-Werkzeugkasten und andere Partnerlösungen, wie die von Nutanix und Rubrik, um sie für die Kunden nutzbar zu machen. Als herausragender Cloud-Partner wollten wir stets der "Leading Edge" sein. Wir sind übrigens auch ein starker Partner der Start-up-Szene und in vielen interessanten Projekten mit diesen Neugründungen vor Ort dabei.

channelpartner.de: Bright Skies will ja von Hamburg aus nicht nur nach Norddeutschland ausstrahlen, sondern expandiert gerade. Ende September 2018 haben Sie mit Dresden das zweite Standbein in Deutschland eingeweiht. Weitere sind geplant. Denkbar wäre zum Beispiel Berlin, noch vor Hamburg das Start-up-Mekka.

Dannies: Tatsächlich haben wir auch an Berlin gedacht. Aber dann bot sich für uns in Dresden ein wunderbares Team mit gleich vier Cloud-erfahrenen Mitarbeitern samt erstklassigen Räumlichkeiten. Allein die Tatsache, dass Infineon gerade für über 120 Millionen Euro ein Microchip-Start-up aus Dresden gekauft hat, zeigt, dass es auch dort eine sehr rege Start-up-Szene gibt. Von dort aus nach Berlin, Nürnberg und Wolfsburg sowie darüber hinaus ist es auch nicht weit. Da haben wir ganz großartige Unternehmen, die meisten davon sind "Hidden Champions". Wir sind daher zuversichtlich, von Dresden aus weiter wachsen zu können.

In Köln haben wir auch schon die ersten Kollegen unter Vertrag genommen und suchen wir gerade nach Räumlichkeiten. Im Rheinland haben schon eine sehr attraktive Kundensituation in den verschiedensten Branchen, etwa in Versicherungen, bei Verlagen und diversen Sportvereinen. Da wollen wir uns weiter positionieren und wachsen. Für 2019 peilen wir den Schritt nach München, um dann deutschlandweit Projekte so fassen zu können, dass keiner unserer Consultants länger als zwei Nächte im Hotel bleiben muss. 2019 wird auf jeden Fall ein spannendes Jahr für uns und unsere Kunden.

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