Vergleich von Kostenmodellen

Cloud oder Eigenbetrieb – zwei Rechenbeispiele

10.05.2013

Zweites Rechenbeispiel: Software-Cloud

Im Unterschied zu den Infrastruktur- und Anwendungs-Basics aus der Cloud, wie sie ein Service-Provider liefert, scheint das Thema beim Software-Cloud-Modell einen Tick schwieriger zu sein. Das merkt man schon daran, dass es einige Jahre gedauert hat, bis es die ERP-Hersteller geschafft haben, ihre relativ komplexen Betriebswirtschaftslösungen in das Modell Software-as-a-Service (SaaS) zu transformieren.

Zu dem halben Dutzend SaaS-ERP-Anwendungen auf dem deutschen Markt hat sich im Oktober eine weitere Betriebswirtschaftslösung aus der Wolke gesellt: Die Sage Software GmbH führte ebenfalls eine reine Cloud-Lösung ein, die "Sage Office Line 24". Sie bildet die Grundlage einer zweiten Vergleichsrechnung in einem Szenario von fünf Usern, bei der Oliver Henrich, Leiter Produkt-Management bei Sage Software, das On-Premise-Angebot, also den Lizenzkauf und Softwarebetrieb im Unternehmen, den Kosten des Cloud-Angebots gegenübergestellt hat.

Kostenvergleich einer Betriebswirtschaftslösung

Kosten einer On-Premise-Lösung (in Euro)

Kosten der "Office Line 24" von Sage (in Euro)

Lizenzen (einmalig) für Warenwirtschaft und Rechnungswesen

3.980

-

Client-Lizenzen (einmalig) für fünf User

6.450

-

Lizenzen (gesamt)

10.430

-

Wartung- und Support (pro Jahr) für Warenwirtschaft und Rechnungswesen

2.424

-

Client-Wartung und -Support (pro Jahr) für fünf User

974

-

Wartung- und Support (pro Jahr; gesamt)

3.398

-

Nutzungsgebühr (pro Jahr)

-

5.340

Kosten in Jahr 1

13.828

5.340

Kosten in Jahr 2

3.398

5.340

Kosten in Jahr 3

3.398

5.340

Kosten in Jahr 4

3.398

5.340

Kosten in Jahr 5

3.398

5.340

Gesamtkosten nach fünf Jahren

27.422

26.700

Quelle: Sage Software

Das Bild ist ähnlich wie bei der IT-Flatrate: Die Anfangskosten des Eigenbetriebs sind viel höher als in der Cloud: Die Lizenzkosten für fünf Nutzer von Warenwirtschaft und Rechnungswesen samt fünf Client-Versionen sowie Wartung und Support belaufen sich im ersten Jahr auf knapp 14.000 Euro, während das Cloud-Angebot konstant bei 5.340 Euro im Jahr liegt. Teurer wird das Cloud-Modell erst nach fünf Jahren.

Ist das jetzt der Haken des Cloud-Preismodells? Sowohl Blümle als auch Henrich verneinen dies. Die impliziten Vorzüge des Cloud-Modells wögen die Mehrkosten, die sich nach rund fünf Jahren langsam aufbauen, bei Weitem auf.

Ein Blick auf die Beweggründe "Cloud-affiner" kleiner und größerer Mittelständler verdeutlicht, dass sich die Entscheidung für oder gegen das Cloud-Modell nicht auf die Finanzfrage reduzieren lässt. So führt etwa der Zulieferbetrieb für Bäcker und Konditoren, die Bäko Südwürttemberg eG, die sich ebenfalls für eine IT-Flatrate entschieden hat, als Anforderungen an eine IT-Lösung auf: "Planbare Betriebskosten, hohe Verfügbarkeit, reduzierte Aufwände zur Systempflege und Daten in sicherer Umgebung". Die "planbaren Betriebskosten" sind eine wichtige Bedingung.

Andere Argumente, die Blümle nennt, sind Fragen, die sich meist nicht erst nach fünf Jahren stellen: Was passiert mit veralteter Hardware? Kommt sie auf den Schrott? Wer kümmert sich um die neue Hardware?

Selbst wenn Händler Rückkaufoptionen bieten, bindet der Server- und PC-Wechsel Ressourcen in der Firma. Auch die vielen unproduktiven Stunden von Mitarbeitern, die verstreichen, bevor ein abgestürztes oder überlastetes System im Eigenbetrieb wieder richtig funktioniert, sind ein triftiger Grund für die Wolke.

Die Zusage einer in der Regel 99-prozentigen Verfügbarkeit liegt über dem durchschnittlichen Ausfallwert im Eigenbetrieb. Ganz zu schweigen von den vielen Fällen der vernachlässigten Datensicherung, die besonders bei kleinen Betrieben anzutreffen sind. Und während in der Cloud die Daten sicher und redundant in verschiedenen Rechenzentren aufbewahrt werden, sind sie in vielen Firmen nicht vor Brand- oder Wasserkatastrophen geschützt.

Auf der letzten Seite lesen Sie u.a., wo die Cloud ihre Grenzen hat.

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