Cobion kauft sich aus insolventer Biodata frei

02.05.2002
Die Cobion AG, Anbieter von Content-Security-Lösungen, hat sämtliche Eigentumsanteile von der insolventen Biodata wieder zurückgekauft. Damit können die Kasseler nun weiterhin hemmungslos im Internet nach schmutzigen Inhalten suchen.

Ab Januar 2002 hätte der Kasseler Anbieter von Content-Security-Lösungen eigentlich zu 100 Prozent zum IT-Sicherheitsunternehmen Biodata gehören sollen. Doch bevor es dazu kam, meldete Biodata Insolvenz an. Nun haben die drei Firmengründer Jörg Lamprecht (CEO), Rene Seeber (CTO) und Carsten Werner (Chief Scientist) ihr Baby wieder zurückgekauft. Biodata hielt seit Mitte 2001 35,8 Prozent von Cobion, die nun wieder zu gleichen Teilen an die Firmengründer verteilt wurden.

Cobion entwickelt Lösungen, mit denen Webinhalte überprüft werden können. Denn allein in Deutschland werden monatlich mehr als 5,3 Millionen Pornoseiten aufgerufen - rund 70 Prozent davon in der Zeit zwischen 9 und 17 Uhr an Werktagen. Unternehmen suchen mehr und mehr nach Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter davon abzuhalten. "Das ist der bisher fehlende Baustein bei IT-Sicherheitskonzepten", erklärt Olaf Jacobi, Mitglied der Geschäftsführung bei Cobion. Das Alleinstellungsmerkmal: Während ähnliche Lösungen wie Web-Washer Studenten oder Aushilfen, den so genannten Pornojägern, nach Webseiten mit anstößigem Inhalt suchen lassen, arbeitet Cobion mit Algorithmen. Mehr als 1.000 Server suchen ständig nach neuen Einträgen zu Sex, Gewalt, Auktionen oder Rassismus. Und scheinbar gibt es davon eine ganze Menge. Inzwischen sind 13 Millionen Einträge in 58 Kategorien entdeckt worden. Das entspricht etwa 1,8 Milliarden indizierter URLs, davon zum Beispiel 800 Millionen Bilder und 800 Millionen Dokumente. "Wir scannen die Bilder, Texte und Logos", erklärt Jacobi. Je nach Beschaffenheit und Anordnung der Farben kann die Lösung erkennen, ob es sich um ein Bild mit Schweinkram handelt. "Da gibt es tatsächlich Eigenarten, die immer wieder vorkommen. Auf einem japanischen Pornobild beispielsweise wird fast immer ein weißer Fleck mit dabei sein - wegen den weißen Socken", ergänzt er.

Mit der Orange-Box zum Fachhandel

Für die nahe Zukunft wollen die Kasseler ein internationales Netz an Wiederverkäufern aufbauen, vor allem für die hauseigene Sicherheitslösung namens "Orange-Box". Die Appliance kümmert sich um die Internet-, Intranet- und E-Mail-Filterung. Im monatlichen Preis ist der Content-Filter-Service mit dabei. Die Lösung ist durchaus bezahlbar: Die Orange-Box "Web" kostet zum Beispiel für ein Unternehmen mit bis zu 2.500 Mitarbeitern sieben Euro pro Jahr und Mitarbeiter. Sollen zum Beispiel nur 100 Mitarbeiter kontrolliert werden, kostet die Box 37,50 Euro pro Mitarbeiter und Jahr. Bislang gibt es nur zehn Partner in Deutschland, doch Jacobi hofft auf mehr. Denn Potenzial gibt es seiner Meinung nach genug. In zwei bis drei Jahren werden 30 Prozent aller gewerblichen Internetsurfer in den USA und Europa im Hintergrund einen Internetblocker laufen haben.

www.cobion.de

ComputerPartner-Meinung:

Glücklicherweise haben die drei Gründer von Cobion das Kapital zusammengekratzt, um sich freizukaufen. Sonst wäre wieder einmal ein interessantes Produkt im allgemeinen Insolvenzentaumel sang- und klanglos untergegangen. (gn)

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